Klöster in Baden-Württemberg
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Ursulinenkloster Freiburg - Geschichte
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Im Jahr 1696 konnten vier Ordensschwestern aus dem Ursulinenkloster in Luzern eine Niederlassung in Freiburg gründen. Ihr Orden gehörte der von Anne de Xainctonge 1606 in Dôle (Burgund) gegründeten Kongregation an, nicht zu verwechseln mit dem durch Angela Merici 1535 in Anlehnung an die Gesellschaft Jesu gegründeten "Societas Sanctae Ursulae". Wie diese widmeten sich aber auch die Dôler Ursulinen der Erziehung der weiblichen Jugend. Sie verzichteten auf eine Klausur, trugen eine einfache schwarze Witwentracht als Habit und orientierten sich in der Unterrichtspraxis an ähnlichen Grundsätzen wie die Jesuiten. Die Ursulinen sollten in Freiburg die Mädchen neben allgemeinen Schulfächern vor allem in Französisch unterrichten. Anfangs war ihre Schule in Privathäusern untergebracht, dann ermöglichten großzügige Spenden den Erwerb eines Grundstücks an der westlichen Stadtmauer, wo die Ursulinen einen weiträumigen Klosterkomplex mit eigener Klosterkirche errichten konnten, der 1710 bezugsfertig wurde. Wegen der schwarzen Tracht nennt man dieses Gebäude der Ursulinen bis heute das "Schwarze Kloster".
1699 wurde die aus Baden im Aargau stammende Lehrschwester Euphemia Dorer (1667-1752) vom Luzerner Mutterkloster nach Freiburg geschickt. Als 1709 der Freiburger Konvent im Einvernehmen mit Luzern selbstständig geworden war, wurde sie zur Oberin mit neunjähriger Amtszeit gewählt. Sie erwies sich als überaus tatkräftige Leiterin. Geleitet von tiefer Frömmigkeit setzte sie sich für die Herz-Jesu-Verehrung ein, pflegte enge Verbindungen mit der Abtei St. Blasien und sorgte für die Übertragung wertvoller Reliquien in die Klosterkirche. Im Konvent wie in der Bevölkerung war sie hochgeschätzt. Mit ihrem Engagement gewann sie zahlreiche Spenden für die Fertigstellung der Klostergebäude und deren Instandsetzung nach schweren Beschädigungen in den Kriegszeiten von 1713 und 1744. Von 1725 bis 1734 wirkte sie erneut als Oberin des Klosters. Nach ihrem Tod im Jahr 1752 wurde sie in der Klostergruft unter dem Hochaltar der Kirche beigesetzt. Euphemia Dorer gilt als eine der bedeutendsten Frauengestalten in der Geschichte der Stadt.
Dank des guten Rufes fand die Schule der Ursulinen immer größeren Zulauf und das Kloster konnte weitere Niederlassungen gründen, zuerst 1745 in Staufen, wo es bis 1777 eine Mädchenschule unterhielt, 1782 in Villingen und 1820 in Breisach. Seit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Jahr 1774 wurde St. Ursula neben der Klosterschule Adelhausen zur Pflichtschule für Mädchen vom 6. bis zum 13. Lebensjahr. Mit dem Übergang des Breisgaus an Baden 1805/06 trafen die Bestimmungen der Säkularisation auch die hiesigen Klöster. Das Freiburger Ursulakloster wie auch Adelhausen und ein halbes Dutzend weitere Frauenklöster im Land wurden durch ein 1811 erlassenes "Regulativ" in "Lehrinstitute" umgewandelt. Diese Einrichtungen blieben zwar Eigentum des Ordens, wurden aber staatlich kontrolliert und reglementiert. Die geistlichen Pflichten traten zurück, die Ordensfrauen wurden zu Lehrschwestern. Der Geist der Aufklärung zog auch in St. Ursula ein. Unter Leitung der 1809 zur Oberin gewählten Caroline Caspar (1780-1860) wuchs die Schule, der Fächerkanon wurde erweitert (u. a. um Englisch), man richtete eine eigene Näh- und Arbeitsschule ein, ferner eine Sonntagsschule für arme Frauen und lernwillige Dienstboten. Die Zahl der Schülerinnen stieg von rund 500 im Jahr 1810 auf über 600 um die Jahrhundertmitte. Mit der steilen Zunahme der Einwohnerzahl konnte sich in der Folge die Zahl der Schülerinnen sogar fast verdoppeln.
