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Dominikanerinnenkloster Riegel - Geschichte
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Die Gründungsgeschichte des Dominikanerinnenklosters Riegel am Kaiserstuhl liegt weitgehend im Dunkeln, da die maßgeblichen Quellen im 30-jährigen Krieg verloren gingen. Somit sind wir auf Berichte aus dem 18. Jahrhundert angewiesen. Nach diesen schlossen sich im benachbarten Endingen am Kaiserstuhl einige Frauen zunächst ohne strenge Regel zusammen, um ihr Leben dem Gebet zu widmen; später trat die Gemeinschaft in Verbindung zu den Freiburger Dominikanern. Einige der Schwestern übersiedelten nach Rust an den Rhein und tauschten kurz darauf ihren Sitz mit drei in Riegel lebenden Benediktinerklausnerinnen. Dort schlossen sich ihnen ortsansässige Frauen an, wodurch die Gemeinschaft vermutlich in den Besitz eines Hauses nahe der Pfarrkirche kam und dort hinfort unter der dritten Regel des hl. Dominikus lebte. Obwohl die erste urkundliche Erwähnung der "Closnerin ze Riegel" erst von 1483 datiert, deutet der Bau einer Nebenkapelle für die Schwestern in der Pfarrkirche darauf hin, die Konstituierung der Riegler Terziarinnen um 1450 anzusetzen.
Bis ins 16. Jahrhundert lebten in Riegel wohl nie mehr als acht Schwestern zusammen. Während der Besitzstand anfänglich als bescheiden bezeichnet werden muss, brachten in den Konvent eintretende Riegeler Bürgerstöchter mit der Zeit zahlreiche Liegenschaften und damit Wohlstand ein. Bewirtschafteten die Schwestern ihre Güter zunächst noch selbst, wurden ab dem Ende des 16. Jahrhunderts einzelne Stücke als Lehen ausgegeben ("Cloßnerlehen", "Klausengut"). Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war der Konvent bereits so vermögend, dass er der Gemeinde Riegel 400 Gulden leihen oder 500 Gulden zum Bau der neuen Pfarrkirche beisteuern konnte.
Durch ein schweres Gefecht der Schweden mit den kaiserlichen Truppen im 30-jährigen Krieg um Riegel (1633) wurde das Klostergebäude bei der Pfarrkirche zerstört. 1684 begannen die Arbeiten für einen größeren Neubau, der 1686 als zweistöckiger, rechteckiger Steinbau fertiggestellt wurde; 1712 erweiterte man diesen um einen Anbau, sodass 15 Nonnen in ihm Leben konnten. Der Komplex ist bis heute erhalten und dient als Pfarrhaus.
Die Pfarrkirche St. Martin stand im Zentrum des geistlichen Lebens der Terziarinnen: Darin war ihnen in einer Seitenkapelle ein abgeschlossener Platz zugewiesen und ihre letzte Ruhe fanden die Nonnen auf einem eigenen Bereich des Friedhofs. In der neugebauten und 1749 geweihten Pfarrkirche wurde dem Konvent im Chor die linke Seitenempore mit einer darunterliegenden Kapelle für die Verrichtung des Stundengebets zugewiesen.
Mittlerweile waren die neuen Konventsgebäude zu klein geworden, sodass die Schwestern diese 1765 gegen das größere Pfarrhaus eintauschten, um auf diesem Gelände eine neue Klausur, Wirtschaftsräume und eine Klosterkirche zu errichten. Die 1769 vollendete Kirche stand unter dem Patronat der hl. Katharina von Siena, unter deren Schutz sich wohl bereits die ersten in Riegel ansässigen Nonnen gestellt hatten. Ob mit dem Umzug auch die Einführung der zweiten Regel des hl. Dominik einherging, muss offen bleiben.
Viel Glück war den Dominikanerinnen indes nicht beschieden. Die erheblichen Aufwendungen überstiegen ihre finanziellen Möglichkeiten bei weitem. 1779 verfügte die vorderösterreichische Regierung mit dem Freiburger Ordinariat die Auflösung des Konvents, verteilte die Nonnen auf andere Ordensniederlassungen und gab die Gebäude zur Versteigerung frei. Nach mehreren Besitzwechseln beherbergen sie heute das Kinderheim St. Anton. Die Klosterkirche St. Katharina wurde von der Konstanzer Kirchenbehörde der Pfarreikirche inkorporiert und nach Einquartierungen in den Koalitionskriegen nicht mehr für gottesdienstliche Handlungen benutzt. 1812 wurde sie verkauft und in ein Wohnhaus umgebaut. Dieses brach man ab, um am Ort der Katharinenkirche eine Kapelle für das Kinderheim zu schaffen: die 1910 fertiggestellten neugotische Kapelle Franz-Xaver.
ANDREAS SCHMIDT     
LITERATUR
-<KB Emmendingen> II/2, 560-562.
- A. FUTTERER: Das Dominikanerinnenkloster St. Katharina in Riegel. In: Freiburger Diözesan-Archiv 97 (1977), 5-48.
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