Gemäß der Überlieferung sind die Franziskaner 1272 in die Stadt gekommen. Höhepunkte erlebte das Kloster anlässlich des Besuchs von König Heinrich VII. im August 1309, als nach der Predigt die Einladung des Papstes zur Kaiserkrönung bekannt gegeben wurde, oder in den Jahren 1288, 1420, 1427, 1452, 1466 und 1505, als das Provinzialkapitel in seinen Mauern tagte. Von 1389 bis 1392 amtierte Johannes von Heilbronn als Provinzial der Straßburger Provinz. Der Konvent, von dem nur herausragende Glieder wie der Guardian, der Vizeguardian, der Meister für die Studenten, der Novizenmeister und der Lesemeister namentlich bekannt sind, gehörte zu den Konventualen. Die auf Betreiben von Friedrich I., Pfalzgraf bei Rhein, im Dezember 1465 von den Äbten von Hirsau und Maulbronn sowie dem Rat der Reichsstadt Heilbronn durchgeführte Observanz spaltete den Konvent. Während die meisten der Brüder mit dem Guardian das Kloster und die Stadt verließen, nahmen nur vier Mönche die Reform an. Gegen die ab 1524 in der Reichsstadt Fuß fassende und seit 1528 politisch unterstützte Reformation leistete das Kloster erbitterten Widerstand. 1538 verbot die Stadt schließlich die Neuaufnahme von Brüdern. Als 1544 der letzte Mönch verstarb, hob der Stadtrat das Kloster auf und nahm es faktisch in Besitz. Formell trat der Franziskanerorden die Anlage 1566 an die Stadt ab. Die aus dem Niederadel und dem Bürgertum aus dem Gebiet der Straßburger Provinz und der näheren Umgebung der Stadt kommenden Minoriten hatten als Kollekturbezirk den Raum zwischen Esslingen, Pforzheim, Brettach und Obergriesheim inne. Seit dem auf dem Provinzialkapitel zu Rufach 1471 ergangenen Beschluss hielten die Heilbronner Barfüßer philosophische Kurse ab. Außerdem bot das Kloster ein Einführungsjahr für Neulinge (Noviziat) an. Von den Heilbronner Mönchen haben Heinrich Kastner (+ 1530) und Wolfgang Steindorfer (+ 1546) schriftliche Predigten hinterlassen und Vizeguardian Paulus Walter (1477/78) eine Beschreibung seiner Reise in das Heilige Land. Die Hauptaufgaben der Barfüßer bestanden in der örtlichen Seelsorge und der Abnahme der Beichte. Die Zünfte und Bruderschaften der Schuster, Schneider, Huf- und Nagelschmiede, Leder- und Metallhandwerker hielten ihre Versammlungen im Kloster ab und besaßen das Begräbnisrecht auf dem Klosterfriedhof. Mit dem Bau des zweistöckigen Konventbaus wurde wohl bald nach der Ankunft der Franziskaner begonnen. Die das Rechteck im Süden schließende Kirche wurde in einem zweiten Schritt ab 1290 erbaut. 1314 wurde sie den hl. Maria und Franziskus geweiht. Von 1566 bis 1688 diente sie als evangelisches Gotteshaus. 1688 fiel die Kirche dem von den Franzosen gelegten Brand zum Opfer. Vom geplanten Wiederaufbau konnte zwischen 1698 und 1727 nur der Hafenmarktturm realisiert werden, der 1944 völlig ausbrannte. Der wieder instandgesetzte Turm dient seit 1951 als Gedächtnisstätte für die Gefallenen beider Weltkriege. Der seit 1544 als Schule benutzte, 1688 ausgebrannte und wieder instandgesetzte Konventbau erfuhr im 19. Jh. durch Anbauten und Aufstockungen starke Veränderungen. Der Kreuzgang, von dem 1910 noch drei Flügel vorhanden waren, wurde 1925 abgebrochen (Abb.). Der Konventbau wurde 1944 zerstört. |
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SIMON M. HAAG | |||||||||||||||||
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QUELLEN | |||||||||||||||||