Klöster in Baden-Württemberg
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Dominikanerkloster Ulm - Geschichte
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Zuverlässiger Überlieferung nach wurde der Konvent 1281 gegründet. Damals waren die Gründungsvorgänge, Ziele und Aufgaben der Konvente bereits rechtlich geregelt, in Theorie und Praxis eingeübt. Die neue Niederlassung war danach auf einem Kapitel der Provinz Teutonia beschlossen, die dafür vorgesehenen Fratres aus anderen Konventen bestimmt worden. Wahrscheinlich bestätigte das Provinzkapitel von Minden 1281 die vollzogene Gründung als Konvent. Dieser sollte, wie die Klöster des Ordens überhaupt, zu einem paraparochialen Kultzentrum ausgebaut werden, mit dem Schwerpunkt in der Stadt und den dazu gehörenden Aktivitäten im Umland, das heißt im "Ulmer Predigtbezirk", den die umliegenden Konvente Esslingen, Konstanz, Augsburg (und Schwäbisch Gmünd ab 1293/94) mit ihren Bezirken begrenzten. Neben diesen Klöstern gehörte Ulm mit sieben weiteren zur "schwäbischen Nation" im Provinzverband.
Als "Stifter" und Wohltäter der Neugründung werden genannt eine Frau Mechildis sowie der Stadtschreiber Krafft der Ältere. Auch die Stadt, der an einer zweiten Mendikantenniederlassung lag, wird mitgeholfen haben bei der Arealerwerbung an der Südostecke der Vorstadt (1316 in den Mauerring einbezogen). Zwischen 1281 und 1289 wurden zahlreiche bischöfliche Ablässe für den Bau von Kloster und Kirche erteilt. 1304/05 erfolgte die Weihe des im Basilikaschema erbauten dreischiffigen und in sieben Joche gegliederten Langhauses; am 13. Dezember 1321 die Weihe des vierjochigen Langchores mit polygonem Abschluss. Der nach den üblichen Vorgaben errichtete Konventsbau schloss sich an die Südwand der Kirche an.
Die Großanlage (besonders der Kirche) lässt auf einige Bedeutung des Klosters in Stadt und Land schließen. Im Provinzverband scheint es jedoch keine herausragende Rolle gespielt zu haben. Provinzkapitel fanden nur vier statt (in Esslingen und Konstanz je acht). Wie in jedem Predigerkonvent war auch in Ulm ein Studium eingerichtet. Unter den qualifizierten Studienhäusern in der Schwäbischen Nation ist Ulm erst seit der zweiten Hälfte des 14. Jh. nachzuweisen. An Bedeutung gewann der Konvent durch den Anschluss an die Reformbewegung in der Provinz (1465). Eine wichtige Rolle in dieser spielte der langjährige Ulmer Prior Ludwig Fuchs ( + 1499), der aus einer Ulmer Familie stammte. Unter den zahlreichen Eintritten während seiner Prioratszeit waren Männer, die später als Prioren, Provinziale und Lehrer tätig waren. Auch der aus Zürich stammende und im observanten Basel Dominikaner gewordene Felix Fabri kam unter Fuchs nach Ulm (1474). Hier verstarb der vor allem als Historiograph tätige und bekannt gewordene Schriftsteller (1502). Der Ulmer Konrad Köllin, ein bedeutender Neuthomist, war 1492 ins Kloster eingetreten, später Professor in Heidelberg und dann in Köln, wo er 1536 verstarb. Der erste zum Provinzial gewählte Ulmer Dominikaner war Peter Siber (1501-1508). Zum Ulmer Konvent gehörten die Provinziale Paulus Hug (1530-1537), Peter Hutz (1537-1541) und Georg Diener (1541-1545).
Heinrich Seuse, von 1347/48 bis zu seinem Tod in Ulm (+ 25. 1. 1366) und in der Kirche begraben, gehörte zum Konstanzer Konvent. Von Ulm aus war er weiterhin tätig in den Frauenklöstern des Bodenseeraumes und redigierte seine Schriften, die bei den Frommen in den Klöstern und der Welt weiteste Verbreitung fanden. Eine ausgeprägte Seuse-Verehrung in Kloster und Stadt Ulm ist nicht nachzuweisen; wenn es im Zuge der Reformbewegung eine solche gab, kam sie mit der Reformation zum Erliegen.
Mit der Neuordnung des Ulmer Kirchenwesens auf reformatorischer Grundlage im Sommer 1531 war das Ende des Konventes gekommen. Dem mit Schikanen verbundenen Druck zur Auflösung wichen die Dominikaner aus und verließen am 12. September 1531 die Stadt, nachdem sie in einer schriftlichen Protestation dem Stadtrat diesen Schritt begründet hatten. Zunächst zerstreut konstituierte sich der Konvent neu und existierte im Exil von 1535-1545 in Rottweil weiter. Wilhelm Hammer, der nach 1564 im Dominikanerinnenkloster Gotteszell (bei Schwäbisch Gmünd) verstarb, war der letzte Prior, der noch in Ulm (1520) Dominikaner geworden war. Prioren des Ulmer Konventes sind bis ins 17. Jh. hinein nachzuweisen. So bestätigte das Provinzkapitel 1614 einen Dominikaner in diesem Amt. Allerdings war das "Amt" zum bloßen Titel geworden und zu einer Anspruchsformel der Stadt Ulm gegenüber auf Restitution bzw. Kompensation für das von der Stadt eingezogene und umgewidmete Klostergut.
Von der Klosterkirche und den Konventsgebäuden haben sich einzelne Bauteile erhalten, vom Langhaus der Kirche nur noch Teile der Umfassungsmauern, auf denen der Neubau der evangelischen Dreifaltigkeitskirche 1617-1621 errichtet, 1944 zerstört und danach als Gemeinde- und Begegnungszentrum aufgebaut wurde. Erhalten sind die Umfassungsmauern des großen Chores, in den ein Meditations- bzw. Vortragssaal eingebaut wurde.
ISNARD W. FRANK     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 482f. (I. W. FRANK).
- A. RIEBER: Auf der Suche nach dem Grab Heinrich Seuses. In: Heinrich Seuse, Studien zum 600. Todestag 1366-1966. Hrsg. v. E. FILTHAUT. Köln 1966, 457-477.
- I. W. Frank: Franziskaner und Dominikaner im vorreformatorischen Ulm. In: H. E. SPECKER / H. TÜCHLE (Hg.): Kirchen und Klöster in Ulm. Ein Beitrag zum katholischen Leben in Ulm und Neu-Ulm von den Anfängen bis in die Gegenwart. Ulm 1979, 103-147 (mit Quellen- und Literaturangaben).
- DERS.: Reform und Reformation bei den Ulmer Dominikanern. In: <RJKG> 21 (2002) 261-289.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 202 Bd. 191: Lagerbücher von Reichsstädten: Ulm
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 207: Ulm, Reichsstadt
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