Klöster in Baden-Württemberg
Chorherren, weltliche   Klöster im Landkreis Karlsruhe   
Ritterstift/Kollegiatstift Bruchsal - Geschichte
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Das Ritterstift Odenheim in Bruchsal geht zurück auf das Benediktinerkloster Odenheim, das zu Beginn des 12. Jahrhunderts gegründet worden war. Das Kloster wurde im Jahr 1494 auf Betreiben der Mönche und mit Unterstützung König Maximilians I. von Papst Alexander VI. in ein Kollegiatstift umgewandelt - ein zu dieser Zeit nicht unüblicher Vorgang, wie die Beispiele der Klöster Komburg und Sinsheim zeigen. Aus den Mönchen wurde so eine Gemeinschaft von Weltgeistlichen (Chorherren), aus dem Konvent ein Kapitel mit zwölf Kanonikern, das nun nicht mehr von Abt und Prior, sondern von Propst und Dekan geleitet wurde. Zehn der zwölf Kanonikate waren Adeligen oder Rittern vor-behalten, die übrigen zwei standen auch Bürgern offen, sofern sie einen Universitäts-abschluss in Theologie oder den Rechten vorweisen konnten. Hinzu kamen zunächst sieben, später zehn Vikare. Das Stift war den übrigen Kollegiatkirchen der Diözese Speyer gleichgestellt, im Chordienst musste es sich nach den liturgischen Gepflogen-heiten der Kathedrale in Speyer richten.
Nur wenige Jahre nach der Umwandlung des Klosters in ein Säkularkanonikerstift setzten sich die Chorherren erfolgreich für eine Verlegung in die nahe gelegene Stadt Bruchsal ein. Dort bezogen sie die Liebfrauenkirche ("Stadtkirche"), weshalb die Ge-meinschaft in der Folgezeit auch als "Unsere Lieben Frauen Stift zu Bruchsal" be-zeichnet wurde. Verbunden mit dem Umzug war die Verpflichtung, einen Schul-meister für den Unterricht in der angrenzenden Stiftsschule einzustellen und zu ent-lohnen. Als offizieller Grund des Umzugs wurden die unsicheren Verhältnisse auf dem Land angeführt, doch dürfte das Bedürfnis der adeligen Chorherren nach einer ihrem Stand angemesseneren Umgebung mindestens ebenso wichtig gewesen sein.
Die Besitzungen des Stifts waren noch zu der Zeit als Benediktinerkloster deutlich geschrumpft und beschränkten sich mit den Gemeinden Odenheim, Eichelberg, Tie-fenbach, Rohrbach am Gießhübel und Landshausen sowie Rettigheim (bis 1546) auf die unmittelbare Umgebung im Kraichgau. Hinzu kamen Anteile (Kondominate) an Waldangelloch und Großgartach. Das Stiftsgebiet lag in einem territorial zersplitter-ten Raum, was einen kontinuierlichen, wenn auch nicht immer gleich intensiven Kampf um die eigene Existenz notwendig machte. Bis zum Ende seines Bestehens musste das Ritterstift Odenheim immer wieder nicht nur Konflikte mit seinen eige-nen Untertanen ausfechten, sondern sich auch der Übergriffe des Herzogtums Würt-temberg, der Kurpfalz und des Fürstbistums Speyer erwehren. Einen mächtigen Für-sprecher fand man dabei in Christoph Philipp von Sötern (1567-1652), der sich zu-nächst als Dekan (seit 1593) und Propst (1603) und dann als Bischof von Speyer (1610) für die Belange des Stifts einsetze und dieses näher an das Hochstift Speyer band. Hiermit kamen die lange währenden Auseinandersetzungen in weltlichen wie geistlichen Belangen zeitweise zu einem Ende, letztlich dauerten sie jedoch bis zur Auflösung des Stifts an.
Sein Ende fand das Ritterstift Odenheim nach über dreihundertjährigem Bestehen im Jahre 1802 im Zuge der Säkularisation, am 30. November trafen sich die Stiftsherren zu ihrer letzten Sitzung. Bereits kurz zuvor waren die Stiftsorte von badischen Kommissaren und Truppen provisorisch in Besitz genommen worden, was mit dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 bestätigt wurde. Die Stiftsher-ren wurden mit Geldpensionen abgefunden, wie auch - in deutlich geringerer Höhe - die Stiftsvikare, die noch bis 1808 in Bruchsal den Chordienst versahen.
ANDREAS BÜTTNER     
LITERATUR
-A. WETTERER: Die Säkularisation des Ritterstifts Odenheim in Bruchsal. Ein Beitrag zur Geschichte der Säkularisationspraxis. Weimar 1918.
- DERS.: Aus der Ge-schichte des Ritterstifts Odenheim in Bruchsal. Bruchsal 1922.
- R. MAEGERLE: Hei-matlexikon Bruchsal (Veröffentlichungen der Historischen Kommission der Stadt Bruchsal 13). Ubstadt-Weiher 1996, 137-138, 163-164.
- R. FETZER: Untertanenkonflikte im Ritterstift Odenheim vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende des Alten Rei-ches (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B, Forschungen 150). Stuttgart 2002, 13-16.
- DERS.: Das Ritterstift Odenheim in Bruchsal zwischen Selbstbehauptung und Säkularisation. In: V. RÖDEL / H. AMMERICH / T. ADAM (Hgg.): Säkularisation am Oberrhein (Oberrheinische Studien 23). Ostfildern 2004, 183-197.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 222: Sinsheim, Stadt
-Generallandesarchiv Karlsruhe 42: Bruchsal-Odenheim (Hochstift Speyer, Stift Odenheim)
-Generallandesarchiv Karlsruhe 78: Bruchsal Generalia (Hochstift Speyer)
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