Klöster in Baden-Württemberg
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Franziskanerkloster Neuenburg am Rhein - Geschichte
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Die erste Nennung des zur Ordensprovinz Straßburg gehörenden Franziskanerklosters in Neuenburg datiert auf das Jahr 1292. Es stand an der Stadtmauer im nordwestlichen Teil der Stadt, die dortige Straße trug daher den Namen "Barfüßergasse".
Die als "Barfüßer" bezeichneten Bettelmönche unterhielten enge Beziehungen zur Neuenburger Bevölkerung, welche das Kloster mit Schenkungen und zahlreichen Jahrzeitstiftungen bedachte. So standen den Franziskanern im 15. Jh. Einnahmen aus mindestens zehn Häusern zu, die über die ganze Stadt verstreut lagen. Zudem verfügten sie über Lehenbesitz in der näheren und weiteren Umgebung Neuenburgs.
Bis weit in das 15. Jh. hinein war das Franziskanerkloster in Neuenburg eine angesehene geistliche Einrichtung. Als Guardian (Vorsteher) des Klosters sind folgende Personen in den Urkunden nachzuweisen: Göschi von Liestal (1358), Johann/Hans Wegscheid (1443, 1455, 1465, 1466), Bruder Martin (1486).
Schon früh ist ein deutlicher Einfluss des Rates der Stadt Neuenburg auf die hier ansässigen Franziskaner festzustellen. Mit Junker Cuntz Häsing wird 1392 erstmals ein von der Stadt bestimmter weltlicher Pfleger des Klosters erwähnt. Die Pfleger der Neuenburger Franziskaner gehörten zur städtischen Führungsschicht und rekrutierten sich aus dem Kreis der Gerichtsschöffen, meist sogar aus dem Ratskollegium. Adam Wall, 1503 als Pfleger belegt, fungierte ein Jahr zuvor als Bürgermeister.
Die Stadt erlangte offensichtlich die vollständige Kontrolle über den wirtschaftlichen und administrativen Bereich des Klosters. Als die Franziskaner sich 1466 mit einem Neuenburger Bürger wegen eines zu einer Jahrzeitstiftung gehörenden Zinses einigten, geschah dies nur nach ausdrücklicher Ab- und Rücksprache mit dem städtischen Magistrat. Zudem legte der Rat der Stadt fest, dass jede Änderung der Jahrzeitstiftungen auch im Jahrzeitenbuch des Magistrats korrigiert werden musste. Sogar den Verzicht auf ein Haus zu städtischen Gunsten konnte die Kommune Kraft ihrer Autorität beim Kloster durchsetzen.
Obwohl bei der Bevölkerung zunächst sehr beliebt, verlor das Kloster an Bedeutung. Ob dies an einem zunehmend weltlichen Lebenswandel lag, wie es bei anderen Franziskanerklöster zu beobachten ist, lässt sich nicht mehr nachweisen. Nach und nach ging die Zahl der Mönche zurück und 1504 war das Kloster schließlich ganz ohne Insassen und mit Schulden belastet, so dass der Orden das Klostergebäude bis auf weiteres der Stadt zur Nutzung überließ. 1515 wieder kurzzeitig mit Mönchen besetzt, wurde das Kloster am 13. September 1527, trotz Proteste einzelner Bürger, endgültig aufgelöst. Zuletzt lebten hier zehn Ordensmitglieder, darunter drei Priester.
Die Besitzungen und Einnahmen des Klosters fielen an die Stadt. Die Franziskanerkirche wurde zur Pfarrkirche erhoben, da die alte Pfarrkirche kurz zuvor durch eine Rheinkatastrophe fast völlig zerstört und damit unbrauchbar geworden war. Der klostereigene Friedhof um die Klosteranlage wurde zum städtischen Friedhof. Vom ehemaligen Kloster überdauerte nur ein Kellergewölbe, auf dem das heutige Pfarrhaus errichtet ist.
JÜRGEN TREFFEISEN     
LITERATUR
-<AFA> 1 (1956) 105-125 (K. SCHÄFER).
- <KDB V> 130.
- J. TREFFEISEN: Die Breisgaukleinstädte Neuenburg, Kenzingen und Endingen in ihren Beziehungen zu Klöstern, Orden und kirchlichen Institutionen während des Mittelalters (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 36). Freiburg/München 1991, 58-59, 222-224.
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