Klöster in Baden-Württemberg
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Paulinerkloster Rohrhalden - Geschichte
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"Des Ainsidels Häußlin" wird erstmals 1342 erwähnt. Ein Rottenburger Bürger stiftete vor 1348 dem Einsiedler eine Parzelle Wald und eine Hofstatt. Nach dem Tod des Einsiedlers übergab Graf Rudolf von Hohenberg 1358 den Besitz an Werner von Ulm, Priester des Paulinerordens, gegen die Anerkennung als Schirmherr. 1364 befreite er das Kloster vom Pfarrverband Sülchen. Ein Prior wird erstmals 1368 genannt, die Klosterkirche ist nach einem Hinweis von 1372 der Hl. Dreifaltigkeit geweiht. Die Nachfolge der Grafen von Hohenberg als Vögte und Landesherren trat ab 1381 Österreich an.
Der Konvent blieb lange klein, 1582 befanden sich in Rohrhalden außer dem Prior nur zwei, 1602 drei Mönche. Erst im 18. Jh. stieg ihre Zahl auf zehn bis 18 Konventualen, davon immer einige Novizen und studierende Fratres. Im späten 16. Jh. häuften sich die Missstände, mehrere Prioren wurden abgesetzt, denen schlechte Wirtschaft, Konkubinat und zänkisches Wesen vorgeworfen wurde. Die österreichische Verwaltung, der Bischof von Konstanz und der Ordensgeneral griffen ein. Provinzial Rudolf Bihel, Prior von 1609 bis 1628, ist wohl der bedeutendste unter den Klostervorstehern. Er hat am Collegium Germanicum-Hungaricum in Rom studiert und wurde als einziger Angehöriger der schwäbischen Provinz 1628 zum Ordensgeneral gewählt, starb aber schon 1629. Seinen Nachfolger als Prior und Provinzial zusammen mit einem Laienbruder erschlugen die Schweden 1633 bei der Plünderung des Klosters.
Die 1393 gestiftete Frühmesspfründe in Kiebingen wurde 1471 dem Kloster geschenkt. Die Universität Freiburg als Patron der Mutterpfarrei Sülchen genehmigte 1519 die Erweiterung der Kaplaneirechte. Fortan übernahm das Kloster die Seelsorge mit Messen, Predigt, Sakramentenspendung im Ort, nur noch an den vier Hochfesten mussten die Kiebinger ihre Pfarrkirche aufsuchen.
Waren die Pauliner bislang auf "stabilitas" verpflichtet, so legten sie nach den zentralistischen Ordenskonstitutionen von 1643 die Profess auf die Provinz ab und konnten jederzeit von einem der noch fünf Klöster der Provinz in ein anderes versetzt werden. Nach der Neuordnung der Ausbildung 1718 wurde Rohrhalden Noviziatskloster der Provinz, immer wieder waren dort aber auch Teile des Studiums zu absolvieren. Als im Zuge von Reformbemühungen im Orden in jeder Provinz ein Kloster strenger Observanz eingerichtet werden sollte, wurde Rohrhalden 1775 dazu bestimmt, ohne erkennbare Folgen.
Seinen Besitz konnte das Kloster durch Schenkungen und Käufe vor allem im 14. und 15. Jh. beträchtlich erweitern. Im 18. Jh. gehörten ihm ein Drittel der Gemarkung von Kiebingen, die Hälfte des Zehntens dort, der Großteil des Zehntens in Bieringen sowie Gülten, Zinsen und Zehnten in weiteren Nachbardörfern. In Rottenburg besaß das Kloster bereits 1387 ein Haus, kaufte ein weiteres 1489, nach einem Brand wurde der "Rohrhaldener Hof" 1736 als Dreiflügelanlage neu erbaut, aber 1784 aus finanziellen Gründen veräußert. Die von Kaiser Ferdinand 1529 übergebene Beginenklause Egesheim verkaufte Rohrhalden bereits 1544 wieder.
1784 musste sich Rohrhalden auf Anordnung der vorderösterreichischen Regierung aus dem Provinzialverband und der Unterstellung unter den Ordensgeneral lösen, 1786 hob Joseph II. alle Klöster des Paulinerordens in Österreich auf. Damals leitete der Prior einen Konvent von weiteren vier Mönchen und einem Laienbruder. Das Vermögen wurde auf über 80.000 Gulden. geschätzt. Die Klostergebäude samt den Grundstücken auf Kiebinger Gemarkung kaufte der speyerische Hofkammerrat Bayha, der aber sogleich die Felder an ein Konsortium Kiebinger Bauern und die Klostergebäude an einen Rottenburger Oberamtsrat weiter veräußerte. Da keine rentierliche Nutzung zu finden war, wurde das Kloster bis 1852 sukzessive abgetragen. Die Anlage hatte nach einem Inventar von 1786 "aus 2 Flügeln, 3 Stöcken, einer schönen kleinen Kirche ... und einem Anbau, der das Provinzialat genannt wird," sowie einigen Ökonomiegebäuden bestanden. An der Stelle der Kirche steht seit 1909 ein Feldkreuz. Einige Kunstwerke aus dem Kloster haben sich in der Kirche und im Pfarrhaus Kiebingen erhalten, vor allem ein Vesperbild aus der Zeit um 1420.
ELMAR L. KUHN     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 404f. (E. KUHN).
- <KB Tübingen> II, 346f.
- <KDW II> OA Rottenburg, 284.
- J. B. SPROLL: Das Paulinerkloster Rohrhalden. In: Reutlinger Geschichtsblätter 16/17 (1915/16), Nr. 1, 1-8.
- U. JEGGLE: Kiebingen - eine Heimatgeschichte. Tübingen 1977, 14-27.
- E. L. KUHN: Der Paulinerorden in Deutschland. Tettnang 2005.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 485: Rohrhalden, Pauliner
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 5 b Bd. 119: Neuwürttembergische geistliche Zins- und Haischbücher
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 232: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Ravensburg-Rottweil
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