Klöster in Baden-Württemberg
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Kollegiatstift Möckmühl - Geschichte
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Am 25. Mai 1379 gründen die Brüder Kraft (IV.) und Gottfried (V.) von Hohenlohe mit Zustimmung ihrer Brüder unterhalb der Burg und oberhalb der alten Fuldaer Eigenkirche und späteren Pfarrkirche St. Bonifatius das Stift, welches Bischof Gerhard von Würzburg am 8. August 1379 bestätigte ("Capitulum ecclesie [s. Marie virginis et Georii martiris] in Meckmulen [-muln]"). Die im 14. Jh. in Möckmühl ausgestellten oder gesiegelten Urkunden deuten darauf hin, dass die Burg oberhalb der Stadt zeitweise eine hohenlohische Residenz war, das Stift also zunächst dem Typus des Residenzstiftes entsprach. Seit dem Verkauf Möckmühls an die Pfalz 1445 lagen Stadt und Stift an der Peripherie des jeweiligen Herrschaftsbereiches, zunächst des pfälzischen, nach der Eroberung der Stadt durch Herzog Ulrich von Württemberg während des bayerischen Erbfolgekrieges 1504 des württembergischen. Die Randlage und die geringe Dotation verhinderten, dass das Stift zu größerer Bedeutung gelangte.
Die acht Kanonikate, von denen später die Rede ist, wurden wohl bald nach der Gründung dotiert. Die Verleihungsrechte für alle Kanonikate lagen beim Ältesten der Stifterfamilie und in ihrer Rechtsnachfolge beim Landesherrn. Das Kapitel rekrutierte sich zum überwiegenden Teil aus Möckmühler Familien. An der Spitze des Stiftes stand ein Propst, der, wie es scheint, vom Landesherrn nominiert und vom Kapitel nachgewählt wurde. Dem Bischof von Würzburg wurde die "Wahl" des Propstes nicht vom Kapitel, sondern vom Landesherrn, später von der landesherrlichen Kanzlei, mit der Bitte um Bestätigung angezeigt. Es gibt nur eine einzige Zusammenfassung der Statuten. Sie kam 1484 nach längeren Beratungen und Konsultation des Stiftes Mosbach zustande und wurde von Bischof Rudolf von Würzburg als dem geistlichen Ordinarius und Kurfürst Philipp von der Pfalz als Landesherrn bestätigt.
Die Patronatsrechte für die Möckmühler Pfarrkirche hatte nicht das Stift Möckmühl inne, sondern das ältere Stift Mosbach. Das Stift selbst hatte Patronatsrechte für die Pfarrkirchen Honhardt (seit 1479 inkorporiert), Kochersteinsfeld, Lampoldshausen und Mulfingen. Die Stiftsschule, welche ab 1454 genannt wird und bis 1587 bestand, befand sich östlich der Stiftskirche. Sie wurde von einem vom Stift angestellten Präzeptor geleitet (ein Stiftsscholaster wird nicht genannt). Seit Beginn des 15. Jh. lässt sich für die späteren Möckmühler Kanoniker zunehmend ein Universitätsstudium nachweisen. Die meisten besuchten Heidelberg, die nächstgelegene Universität, daneben wurde nur noch Leipzig stärker frequentiert.
1542 führte Herzog Ulrich von Württemberg, nachdem er Möckmühl aus der Würzburger Pfandschaft ausgelöst hatte, in Stadt und Stift die Reformation ein. In dem Verzeichnis der seiner Jurisdiktion entzogenen Stifte, Klöster und Pfarreien, die Bischof Melchior Zobel Ende 1550 auf dem Augsburger Reichstag mit dem Ersuchen um Restitution Kaiser Karl V. übergab, wird auch das Stift Möckmühl genannt. Von den acht Kanonikaten seien noch sieben besetzt, doch zeige das Kapitel Auflösungserscheinungen. 1558 hob Herzog Christoph das Stift förmlich auf.
Über die Möckmühler Stiftskirche fehlen schriftliche Nachrichten. Die Authentizität des Merianstiches (1643) ist nicht nachprüfbar. Die Kirche wurde 1645 beim Franzoseneinfall zerstört, die zweitürmige Ruine noch 1703 erwähnt. Der Platz ist heute überbaut. Von den Stiftsgebäuden ist die Propstei erhalten. Verzeichnisse der Paramente und der liturgischen Geräte der Stiftskirche sind erst aus der Zeit der Auflösung des Stiftes bekannt.
ALFRED WENDEHORST     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 354 (A. WENDEHORST).
- <OAB Neckarsulm> 503-534.
- <KDW I> OA Neckarsulm, 446.
- O. FRIEDLEIN: Die Satzungen des Chorherrenstiftes Möckmühl (1484). In: <WDGBl> 37/38 (1975) 341-357.
- A. WENDEHORST: Das Säkularkanonikerstift Möckmühl in der Würzburger Stiftslandschaft. In: <ZGO> 147 = Festschrift für Meinrad Schaab (1999) 185-192.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 491 a: Honhardt, Möckmühler Stiftspflege
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 504: Stift Möckmühl
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 601: Württembergische Urkunden bis 1300
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 602: Württembergische Regesten
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 184: Diplomatare
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