Klöster in Baden-Württemberg
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Zisterzienserinnenabtei Lichtenstern - Geschichte
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Nach chronikalischen Nachrichten des 16. Jh., die sich jedoch mit der Urkundenüberlieferung in Einklang bringen lassen, stiftete Luitgart, Witwe Engelhards von Weinsberg und Tochter Schenk Walthers von Schüpf bzw. Limpurg, um 1242 auf weinsbergisch-heinritischem Gebiet nahe einem Zufluss der Sulm ein Kloster nach den Institutionen von Cîteaux, in das sie selbst eintrat und wo sie bald verstarb. Den Gründungskonvent stellte ihre Schwester, die Äbtissin Burgsind (oder Kunigunde) von Himmeltal in der Erzdiözese Mainz. Unterstützt wurde die Initiative durch Bischof Hermann von Lobdeburg, der 1243 der Ansiedlung von Nonnen aus der überfüllten Zisterze Himmeltal in der neuen Niederlassung "Stella Praeclara" an dem Ort namens "Tuffingestal" zustimmte, wo sich bereits ein Hospital befunden haben soll. Zugleich festigte der Würzburger Bischof, der wie Schenk Walther von Limpurg im Konflikt Kaiser Friedrichs II. mit seinem Sohn auf Seiten König Heinrichs VII. gestanden hatte, damit den südwestlichen Grenzbereich seiner Diözese. 1257 erhielt Lichtenstern das große Ordensprivileg von Papst Alexander IV. und wurde nach Inspektion durch die Maulbronner Tochteräbte von Schöntal und Bronnbach im Jahr 1267 dann ein Jahr später vom Generalkapitel dem Zisterzienserorden inkorporiert. Als Visitator lässt sich regelmäßig der Abt von Maulbronn nachweisen, nach dessen Aufhebung in der Reformation diese Funktion auf den Abt von Schöntal überging. Die Gründerfamilien von Weinsberg und Limpurg sowie die mit ihnen verwandten Grafen von Löwenstein traten in der Frühzeit als besondere Förderer der Zisterze auf, wählten diese vielfach als Grablege und stellten bis zum 14. Jh. vornehmlich den Konvent, in den auch Töchter aus dem umliegenden Niederadel und seit der Mitte des 15. Jh. Bürgerliche aufgenommen wurden.
Die Herren von Weinsberg sind 1331 als "defensores" der Zisterze belegt und übten offenbar auch die Schirmvogtei aus, mit der sie 1408 durch König Ruprecht I. belehnt wurden. Mit der Herrschaft Weinsberg ging diese 1450 an die Kurpfalz und 1504 an Württemberg über. Besitz und Rechte der Abtei, die 1274 und 1308 durch die Könige Rudolf und Albrecht privilegiert wurden, können in 88 Ortschaften der näheren und weiteren Umgebung westlich bis Heilbronn, nördlich bis Öhringen und östlich bis Schwäbisch Hall nachgewiesen werden, während südlich des Klosters, das eine geschickte Erwerbspolitik betrieb, kaum Besitz zu verzeichnen ist. Allein zwischen 1440 und 1470 wurden 8.230 Gulden für Käufe aufgewandt, z. B. für das Dorf Waldbach und die Hälfte von Obereisesheim, wo die örtlichen Pfarrkirchen ebenfalls inkorporiert wurden. Hinzu kamen in dieser Zeit der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte unter Äbtissin Margareta von Stein zu Arnegg Ausgaben für die künstlerische Ausstattung des Klosters, das um 1470 einen neuen Hochaltar erhielt. 1525 fiel Lichtenstern der Plünderung durch den Odenwäldischen Haufen der Bauern zum Opfer, während sich die Nonnen selbst auf ihren Pfleghof in Heilbronn flüchten konnten. Seit 1534 versuchte Herzog Christoph von Württemberg das Kloster der neuen Lehre zuzuführen. 1547 schließlich mussten die Äbtissin und die in Lichtenstern noch vorhandenen zehn Nonnen eine "Herzogliche Reformationsordnung" unterschreiben, die sie von ihren Gelübden löste, die Eheschließung erlaubte und den Kontakt zu katholischen Geistlichen untersagte, also den Empfang von Sakramenten unmöglich machte. Nach dem Augsburger Interim durften sie wieder katholisch leben, wurden aber ständig von Württemberg bedrängt, bis Herzog Ludwig schließlich die beiden letzten Konventualinnen mit einem Leibgeding abfinden ließ.
1634 nach der Schlacht bei Nördlingen wurde Lichtenstern wieder restituiert, indem es dem aus Walkenried vertriebenen Abt Christoph Kölicher, vormals Profess zu Kaisheim, unterstellt wurde. Nach dessen Tod 1638 setzte Abt Georg von Kaisheim Zisterzienserinnen aus dem ihm unterstellten Kirchheim am Ries in Lichtenstern ein. 1639 bereits nahm Württemberg wieder Besitz vom Kloster, hob es 1648 endgültig auf und richtete dort ein Klosteroberamt ein, das bis 1806 bestand. 1835 kaufte Carl August Zeller das Gebäude zur Einrichtung einer Armenschullehrer-Bildungsanstalt. Heute betreibt die evangelische Stiftung Lichtenstern dort ein Heim für Geistig- und Mehrfachbehinderte mit Therapieeinrichtungen. An Gebäuden aus der Klosterzeit haben sich die 1282 geweihte Kirche zu den hll. Maria, Benedikt und Bernhard, Teile des Kreuzgangs und einzelne Wirtschaftsgebäude erhalten.
MARIA M. RÜCKERT     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 323-325 (M. M. RÜCKERT).
- <KDW I> OA Weinsberg, 515-518.
- M. WIELAND: Kloster Lichtenstern. In: <CistChr> 18 (1906) 289-295, 330-339, 357-363.
- C.-M. MACK: Die Geschichte des Klosters Lichtenstern von der Gründung bis zur Reformation (Göppinger Akademische Beiträge 91). Göppingen 1975.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 498: Lichtenstern
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 102/43: Geistliche Lagerbücher: Kloster Lichtenstern
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 173: Diplomatare
-Generallandesarchiv Karlsruhe 98: Salem
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