Klöster in Baden-Württemberg
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Benediktinerabtei Anhausen - Geschichte
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Das um 1095 in Langenau gegründete Benediktinerkloster wurde um 1125 durch die Stifterfamilie, Pfalzgraf Adelbert und seine Brüder, nach Anhausen an der Brenz verlegt, da sich - so der Gründungsbericht von 1143 - dieser Ort wegen seiner Abgeschiedenheit eher für eine klösterliche Niederlassung eigne als Langenau. Anhausen - im Eigenbesitz der Stifterfamilie gelegen - wurde aus dem Zehntbezirk der Dettinger Peterskirche herausgelöst, das Martinspatrozinium der Klosterkirche war aus Langenau an die Brenz übertragen worden. Herkunft und Umfeld der Stifterfamilie sind in der Forschung umstritten, auch die Herkunft des gelegentlich belegten Pfalzgrafentitels ist ungeklärt. 1125 wurde das Kloster durch Papst Honorius II. in den unmittelbaren Schutz der römischen Kirche übernommen, zudem wurden die freie Abts- und Vogtswahl zugesichert. Direkte Beziehungen nach Hirsau waren durch den zweiten Langenauer Abt, der aus dem Konvent des Schwarzwälder Reformklosters entsandt war und wohl auch nach Anhausen überwechselte, gegeben. Das Stiftungsgut des Klosters - 1143 durch Papst Cölestin II. den Benediktinern bestätigt - erstreckte sich auf 55 Orte und mehrere Walddistrikte mit Schwerpunkten um Langenau sowie auf der Geislinger und Heidenheimer Alb. Durch weitere Stiftungen und Käufe gelang in der Folgezeit eine Arrondierung des Besitzes im unmittelbaren Umfeld des Klosters, dazu zählte auch das Patronatsrecht über mehrere Pfarreien, die dem Konvent zum Großteil inkorporiert waren. Die Vogteirechte gelangten aus dem Besitz der Stifterfamilie im 13. Jh. an die Grafen von Helfenstein, denen sie 1286 durch König Rudolf von Habsburg als Reichslehen bestätigt wurden. Das Benediktinerkloster wurde durch die Helfensteiner eng in die Herrschaft Heidenheim eingebunden, mit der die Vogtei 1448 an Württemberg kam.
Herkunft und soziale Zusammensetzung des relativ kleinen Konvents (1273: fünf, 1336: zwölf Konventualen, 1501 neun Mönche bei der Abtswahl wahlberechtigt) sind unklar, die Äbte entstammten wohl aus dem regionalen Niederadel, bis sie ab der Mitte des 15. Jh. durch Bürgerliche abgelöst wurden.
Wirtschaftliche Probleme nach den Zerstörungen im Städtekrieg 1449 führten zur Absetzung von Abt Georg II. von Sontheim (1446-1465). Mönche aus Elchingen wurden nach Anhausen gerufen. In der Folgezeit gelang die Sanierung der zerrütteten Finanzen, ein zunächst geplanter Anschluss an die Bursfelder Kongregation scheiterte.
Wenige Nachrichten beziehen sich auf wissenschaftliche Leistungen des Konvents, dessen Bibliothek durch einen Katalog aus dem späten 15. Jh. rekonstruierbar ist.
Mit der (erneuten) Übernahme der Herrschaft Heidenheim durch Herzog Ulrich 1536 wurde das Kloster aufgehoben, nachdem bereits zuvor mehrere Mönche aus dem Konvent ausgetreten waren. Eine kurzzeitige Restitution des Klosters im Interim unter Abt Onophorius Schaduz (1548-1558), einem ehemaligen Anhauser Mönch, blieb ohne nachhaltigen Erfolg, ebenso auch die Wiederbelebung des monastischen Lebens im 30-jährigen Krieg unter Karl Stengel aus Augsburg auf der Basis des Restitutionsedikts.
Der Besitz der Benediktinerabtei wurde durch Württemberg nach 1558 in einem eigenen Klosteramt zusammengefasst, das bis zu seiner Aufhebung 1806 seinen Sitz in den Gebäuden des Klosters hatte (Aufhebung der Prälatur 1820). Die 1558 von Herzog Christoph eingerichtete Klosterschule wurde im 17. Jh. aufgehoben. Nach einer kurzzeitigen Nutzung als Fabrikgebäude im frühen 19. Jh. werden die Gebäude bis heute landwirtschaftlich genutzt.
Die romanische Klosteranlage - bereits 1125 wird vom Bau der Klosterkirche berichtet - wurde nach der Zerstörung im Städtekrieg 1449 im spätgotischen Stil erneuert. 1831 wurden Teile des Klosterareals auf Abbruch verkauft, darunter auch die Klosterkirche. Von der spätgotischen Anlage haben sich lediglich die Prälatur sowie der West- und Teile des Südflügels - jeweils mit integriertem Kreuzgang - erhalten. Im Südflügel wurde 1729 die so genannte Winterkirche für die Bewohner Anhausens eingerichtet, die nach 1833 als Scheuer genutzt wurde.
WOLFGANG ZIMMERMANN     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 176f. (W. ZIMMERMANN).
- <GermBen> V, 125-132 (H. BÜHLER).
- <KB Heidenheim> II, 282-290.
- <KDW Heidenheim> 65-74, 232.
- A. STEICHELE: Geschichte des Klosters Anhausen an der Brenz. In: Beiträge zur Geschichte des Bistums Augsburg 1 (1850) 193-354.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 471: Anhausen an der Brenz
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 471 L: Klosteramt Anhausen a. d. Brenz
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 102/5: Geistliche Lagerbücher: Kloster Anhausen
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 7: Diplomatare
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