Klöster in Baden-Württemberg
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Kollegiatstift Faurndau - Geschichte
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König Ludwig der Deutsche verlieh 875 seinem am Hofe tätigen Diakon Liutbrand das Klösterchen ("monasteriolum") Faurndau. Gleichzeitig belehnte er ihn mit der Kapelle in Brenz. 895 bestätigte König Arnulf dem Kloster St. Gallen den Besitz von Faurndau und Brenz. Liutbrand war im Alter in die mächtige Reichsabtei eingetreten und hatte seinen Besitz eingebracht. Der Urkunde von 875 zufolge stand die Faurndauer Kirche unter dem Patrozinium der hl. Jungfrau Maria und besaß Reliquien der frühchristlichen Märtyrer Alexander, Eventius und Theodul.
In den ersten Jahrzehnten des 12. Jh. scheint das Kloster in ein weltliches Chorherrenstift umgewandelt worden zu sein. Damit in Verbindung bringt eine späte Überlieferung Berta von Boll, eine mutmaßliche Schwester von König Konrad III., die auch als Gründerin des Chorherrenstifts im nahen Boll gilt.
1228 regelte die Abtei St. Gallen Streitigkeiten bezüglich der Wahl von Propst und Kapitel, der Residenzpflicht der Chorherren und der Gottesdienste in der Stiftskirche sowie der zugehörigen Filialkapelle in Jebenhausen. Das Chorherrenstift zählte neben dem Propst acht Chorherren. Diese waren teilweise auf benachbarten Pfarreien und im Stift Boll mit Pfründen ausgestattet.
Die Vogtei über das Stift kam mit umfangreichem örtlichen Besitz durch eine Tochter der Schenken von Limpurg 1274 an die von Rechberg. Unter ihnen wurden 1345 die Statuten des Stifts neu gefasst. Besonders einträglichen Grundbesitz hatte das Stift am Ort sowie in den benachbarten Dörfern Jebenhausen, Groß- und Kleineislingen, Albershausen und Wangen. Über die von Ahelfingen und von Zillenhart kamen die rechbergischen Güter und die Vogtei an Württemberg. Das Herzogtum war 1506 alleiniger Ortsherr und hob mit der Einführung der Reformation das Stift 1536 auf. Die Stiftskirche wurde evangelische Pfarrkirche und der Propst und die vier Chorherren abgefunden.
Die Kirche des Benediktinerklosters, wie auch ihre drei nachfolgenden Bauten wurden jeweils durch Brand zerstört (Grabungen 1956). Die um 1200 bis etwa 1220 erbaute Stiftskirche ist eine dreischiffige Säulenbasilika, die in einer grundlegenden Renovierung von 1956 bis 1959 wieder ihren romanischen Gesamteindruck erhielt.
Geplant war ursprünglich eine Kirche mit tonnengewölbtem Altarraum und einer Doppelturmfront im Westen. Beim Abschluss der Bauarbeiten um 1220 stand die Kirche im Wesentlichen in ihrer noch vorhandenen Form, aber ganz ohne Türme. Der mächtige Turm über dem Westende des Mittelschiffs läuft in einer achtseitigen Haube aus. Die gemauerten Geschosse wurden um 1341 errichtet (Dachhaube Mitte 15. Jh.). Das einstige Hauptportal (modern ergänzt), das Rundfenster darüber, die Strebepfeiler sowie der Vorraum zählen zu den modernsten Bauformen, die um 1200 aus Frankreich kommend, in die deutsche Romanik aufgenommen wurden. Kurze Säulchen tragen das als Kugelausschnitt aufgebaute achtteilige Bandrippengewölbe des Vorraums. Kelchige Blattkapitelle, vor allem aber reine Kelchknospenkapitelle zeigen die Übernahme modernster gotischer Bauformen in die schwäbische Romanik. Das flachgedeckte Mittelschiff öffnet sich beidseitig mit vier Arkaden gegen die Seitenschiffe. Die mittleren Säulen tragen korinthisierende Kapitelle, die übrigen Würfelkapitelle. Die Mauern des nördlichen Seitenschiffes dienten den Steinmetzen als Reißboden. Ein Riss für Schaft, Basis und Plinthe der Vorraum-Säulen ist deutlich erkennbar. Diese Figur gehört zu den ältesten erhaltenen mittelalterlichen Bauzeichnungen.
Die Kuppel der Apsis zeigt Christus in der Mandorla. Die vier Kappen des Kreuzrippengewölbes zieren die Symbole der vier Evangelisten. Auf den Mauerflächen wird entsprechend dem Patrozinium aus dem Marienleben erzählt. Sie werden ins ausgehende 13. und frühe 14. Jh. datiert. Die zwölf erhaltenen Weihekreuze dürften noch aus dem 13. Jh. stammen, und damit zu den frühesten Beispielen dieser Art gehören. Erhalten hat sich auch der streng geometrisch gegliederte romanische Taufstein. Die schlichten Grabplatten von Kanonikern des 15./16. Jh. tragen zumeist nur Kreuz und Kelch.
Besonders reich gegliedert ist die Hauptapsis außen. Sie gehört zu den Meisterleistungen schwäbischer Spätromanik. Die Skulpturen im Ostgiebel des Mittelschiffs, Kopf- und Tierkonsolen, sind Nachbildungen aus Muschelkalk (Originale Städtisches Museum Göppingen im "Storchen"). Der Skulpturen-Zyklus wird in Beziehung zum kanonischen Tagesablauf gesetzt, dem Weg durch die Horen und die zu diesen gehörenden Hymnen. Die figürliche Bauplastik soll andererseits aber auch Zwecken der Architekturmagie gedient haben.
WALTER ZIEGLER     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 241f. (W. ZIEGLER).
- <GermBen> V, 224-228 (F. QUARTHAL).
- <KDW Göppingen> 87-93.
- W. METZGER: Die romanische Stiftskirche in Faurndau und die Plastik ihres Ostgiebels. Der Bau und seine Symbolik. Weißenhorn 1971.
- K. KIRSCHMER / W. ZIEGLER: Faurndau 875-1975, Weg und Schicksal einer Gemeinde. Faurndau 1974.
- R. HUSSENDÖRFER: Die ehemalige Chorherrenstiftskirche in Faurndau, ein Beitrag zur schwäbischen Spätromanik. Göppingen 1975.
- R. HUSSENDÖRFER / W. ZIEGLER: Stiftskirche Faurndau. Weißenhorn 2002.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 510: Oberhofen
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 602: Württembergische Regesten
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