Nach 1871 spitzte sich der Konflikt zwischen Staat und Kirche um die Bildungshoheit zu und eskalierte zum "Kulturkampf", der in Baden besonders heftig tobte. Als der badische Landtag 1876 die Einführung der überkonfessionellen "Simultanschule" beschloss, weigerte sich St. Ursula, dem zu folgen. Darauf erklärte die Landesregierung das Lehr- und Erziehungsinstitut ab Ostern 1877 für geschlossen. Vergeblich hatten 3.000 Frauen aus der Stadt eine Petition gegen die Schließung unterzeichnet. Die Ursulinen mussten Schule und Kloster verlassen. Im Gebäude richtete die Stadt eine städtische Mädchen-Volksschule ein. Nach vielfältiger Nutzung zog 1982 die Volkshochschule Freiburg in das "Schwarze Kloster" ein". Die Klosterkirche dient seit 1894 der altkatholischen Gemeinde als Pfarrkirche.
Die letzte Priorin führte die Schule als privates Lehrinstitut weiter, für das dank einer Stiftung 1893 ein neues Gebäude in der Eisenbahnstraße geschaffen wurde. Dort entstand insgeheim ein neuer Ursulinenkonvent, der dann 1922 die staatliche und kirchliche Anerkennung bekam. Die Schule wurde ausgebaut und konnte ab 1931 das Abiturzeugnis erteilen. In der Wiehre konnten die Ursulinen eine Frauenfachschule und ein Pensionat einrichten. Doch dann wurden ihre Schulen durch das NS-Regime aufgehoben und geschlossen, die Gebäude in der Eisenbahnstraße enteignet. Nach der Rückgabe konnte 1946 der Schulbetrieb wieder beginnen. Da der Konvent seit den 1960er Jahren schrumpfte, wurden immer mehr "weltliche Lehrkräfte" eingestellt. Dann übernahm 1990 die "Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg" die Trägerschaft der Schulen. Das Internat wurde aufgegeben. Die im Kloster verbliebenen vier Schwestern konzentrierten sich auf karitative Aufgaben und schlossen sich mit anderen Ursulinenkonventen zu einer Konföderation zusammen.
WOLFGANG HUG     
LITERATUR
-<KB Freiburg> I/2, 927.
- Ursula Gymnasium Freiburg 1696-1971. Freiburg 1971.
- 300 Jahre Mädchengymnasium St. Ursula Freiburg. Festschrift. Freiburg 1996.
- Rückblick 1996: St. Ursula, Berufliche Schulen, Mädchenrealschule. Festschrift. Freiburg 1996.
- 300 Jahre St. Ursula Schulen in Freiburg. Festschrift. Freiburg 1996.
- W. HUG: 300 Jahre Ursulinen in Freiburg im Breisgau. In: <FDA> 116 (1996) 123-134.
- P. ROHDE: Die Freiburger Klöster zwischen Reformation und Auflösung. In: H. HAUMANN / H. SCHADEK (Hg.): Geschichte der Stadt Freiburg. Bd. 2. 2. Aufl. Stuttgart 2001, 418-445, bes. 432f.
- Th. HOGG / B. M. KREMER (Hg.): Wo Gott die Mitte ist. Ordensgemeinschaften in der Erzdiözese Freiburg in Geschichte und Gegenwart. Lindenberg 2002, 196f.
- <Eine Stadt braucht Klöster> 40ff., 48ff., 202ff., 208ff.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 119: Ortenau, Landvogtei
-Generallandesarchiv Karlsruhe 200: Freiburg, Stadt
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