Klöster in Baden-Württemberg
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Franziskanerkloster Saulgau - Geschichte
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Ein Haus der Barfüßer nahe der Pfarrkirche - wohl ein Terminierhaus - wird 1355 und 1383 beiläufig erwähnt. Wertminderung der Pfründeinkünfte und Ausbleiben neuer Stiftungen hatten seit dem späten 15. Jh. zur Zusammenlegung von Stellen gezwungen. Die Nöte des 30-jährigen Kriegs gefährdeten vollends die geistliche Versorgung des großen Pfarrbezirks, zu dem die Stadt und mehrere umliegende Dörfer gehörten. Die Äbtissin von Buchau als Patronatsherrin ergriff 1646 die Initiative zur Gründung einer Niederlassung der Franziskaner; zwei Patres aus Ehingen zogen zunächst in den Pfarrhof. Die Stadt stellte 1649 ein Grundstück in der oberen Vorstadt zur Verfügung, wofür sie die Äbtissin entschädigte. Erst 1664 wurde die Kirche geweiht, ein Saal mit eingezogenem Chor; 1665/66 entstand das Konventsgebäude, ein zweistöckiges Geviert um einen flachgedeckten Kreuzgang. Patron war Antonius von Padua.
Die Franziskaner leisteten vor allem Aushilfe in der Seelsorge in Saulgau und im Umland als Zelebranten, Prediger, Katecheten, Beichtväter; zum Teil waren solche Dienste durch Stiftungen institutionalisiert. Die Patres förderten die Verbreitung des Kreuzwegs und betreuten eine "Erzbruderschaft vom Gürtel des hl. Franziskus" mit monatlichen Prozessionen. Das Verhältnis zu Rat, Bürgerschaft und Weltklerus war im allgemeinen gut. Das Kloster blühte; 1755 bestand der Konvent aus 18 Patres und vier Laienbrüdern; in der 2. Hälfte des 18. Jh. wurde die Kirche neu ausgestattet.
Kurz nach der Besitzergreifung Saulgaus durch Württemberg 1806 setzte sich der Rat mit einer Eingabe an den König für den Fortbestand des Klosters ein: Es sei unentbehrlich für Aushilfsseelsorge in einem Bezirk mit 34 Pfarreien und 18 Kaplaneien, auch wichtig für Handwerk und Gewerbe, weil es die Landbevölkerung in die Stadt ziehe. Der zuständige Kameralverwalter empfahl dagegen "successive Aufhebung", weil die Klöster für "Geisteskultur und Aufklärung des katholischen Volkes" schädlich seien. Ende 1810 wurde das Kloster aufgehoben und sofort geschlossen, die Kirche als Salzstadel verpachtet, ihre Einrichtung verkauft. 1815 ersteigerte die Stadt den Komplex und brachte das Spital und ein Krankenhaus (bis 1914) im mehrfach umgebauten Konventsgebäude unter; es ist noch heute Teil des Städtischen Altenheimes St. Antonius; die Kirche erhielt einen Zwischenboden und wurde unten als Lagerraum für Gerste, oben als Theater genutzt. 1920 schenkte die Stadt das "Gerstenhaus" der katholischen Pfarrgemeinde; bei der Wiederherstellung als Kirche (1921/22) wurde erhalten, was vom alten Schmuck des Raumes übrig war: ein Deckenfresko im Chor und gemalte frühklassizistische Altarprospekte, die Altarblätter von Gebhard Fugel erhielten. Die Sanierung 1995/96 berichtigte Wand- und Deckengestaltung behutsam nach aufgefundenen Resten und zierte die Seitenaltäre mit Bildern von Emil Kiess. 1922-1985 setzten Franziskaner im "Klösterle", einem umgebauten Brauereigebäude, die Tradition ihres Ordens in Saulgau fort.
EWALD GRUBER     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 297f.
- <Württ. Klosterbuch> 430f. (E. GRUBER)
- <KDW Saulgau> 20-22.
- J. BENZ: Geschichte der Stadtpfarrei Saulgau. Saulgau (masch.) 1939.
- G. HÄMMERLE: Aus der Geschichte der Stadt Saulgau Bd. VII. Saulgau (masch.) o. J.
- E. GRUBER: Die Franziskanerklöster in Saulgau. In: <Klöster im Landkreis Sigmaringen> 396-416.
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