Nach Ende der oberbadischen Okkupation und Restituierung des Hauses Baden-Baden 1622 bat Markgraf Wilhelm für die Rekatholisierung seines Landes den Jesuitenorden um Hilfe. Mit dem Stiftungsbrief von 1663 wurde ihm in der Stadt Ettlingen ein Kolleg auf dem so genannten Zillenhardt'schen Anwesen neben der Spitalkirche St. Erhard eingerichtet. Dieses diente nicht nur zur Ausbildung des jesuitischen Nachwuchses (Tertiarier), sondern sollte vor allem durch seine vielfältigen religiösen und kulturellen Aktivitäten die Bevölkerung gezielt zum alten Glauben zurückführen, was auch gelang. Hierbei spielte die 1670 in der Stadt gegründete Marianische Bruderschaft eine wichtige Rolle. Zur Ausstattung erhielt das Kolleg, das etwa zehn bis zwanzig Personen umfasste, u. a. das Kirchenpatronat und das Stiftsvermögen von St. Martin sowie die Spitalkirche zugewiesen. Der Rektor selbst amtierte als Stadtpfarrer an St. Martin. Seelsorgerisch wurden insgesamt bis zu 15 Gemeinden in Stadt und Umland, darunter die Wallfahrtskirche in Bickesheim, betreut. Nach Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde sein Besitz vom Markgrafen übernommen. Das nach dem Stadtbrand von 1689 neu aufgeführte Kolleggebäude wurde im 19. Jh. weltlichen Nutzungen zugeführt. |
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RAINER BRÜNING |
LITERATUR |
- | <KDB IX/3> 40-42. |
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- | A. KAST (Hg.): Die Jahresberichte des Ettlinger Jesuitenkollegs 1661-1769, Karlsruhe 1934. |
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- | R. STENZEL: Ettlingen vom 14.-17. Jahrhundert (Geschichte der Stadt Ettlingen IIa). Ettlingen 1982, bes. 189-199. |
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- | DERS.: Ettlingen von 1689-1815 (Geschichte der Stadt Ettlingen III). Ubstadt-Weiher 1997, bes. 332-356. |
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QUELLEN |
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