Klöster in Baden-Württemberg
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Klarissenkloster Heilbronn - Geschichte
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Das wenige Jahre zuvor in Flein gestiftete Klarissenkloster verlegten die Nonnen 1301/02 ins knapp vier Kilometer entfernte Heilbronn, den Schutz der ummauerten Stadt suchend. Der Rat nahm das unter dem Schutz des Würzburger Bischofs stehende Kloster in seine Obhut und bestellte aus seinen Reihen Pfleger zur Verwaltung. Gegenüber der Stadt war das Kloster steuer- und abgabepflichtig.
Das den Konventualen angeschlossene Kloster wurde 1465/66 durch reformierte Nonnen aus dem Kloster Alsbach bei Kaisersberg im Elsaß erneuert. Im Bauernkrieg mussten die von der Austreibung bedrohten Klarissen hohe Kontributionen entrichten. Trotz heftigen Widerstandes gegen die Reformation, die das klösterliche Leben drastisch einschränkte, genossen die Nonnen nach Annahme des Interims durch die evangelische Reichsstadt seit 1548 Religionsfreiheit. 1632 schenkte der Schwedenkönig das Kloster der Stadt; die Nonnen wurden bis zur Rückgabe 1634 in einem Bürgerhaus untergebracht. Auf Beschluss des Würzburger Ordinariats wurde ihre Kirche 1727 zur Ablasskirche erhoben.
Anfänglich hatten sich die Nonnen aus dem niederen Adel des Umlandes und der Stadt rekrutiert; erst ab dem 15. Jh. kamen immer mehr der rund 30 Schwestern aus dem einfachen Bürgertum, zunächst dem der Reichsstadt, im 18. Jh. aus ganz Süddeutschland und den südlich angrenzenden Regionen. Höfe, Agrarflächen, Häuser etc. besaß das Kloster in der näheren und weiteren Umgebung von Heilbronn, so um 1513 in 40 Orten.
Seit dem Beginenverbot 1565 widmeten sich die Klarissen der Kranken- und Armenfürsorge. Daneben betrieben sie Weberei, Hostienbereitung, Wachszieherei, Paramentstickerei und die Produktion eines "Schlagwassers" für innere und äußerliche Anwendungen.
Die Klostergebäude wurden 1803 säkularisiert. Bei der endgültigen Auflösung des Konvents am 17. Juli 1811 traten von den 13 Nonnen und sechs Laienschwestern unter einer Äbtissin 13 aus dem Orden aus, fünf gingen ins Kloster Söflingen.
Die Entstehungszeit der Klostergebäude an der Südostecke der Stadtmauer ist weitgehend unbekannt; ab 1315 wurde die Anlage durch Wirtschaftsgebäude im Westen der nahezu rechteckigen Klausur ergänzt. Der Bau ihres nördlichen Flügels, der Kirche, soll erst 1380 beendet gewesen sein. Das Patrozinium ist nicht bekannt. Die gesamte Anlage war von einer etwa 5 Meter hohen und 60 Zentimeter starken Mauer umgeben, von der noch spärliche Reste erhalten sind.
Nach der Auflösung des Klosters dienten die Gebäude verschiedensten Verwendungszwecken: die Kirche zunächst als Archiv, später als Scheuer und Fruchtspeicher, um 1852 als Frauengefängnis; der Konventbau ab 1812 als Zwangsarbeitshaus, das um 1730 erbaute Gästehaus seit 1806 als Steuereinnehmerei und ab 1812 als katholisches Stadtpfarrhaus; das 1709 im Westen an die Kirche gebaute Beichthaus ab 1807 als Wohnung des Steueramtsdieners und seit 1827 als katholisches Schulhaus und Polizeihaus. Die gesamte Anlage wurde zwischen 1874 und 1889 abgebrochen und das Gelände völlig neu bebaut.
SIMON M. HAAG     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 264f. (S. M. HAAG).
- <KDW I> OA Heilbronn, 258.
- W. HOFMANN: Aus der Geschichte des Heilbronner Klaraklosters. In: Historischer Verein Heilbronn 22 (1957) 75-87.
- A. EHRENFRIED: Barfüßer und Klarissen in Heilbronn. Bruchsal 1977.
- W. ZIMMERMANN / CHR. SCHRENK: Neue Forschungen zum Heilbronner Klarakloster (Kleine Schriftenreihe der Stadt Heilbronn 26). Heilbronn 1993.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 133, 133a: Diplomatare
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 225: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Habsthal-Horb a.N.
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 189 III: Heilbronn, Reichsstadt: Klöster und Klosterhöfe
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 189 V: Heilbronn, Reichsstadt: St. Klara Kloster
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 189 VI: Heilbronn, Reichsstadt: Rechnungen
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