Klöster in Baden-Württemberg
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Kapuzinerkloster Bruchsal - Geschichte
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Die Geschichte der Kapuziner in Bruchsal beginnt mit dem Jahr 1618, als Angehörige des Ordens, die aus dem nahe gelegenen Waghäusel stammten, zum ersten Mal in Bruchsal in der Seelsorge Aushilfe leisteten. Der Männerorden der Kapuziner war zu Beginn des 16. Jahrhunderts als Reformzweig der Franziskaner entstanden und war vor allem um strenge Askese, Armenfürsorge und Predigertätigkeit bemüht. Da in der Folgezeit des Dreißigjährigen Krieges das religiöse Leben in Bruchsal weitgehend zum Erliegen gekommen war und ferner Priestermangel bestand, entschloss sich der Speyerer Fürstbischof Lothar Friedrich von Metternich (1652-1675) im Jahr 1669, die Kapuziner zur Seelsorge und Mission dort fest anzusiedeln. Als Ort erhielten sie einen ehemaligen Hof des Zisterzienserklosters Herrenalb, der sich "im Angel" am Südrand des Steinsberg befand - damals nahe, aber doch außerhalb der Stadt gelegen, die heutige Huttenstraße 47.
Zunächst wurde eine Missionsstation (Hospiz) gegründet, deren Grundsteinlegung im März 1670 erfolgte. Erster Vorsteher wurde der aus Mainz berufene Pater Eberhard von Cochem, der zusammen mit seinen Mitbrüdern am 5. April 1671 das fertige Konventshaus bezog. Wenig später erlangte der Speyerer Bischof die päpstliche Zustimmung zur Errichtung eines vollwertigen Klosters samt Kirche. Sie wurde zu Ehren des heiligen Kreuzes, der Gottesmutter Maria, des heiligen Franziskus und des heiligen Antonius von Padua errichtet: Am 27. September 1672 nahm der Bischof persönlich die Grundsteinlegung der Kirche vor, deren Baukosten er aus eigenen Mitteln übernahm. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Stadt bereits zwei auf ihrem Gebiet entspringende Quellen dem Kloster zugeleitet und so die Trinkwasserversorgung der Mönche gesichert. Die Kirche selbst war von einfacher Bauart, einschiffig und etwa 37 Meter lang. Ihr äußerer Bau war bereits im November 1673 beendet, musste jedoch noch einmal nachträglich verändert werden, da die vielen Fenster nach Ansicht des Ordensgenerals nicht dem Geist der Armut und Einfachheit entsprachen. Nachdem das Kloster 1677 als Konvent konstituiert war, erfolgte schließlich im August 1680 die Weihe der Kirche, während der Hochaltar erst weitere vier Jahre später fertiggestellt wurde.
Die Kapuziner entfalteten in Bruchsal mit ihrer Ansiedlung sofort eine rege Tätigkeit "in H. Messen lesen, predigen, Christliche Unterweisung Bekehrung der Ketzeren, administrirung der H. Sacramenten, Versehung der Kranken, beystehung der sterbenden etc.", wie die Stadt 1687 lobend hervorhob (Manz, S. 241f.). Von 1689 an übernahmen sie zehn Jahre lang sogar die Verwaltung der dortigen Pfarrei. Alle Fürstbischöfe seit Gründung des Klosters erwählten ferner einen Kapuzinerpater als Beichtvater. Auch in der seelsorgerischen Betreuung der umliegenden Orte waren die Patres aktiv. Gemäß der bischöflichen Vorgabe widmeten sie sich dabei besonders der Missionierung der Protestanten. In Karlsruhe, der Residenzstadt des Badener Markgrafen, hatten die Kapuziner seit 1730 ein Hospiz und seit 1766 eine Kirche, wo sie trotz teilweise heftiger Anfeindungen durch die Reformierten bis 1804 wirkten.
Das Kloster selbst wurde im März 1690 durch französische Truppen in Brand gesetzt und schwer beschädigt, der Wiederaufbau dauerte 9 Jahre. Nach der Errichtung des Ostflügels 1713 ließ der Speyerer Bischof Damian Hugo Philipp Graf von Schönborn 1722 ein Oratorium erbauen, wo er zeitweise (1743-1755) seine letzte Ruhe fand. 1738/1740 waren umfassende Reparaturen an Kirche, Konvent und Kreuzgang nötig, gefolgt vom Anbau einer Kapelle zur schmerzhaften Muttergottes (1744, Weihe 1746). Einen letzten Glanz erlebten die Bruchsaler Kapuziner 1795, als der Speyerer Bischof August von Limburg-Stirum dort sein 25-jähriges Bischofs- und 50-jähriges Priesterjubiläum feierte. 1803 war eine zeitnahe Aufhebung des Klosters beabsichtigt, schließlich wurde jedoch das Fortbestehen bei gleichzeitigem Aufnahmeverbot gestattet (Aussterbekloster). Ende 1819 lebten noch sieben Brüder am Ort, deren letzter bis 1833 die Messe feierte und 1840 verstarb. Die Kirche wurde 1833 entweiht und in der Folgezeit zunächst als Theatersaal und seit 1842 als Armenhaus genutzt. 1880 erfolgte schließlich der Abbruch des Klosters und der Bau des Städtischen Versorgungsheims (Waisen- und Pfründnerhaus), nach Kriegsschäden 1945 dann der Wiederaufbau als städtisches Altersheim, als das es auch heute noch dient.
ANDREAS BÜTTNER     
LITERATUR
-J. MAYER: Das Kapuzinerkloster in Bruchsal. In: Freiburger Diözesanarchiv 29 (1901), 171-198.
- A. JACOBS: Die Rheinischen Kapuziner 1611-1725. Ein Beitrag zur Geschichte der katholischen Reform. (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 62). Münster 1933.
- G. MANZ: Die Kapuziner im rechtsrheinischen Gebiet des Bistums Speyer im 17. und 18. Jahrhundert. Bruchsal 1979.
- H. SCHMID: Die Säkularisation der Klöster in Baden 1802-1811. Überlingen am Bodensee 1980, 259f.
- W. HÜMMERICH: Anfänge des kapuzinischen Klosterbaues. Untersuchungen zur Kapuzinerarchitektur in den rheinischen Ordensprovinzen (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 58). Mainz 1987, 380-387, 638f.
- S. ZEH: Ort der Barmherzigkeit. Vom Kapuzinerkloster zum christlich-diakonischen Altenzentrum in Bruchsal. Heidelberg/Ubstadt-Weiher/Basel 2006.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 78: Bruchsal Generalia (Hochstift Speyer)
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