Klöster in Baden-Württemberg
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Benediktinerkloster (?) Enzklösterle - Geschichte
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Nach einer in den zu Anfang des 16. Jh. verfassten Annalen des Klosters Blaubeuren überlieferten Notiz, die bisher wegen der späten Tradition als dubios eingestuft, aus inhaltlichen Gründen aber als echt zu betrachten ist, weihte der Konstanzer Bischof Hermann am 5. September 1145 eine Kirche "am Enz genannten Ort". Auch wenn nicht ausdrücklich ein Kloster genannt ist, muss ein solches damals am Oberlauf der Großen Enz im Aufbau gewesen sein. Als Stifter kommen nur die Pfalzgrafen von Tübingen, die Gründer Blaubeurens, in Frage, und ihr Motiv war die Erschließung des inneren Nordschwarzwalds. Das Kloster erhielt einen großzügigen, zuerst 1330 beschriebenen und zeittypisch durch natürliche "nasse" Grenzen markierten Bezirk. Der am nordöstlichen Eckpunkt gelegene spätere Weiler Nonnenmiß dürfte die Erinnerung an eine anfängliche oder zumindest projektierte Doppelklosteranlage nach Blaubeurer Vorbild bewahren. Der für 1145 genannte Konpatron Faust(in)us zählt zu den Blaubeurer Kirchenheiligen, und die südlich des Klosterbezirks angelegte große Rodungspfarrei Urnagold erhielt mit Johannes Baptist das Patrozinium des Blaubeurener Klosterpatrons. Die Blaubeurer Filiation an der Enz dürfte nur von kurzer Dauer gewesen sein. Niedergang und Verfall selbst der Kirche dürften durchaus noch ins ausgehende 12. Jh. datieren. Dazu mag die Konkurrenz der um 1148/49 gestifteten Zisterze Herrenalb beigetragen haben. Vor allem aber wandten sich die Tübinger Pfalzgrafen selbst ab und entschieden der Gründung des Klosters Bebenhausen im Zentrum ihrer Herrschaft zu.
Zu revidieren ist hingegen die im Schrifttum vertretene Meinung, wonach Enzklösterle eine Gründung der Vögte von Wöllhausen - spekulativ als Nonnen- oder sogar Mendikantenkonvent - gewesen sei und bis gegen Mitte des 15. Jh. bestanden habe. Zwar gelangten diese Tübinger Ministerialen in den Besitz des Klosterdistrikts, aber ihre Nachfahren haben jedes Interesse für die brachliegende Immobilie verloren. 1330 ging der Besitz an das Kloster Herrenalb. In dem Stiftungsbrief wird ausdrücklich vermerkt, die Adelsfamilie habe "zuo der Entz" ein Kloster wiederzubeleben und zu fundieren begonnen, doch sei es nur zur Errichtung und Weihe einer Kapelle gekommen, welche nunmehr samt dem Widmungsgut an Herrenalb gelangte, das sich seinerseits verpflichtete, dort stets einen seiner Mönche als Kaplan anzustellen. Die so ungewöhnlich dotierte Kaplanei wurde 1442 dem Stift Herrenberg inkorporiert.
ROMAN JANSSEN     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 232f. (R. JANSSEN).
- D. WAIDELICH: Zur Geschichte des Klosters von Enzklösterle. In: Der Landkreis Calw. Ein Jahrbuch 6 (1988) 45-55 (veraltet).
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