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Zisterzienserinnenabtei Baindt - Geschichte
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Abbildung  Button Zisterzienserinnenabtei Baindt, 1773. Aquarell von L. Korexl (Ausschnitt).
1240 erwarb der Reichsprokurator für Schwaben, Schenk Konrad von Winterstetten, von den Grafen Bertold und Konrad von Heiligenberg den Weiler Baindt mit dem Patronatsrecht der örtlichen Pfarrkirche als Platz für das wenige Jahre zuvor in Boos errichtete Zisterzienserinnenkloster. Im selben Jahr noch siedelten die Schwestern nach Baindt in den "Hortus floridus", den "blühenden Garten" über.
Am 3. Januar 1241 gab der Konstanzer Bischof Heinrich von Tanne der spätromanischen Marienkirche samt den wichtigsten Klostertrakten die Weihe. Der Bau wurde wohl 1275 vollendet. 1242 fand das Stifterpaar Konrad und Guota von Winterstetten im Kloster seine letzte Ruhe.
Baindt wurde im Herbst 1241 durch König Konrad IV. als vogtfrei erklärt. So erlebte "Hortus floridus" gleich zu Beginn eine Blütezeit. 1247 erwarb der ständisch gemischte Konvent in Marsweiler einige Güter, übernahm 1275 vom verschuldeten Prämonstratenserstift Weißenau den Bauhof Sulpach und richtete 1293 in Bürgberg eine Grangie ein. Dazu kam nach und nach teilweise weiter entfernter Streubesitz. Die Arbeiten, die bis um 1350 durch Konversenbrüder beaufsichtigt wurden, oblagen Dienstboten aus der Nachbarschaft. Im Kloster selbst verrichteten Laienschwestern die Haus- und Gartendienste. Die Chorfrauen waren zu einemTeil adliger Herkunft. Der Äbtissin, die dem Salemer Vaterabt über alles Rechenschaft geben musste, standen in geistlichen Angelegenheiten die Priorin und die Subpriorin beiseite.
1349 und 1635 fiel ein Teil der Konventualinnen dem Schwarzen Tod zum Opfer. Das frühgotische Pestkreuz mit dem schmerzverzerrten Antlitz Christi erinnert daran. Auch Kriege, Missernten und Wirtschaftskrisen machten den Baindterinnen zu schaffen. Die zahlreichen Baumaßnahmen verweisen auf einen allmählichen Aufstieg des Konvents. Hochaltäre wurden 1275, 1320, um 1435, 1675 und 1764 aufgestellt. Zumindest 1309, 1481 und 1700 konnten die Beterinnen in einem neuen Chorgestühl Platz nehmen. 1355 war der Konvent so groß, dass Priorin Elisabeth von Gundelfingen mit zwölf Schwestern nach Oberösterreich entsandt wurde und in Schlierbach die durch Eberhard von Wal[d]see gestiftete Abtei "Mariensaal" übernehmen konnte. 1376 erlangte das Mutterkloster die vielbegehrte Reichsfreiheit, zu der 1437 auch noch die niedere Gerichtsbarkeit über das kleine Baindter Herrschaftsgebiet mit zuletzt nur 195 Untertanen kam. Die Privilegien wurden in der Neuzeit bestätigt (1735/41).
In den Jahren 1675, 1724-1729, 1742 und 1764 erhielt die 1560 eingewölbte Abteikirche ihren Barockschmuck. 1743 waren die beiden römischen Katakombenreliquien Donatus und Bonifatius feierlich auf zwei Altäre übertragen worden. Doch kurz nachdem der durchschnittlich 25-köpfige Konvent 1797 mit 37 Nonnen seine höchste Mitgliederzahl erreicht hatte, wurde er 1802 aufgehoben. Die Klosteranlage ging 1803 vom Grafen von Leyden an das Haus von Aspermont-Linden und 1812 in Privatbesitz über. Ende 1841 wurde mit dem Abbruch der Klausurgebäude begonnen. Nur der Ostanbau des Südflügels, das barocke Gästehaus (seit 1903 Heiligenbronner Blindenschule), das um 1600 errichtete Amtshaus (seit 1817 Pfarramt), einige Wirtschaftsgebäude sowie ein Teil der Klostermauer samt dem Unteren Tor blieben stehen. Der 1836 gestorbenen letzten Äbtissin Maria Xaveria Lohmüller folgte 1850 die letzte Klosterfrau in die Ewigkeit.
Nach der Klosterzeit erhielt die frühere Abteikirche, die 1817 zur Pfarrkirche erklärt wurde und das hochmittelalterliche Täuferpatronat der Pfarrkirche des Dorfs zurück erhielt, immer wieder ein anderes Gepräge. Erfreulicherweise sind aus früheren Zeiten wenigstens noch Kunstwerke - Figuren, Bilder, Gewänder und Geräte - erhalten geblieben. Während die spätgotischen Flügelaltarbilder des Meisters der Darmstädter Passion nach der Säkularisation über Kunstsammler in verschiedene Museen gelangt sind, kann vieles andere nach wie vor an Ort und Stelle bewundert werden.
OTTO BECK     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 398ff.
- <Württ. Klosterbuch> 182f. (O.BECK).
- <KDW Ravensburg> 56-63.
- O. BECK (Hg.): Baindt - Hortus floridus. Geschichte und Kunstwerke der frühen Zisterzienserinnen-Reichsabtei. München / Zürich 1990.
- DERS.: Kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Baindt. Lindenberg 1998.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 369 I: Baindt, Zisterzienserinnenkloster
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 369 II: Kloster Baindt
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 220: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Baden-Buchau
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
-Generallandesarchiv Karlsruhe 98: Salem
-Generallandesarchiv Karlsruhe D: Kaiser- und Königsurkunden 1200-1518
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