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Kapuzinerkloster Wertheim - Geschichte
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Im Jahr 1631 holte Graf Johann Dietrich zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort Kapuziner zur Rückführung der Wertheimer Bevölkerung zum katholischen Glauben nach Wertheim. Aufgrund der Bestimmungen des Westfälischen Friedens mussten sie die Stadt aber bereits 1649 wieder verlassen. Der spätere Fürst Maximilian Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort berief 1682 erneut Kapuziner als Hofkaplane nach Wertheim und wies ihnen das nahe an seiner Hofhaltung gelegene so genannte "Klösterle" als Wohnung zu. Ein hölzerner Steg führte vom Kapuzinerhospiz über die Straße zur Hofkapelle, die sich im ersten Stock des Ostflügels der Hofhaltung befand. Obwohl es eigentlich gegen die Beschlüsse des Westfälischen Friedens verstieß, hielten die Kapuzinermönche auch katholische Gottesdienste im Chor der evangelischen Stiftskirche ab. Die Kapuzinerstation Wertheim, die in der Regel zwischen zwei und vier Mönche beherbergte, wurde bis zu ihrer Auflösung von der Löwenstein-Wertheim-Rosenbergischen Standesherrschaft alimentiert. Die Mönche wurden von ihren Heimatklöstern auf Zeit nach Wertheim entsandt und wechselten mehr oder weniger regelmäßig alle drei Jahre. Die Naturalzuteilungen wurden 1790 durch Geldzuwendungen abgelöst. Mit dem Tod des letzten Präses Venantius Arnold 1836 erlosch das Kapuzinerhospiz Wertheim. Die aus etwa 180 Bänden bestehende Klosterbibliothek sollte die katholische Kirchengemeinde erhalten. 1840 wurde ein Großteil der Gebäudeanlage abgerissen, nur das Hinterhaus blieb erhalten. Es diente in der Folgezeit fürstlichen Bediensteten, darunter dem Schriftsteller und Archivar Alexander Kaufmann, als Wohnhaus. 1868 wurde das Gebäude von den Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg den Barmherzigen Schwestern zur Nutzung überlassen, die es bis 1970 als Krankenpflegestation und Schwesternwohnheim nutzten. Von der Aktion Jugendhaus 1975 besetzt und bis zum Verkauf 1976 als Jugendhaus genutzt ist es heute ein privates Wohnhaus.
Von den Kapuzinermönchen, die in Wertheim tätig waren, erlangte vor allem Pater Venantius Arnold (1754-1836), der letzte Präses des Kapuzinerhospizes Wertheim, große Bedeutung. Er wirkte über 35 Jahre als Hofkaplan und katholischer Stadtpfarrer in Wertheim. Ein großes Anliegen war ihm der Bau einer eigenen Kirche. Die Grundsteinlegung und die Fertigstellung des Bauwerks erlebte er nicht mehr, doch erhielt die 1842 eingeweihte katholische Kirche zu seinen Ehren das Patrozinium St. Venantius. In "dankbarer Anerkennung seiner vielfältigen Verdienste um hiesige Einwohner jeder Klasse und Konfess" hatte ihm die Stadt Wertheim bereits am 19. März 1829 die Ehrenbürgerwürde verliehen.
Über die Baugeschichte des Kapuzinerhospizes Wertheim ist wenig bekannt. Ein Stadtplan von 1824 zeigt eine Vierflügelanlage, von der - wie oben bereits erwähnt - 1840 der größte Teil abgerissen wurde, darunter die Kapelle und das Vorderhaus. Das jetzt noch erhaltene Hinterhaus wurde wohl im 14./15. Jh. erbaut. Das Rundbogentor an der Frontseite des Gebäudes trägt die Jahreszahl 1528. Gebäudeprägend sind die beiden Treppengiebel.
ULRIKE KÜHNLE     
LITERATUR
-A. VON OECHELHÄUSER: Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Wertheim (Kreis Mosbach). Freiburg 1980.
- H. EHMER: Geschichte der Grafschaft Wertheim. Wertheim 1989.
- E. LANGGUTH: Aus Wertheims Geschichte. Wertheim 2004.
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