Klöster in Baden-Württemberg
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Benediktinerpriorat St. Nikolaus Rippoldsau - Geschichte
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Abbildung  Button Benediktinerpriorat St. Nicolai, Rippoldsau. Lithographie von A. Merian um 1800.
Eine der zahlreichen südwestdeutschen Niederlassungen der Benediktinerabtei St. Georgen war das Priorat St. Nikolaus in Rippoldsau. Die im mittleren Schwarzwald an der Wolf gelegene "cella" wurde erstmals 1179 in einer päpstlichen Urkunde erwähnt, aber bereits um 1140 als Stiftung der Herren von Wolfach gegründet. Nach deren Aussterben im Mannesstamm übernahmen 1306 die Grafen von Fürstenberg die Kastvogtei des Klosters, das neben einer einträglichen Forstwirtschaft über viele verstreute Besitzungen und Einkünfte zwischen Kaiserstuhl und Neckar verfügte.
Zeit seiner Existenz blieb das "monasteriolum" spärlich besetzt und erlebte im von Krieg und interner Disziplinlosigkeit belasteten 16. und 17. Jh. sogar Phasen völliger Vakanz. Auch die Klosteranlage hatte stets bescheidene Ausmaße, wurde aber Mitte und Ende des 18. Jh. hauptsächlich nach Plänen des fürstenbergischen Architekten Franz Joseph Salzmann umfassend renoviert. Das Ensemble bestand danach aus einer etwa 250 Menschen fassenden Kirche mit Längs- und Querschiff und einem steinernen, achteckigen Turm auf quadratischem Fundament mit barocker Kuppel sowie aus einem dreistöckigen Konventsgebäude, dessen Flügel einen Innenhof einrahmten. Finanziert werden konnte der Umbau nicht zuletzt durch den Aufschwung der bis heute lebendigen Wallfahrt zum Gnadenbild der Rippoldsauer Schmerzensmutter, einer vermutlich im späten Mittelalter entstandenen und später teilweise umgearbeiteten Holzstatue, die 1758 ihren Platz am (1762 neu errichteten) Hochaltar fand.
Das "Klösterle" besaß und verpachtete bis nach 1648 das nahe gelegene Mineralbad, auf dessen Gelände 1587 eigens eine Kapelle errichtet wurde. Eifriger Förderer und Nutzer der Heilquellen war der St. Georgener Abt Georg II. Gaisser (Prior 1626/27), der wie manche seiner Nachfolger gerne Kurgäste in "Nikolauszell" beherbergte. Dabei spielte die regional recht hohe gesellschaftliche Reputation der Rippoldsauer Prioren eine Rolle, wie sie sich auch in geistlichen Funktionen für das landesherrliche Haus Fürstenberg manifestierte. Oft erwies sich das Priorat als Sprungbrett für die Abtswürde in St. Georgen bzw. St. Georg zu Villingen, umgekehrt wählten einige Altäbte Rippoldsau als Ruhesitz.
Zweimal in ihrer Geschichte wurde die Rippoldsauer Benediktinergemeinschaft aufgelöst. Zunächst zog in den 1540er Jahren der reformatorisch gesonnene Graf Wilhelm von Fürstenberg das Klostergut ein und vertrieb die Mönche nach Villingen, wo sie auf den Konvent ihrer von Württemberg säkularisierten Mutterabtei St. Georgen trafen; dieses Exil entpuppte sich aber schon 1549 nach der Restitution Rippoldsaus durch Wilhelms katholischen Bruder Friedrich als Intermezzo. Die endgültige Aufhebung und Enteignung erfolgte 1802 durch das vier Jahre später mediatisierte Fürstentum Fürstenberg, an dessen Stelle das Großherzogtum Baden trat; bis zur Neuordnung der Pfarrei konnten die verbliebenen Patres weiterhin als Seelsorger ihrer kleinen Gemeinde agieren. 1828/29 baute der Weinbrennerschüler Christoph Arnold anstelle der einstigen Klosterkirche ein Gotteshaus in spätklassizistischem Stil, der immer noch das Äußere der innen mehrfach veränderten Pfarr- und Wallfahrtskirche "Mater Dolorosa" (wie seit 1956 ihr Patrozinium lautet) prägt. Das ehemalige Konventsgebäude wandelte sich zum Pfarrhaus und bietet nach wie vor Einrichtungen der katholischen Kirchengemeinde (Pfarramt, Bücherei, Kindergarten) Raum.
CHRISTIAN SCHULZ     
LITERATUR
-<GermBen> V, 548-550 (K. SCHREINER).
- <KDB VII>, 644-646.
- W. THOMA: Die Kirchenpolitik der Grafen von Fürstenberg im Zeitalter der Glaubenskämpfe (1520-1660). Ein Beitrag zur Geschichte der Kirchenreform und Konfessionsbildung. Münster 1963.
- A. SCHMID: Kloster und Pfarrei Bad Rippoldsau. Eine heimatgeschichtliche Studie. Bad Rippoldsau 1965.
- DERS.: Bad Rippoldsau. 800 Jahre Heimatgeschichte. Bad Rippoldsau 1966.
- M. BUHLMANN: Rippoldsau. In: M. BUHLMANN.: Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald. Ein Lexikon - Teil 2: N-Z (Vertex Alemanniae 10/2). Sankt Georgen 2004, 74f.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 232: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Ravensburg-Rottweil
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