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Deutschordenskommende Winnenden - Geschichte
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Der Stadtherr Berthold III. von Neuffen († vor 1291) und seine Frau Richenza, eine geborene Löwenstein, schenkten dem Deutschen Orden 1288 den Kirchensatz und damit die Pfarrei zu Winnenden und bestimmten weitere Güter und Einkünfte zur Dotation eines zu errichtenden Ordenshauses. Die Stiftung wurde zunächst von Heilbronn aus betreut und war von Anfang an in die Ballei Franken einbezogen. Heilbronn stellte den ersten Komtur Heinrich von Bachenstein, der 1292 als Schiedsrichter in einer Auseinandersetzung zwischen Kloster Weiler und der Stifterin Richenza von Neuffen fungierte. Allerdings ist die Quellenlage recht dünn, weil das nach Heilbronn geflüchtete Winnendener Archiv bei der Plünderung der dortigen Kommende im Bauernkrieg 1525 zerstört wurde. Nach einem Visitationsprotokoll vom Anfang des 15. Jh. umfasste der Konvent an der Pfarrkirche zwei Priester und einen Laienbruder.
Die Brüder Heinrich und Ulrich von Iberg stifteten 1355 in der Ordenskapelle neben der Burg eine hl. Messe. Der Landkomtur von Franken, Mangold von Brandis (1354/55), billigte den Stiftern auf Lebenszeit das Recht zu, die Pfründe zu verleihen. Nach ihrem Tod sollte das Präsentationsrecht an die Kommende fallen. Das 1472 bezeugte Jakobus d. Ä.-Patrozinium wurde nach der Vermutung Adolf Schahls wegen seiner Pilgerschutzfunktion vom Deutschen Orden eingeführt. Es gab eine Bruderschaft unserer Lieben Frau mit eigenem Altar und Kaplan.
Wohl im 14. Jh. errichtete der Orden eine neue Komturei, den Vorgängerbau von Schloss Winnental. Der Bau wurde im 30-jährigen Krieg mehrfach geplündert und 1693 durch französische Truppen verheert.
1665 verkaufte Deutschmeister Johann Caspar von Ampringen (1664-1684) die Kommende an Herzog Eberhard III. von Württemberg (1628-1674). Administrator Friedrich Karl von Württemberg (1677-1693) machte Schloss Winnental zum Sitz der von ihm begründeten Seitenlinie des Herzoghauses. Ab 1813 diente es als Kaserne, 1830 bis 1833 wurde eine Irrenanstalt, die heutige Psychiatrische Landesanstalt, eingerichtet.
Als Kernzelle des ersten Deutschen Hauses nimmt Schahl das Steinhaus der Herren von Neuffen an, das sich im Chorturm der heute evangelischen Stadtpfarrkirche St. Bernhard erhalten habe. Östlich schloss sich das 1482 verkaufte, später abgegangene Ordenshaus an.
Der zur Schlosskirche gewendete Westflügel von Schloss Winnental ist im Kern wohl spätmittelalterlich, das Hauptgebäude wurde 1684-1696 durch Matthias Weiß neu errichtet.
Die Schlosskirche St. Jakobus d. Ä. birgt romanische Ursprünge, ein ergrabener einschiffiger Saalbau entstand wohl noch im 9. und wurde im 10. Jh. erweitert. Die im 11. Jh. erbaute Basilika wurde bereits im 12. Jh. durch eine nach Westen erweiterte Pfeilerbasilika ersetzt. Im 14. Jh. wurde das heutige dreischiffiges basilikale Langhaus mit 5/8 Chor errichtet.
DIETER J. WEISS     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 515f. (D. J. WEISS).
- <KDW I> OA Waiblingen, 505-507.
- A. SCHAHL: Das Deutsche Haus in Winnenden. In: An Rems und Murr, Bd. 3. Schwäbisch-Gmünd 1976, 50-53 (zur Baugeschichte).
- Die Kunstdenkmäler des Rems-Murr-Kreises. Bearb. v. A. SCHAHL (Die Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg), 2 Bde. München/Berlin 1983, Bd. 2, 1483-1547.
- D. J. WEISS: Die Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte IX/39). Neustadt a. d. Aisch 1991, 106f., 272, 491f.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 138: Deutschordenskommende Winnenden
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 20 a Bü 173: Kunstkammer (Kunstkabinett)
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 231-B 351a: Deutscher Orden
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