Nach frühneuzeitlicher Überlieferung schufen wohlhabende Bürgerinnen um 1246 ein Klarissenkloster in Esslingen, das 1248 wohl von der adeligen Witwe Clareta von Fils erweitert wurde. Die Authentizität dieser Angaben ist jedoch aufgrund mangelhafter Quellen zweifelhaft. 1304 ist das Kloster erstmals urkundlich erwähnt, doch könnte das im Klosterarchiv aufbewahrte Vidimus eines päpstlichen Privilegs für den Klarissenorden von 1288 auf ein früheres Gründungsdatum hinweisen. Der Konvent siedelte sich in der erst später in die Stadtbefestigung einbezogenen, südöstlich der Kernstadt gelegenen Obertorvorstadt an. Quellen bezeugen für 1308 Äbtissin und Konvent, für 1355 eine Küsterin, für 1376/79 eine Gastmeisterin, für 1392 eine Priorin und Seelmeisterin. Im 14. Jh. umfasste der Konvent ca. 20 Nonnen und Laienschwestern (vor allem Angehörige wohlhabender Esslinger Handwerkerfamilien, aber auch des städtischen Patriziats und des Niederadels). Zahlreiche Nonnen stammten aus Kirchheim/Teck. Das Kloster (Patr.: hl. Klara) gehörte zur Straßburger Konventualenprovinz. Nach einem Brand (1351) wurden durch reiche Stiftungen das Kloster und die Kirche wieder aufgebaut und planmäßig erweitert. Stattliche Klostergüter befanden sich u. a. in Esslingen, auf den Fildern, in Cannstatt und Kornwestheim. Die Verwaltung oblag den Pflegern/Hofmeistern (zum Teil Franziskaner). Minoriten fungierten auch als Beichtväter. Eine Reform im Sinne der Observanzbewegung ist nicht erfolgt. Nach der Einführung der Reformation in Esslingen wurde das Kloster nach mehrjährigen Verhandlungen mit dem Rat 1536 an das städtische Hospital verkauft. Die Konventsgebäude wurden zunächst als Waisenhaus genutzt, 1674 als Lazarett. 1922 wurden zwei Flügel umgebaut; sie stehen bis heute als Altenheim zur Verfügung. Die Klosterkirche war 1701 in sich zusammengestürzt und abgetragen worden. |
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JOACHIM J. HALBEKANN | |||||||||||||||||||||||||
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