Zeit und Anlass der Ansiedlung des Konventes in Mergentheim lassen sich nicht mehr eindeutig bestimmen. Die Datierungen schwanken zwischen 1247 und 1291, wobei das Jahrzehnt zwischen 1265 und 1275 wahrscheinlich ist. Hierfür sprechen nicht nur ein indirekt überlieferter Eintrag in einem Choralbuch (1270 bzw. 1273) und eine testamentarische Begünstigung aus dem Jahre 1275. Unterstellt man eine Besiedlung durch Würzburger Dominikaner, so läge ebenfalls der erwähnte Zeitraum nahe. Dass der Deutsche Orden die Dominikaner bewusst als Konkurrenz zu den das Pfarrrecht besitzenden Johannitern nach Mergentheim geholt habe, scheint fraglich. Denkbar ist eher ein Zusammenspiel der Johanniter, der Hohenlohe, des regionalen Niederadels und des Mergentheimer Patriziats mit dem Ziel, eine zeitgemäße Seelsorge zu gewährleisten. Außergewöhnlich ist die Ansiedlung weder in geographischer noch zeitlicher Hinsicht. Im Anniversar des Klosters findet sich zum 24. Januar das Gedenken an den ersten Prior, Friedrich von Thüngersheim. Wie keine andere Gemeinschaft in Mergentheim erfuhren die Dominikaner Unterstützung durch den regionalen Niederadel und durch das städtische Patriziat. Doch auch die verschiedenen Hohenloher Zweige förderten die Niederlassung. Auseinandersetzungen mit den Johannitern als Inhaber der Stadtpfarrei sind erstmals für 1316 belegt. Der Bau der Marienkirche wurde um 1320 begonnen und zog sich bis etwa 1380 hin. Die Dominikaner gerieten 1362 mit dem Deutschen Orden, der 1340 die Stadtherrschaft in Mergentheim erlangt hatte, in heftige Auseinandersetzungen um die Anerkennung der städtischen Ordnungen. Die Stiftung eines Rosenkranzaltars durch Prior Hans von Weikersheim (1383) legt die Vermutung nahe, dass an der Dominikanerkirche im Mittelalter eine Rosenkranzbruderschaft bestand. Wohl erst um die Mitte des 15. Jh. erhielten auch die Dominikaner Heiligenpfleger zugewiesen, denen die Verwaltung des Kirchengutes und der Stiftungen oblag. Der Mergentheimer Konvent schloss sich wohl unter dem Einfluss der Würzburger Dominikaner nie der strengeren Ordensobservanz an. Noch 1502 und 1520 erscheint er als nichtobservant. Das Mergentheimer Kloster zählte bis ins 18. Jh. hinein zu den kleineren und unbedeutenderen Konventen der deutschen Dominikanerprovinz Teutonia. 1515 war es Teil der Natio Sueviae. Nach 1709 gehörte es der süddeutschen Provinz "Saxonia" an. Lediglich zum Würzburger Dominikanerkloster bestanden enge Kontakte. Nie tagte in der Tauberstadt ein Provinzkapitel. Seit Anfang des 16. Jh. bekleideten Mergentheimer Prioren wiederholt das Amt eines Generalpredigers. Lediglich die Konventualen Petrus Brendel (1740) und Florian Würth (1781-1785) stiegen in das Amt des Provinzials auf, letzterer allerdings erst lange Zeit nach seiner Mergentheimer Lehrtätigkeit (um 1760). Die Unruhen 1525 unter der Führung des Johanniters Bernhard Bubenleben schädigten den Konvent erheblich. Von den Folgen dieser Übergriffe und der Reformationsereignisse sollte sich das Dominikanerkloster so schnell nicht erholen. Nach dem Tod des letzten Konventualen Ende 1547 war das Kloster verwaist. Zwar wurde umgehend ein Würzburger Dominikaner zur Sicherung der Besitzungen und Rechte nach Mergentheim gesandt. Dieser kehrte jedoch 1549 vermutlich wegen wirtschaftlicher Nöte wieder nach Würzburg zurück. Spätestens ab Mai 1549 stand das Kloster unter Verwaltung des Deutschen Ordens. Während des Markgräferkrieges 1552 wurde die Kirche schwer beschädigt. Da die Heiligenpfleger sich in der Folgezeit weigerten, finanzielle Mittel zum Erhalt der Kirche bereit zu stellen, verfiel diese zunehmend. Ab 1554 konnte mit Unterstützung des Würzburger Bischofs das Mergentheimer Kloster wieder besetzt werden. Die Zeit zwischen 1566 und 1586 prägten heftige Auseinandersetzung mit dem Deutschen Orden um die Finanzierung der Kirchenrenovierung (1574-1579). Zeitgleich liefen bis 1582 Verhandlungen zwischen dem Würzburger Bischof, dem päpstlichen Nuntius und dem Deutschen Orden, das Kloster in einen Jesuitenkonvent umzuwandeln (bzw. hierhin das Spital zu verlegen, sofern in dieses Jesuiten einzögen), wogegen sich jedoch die Dominikaner, teilweise im Verbund mit dem Hoch- und Deutschmeister, der die Errichtung eines Priesterseminars plante, mit Erfolg wehrten. Auseinandersetzungen mit den Deutschherren führten 1575 zum erzwungenen Auszug des Priors. Erneut verwaltete der Deutsche Orden das Kloster, obgleich die Dominikaner 1577 ein kaiserliches Mandat erwirken konnten, das die Restitution befahl. Erst als 1585 mit Maximilian von Österreich der Bruder des Kaisers de facto an die Spitze des Deutschen Ordens gelangt war, wurde Ende 1586 das Kloster zurückgegeben. Seit Beginn des 17. Jh. verbesserte sich das Verhältnis zum Stadtherrn. Ein zweiter Versuch der Jesuiten, in der Tauberstadt auf Kosten der Dominikaner Fuß zu fassen, scheiterte 1626. Während der schwedischen Besatzung (1632-1634) gelang es Prior Daniel Bender, weiterhin katholischen Gottesdienst zu feiern und Sakramente zu spenden. Mitte des 17. Jh. (1644) gehörte der Mergentheimer Konvent mit sieben Personen zu den kleinen und finanziell schwachen Konventen Frankens. Im Jahre 1700 übernahmen die Dominikaner die Errichtung und Leitung eines Gymnasiums, das sie durch den Kapitalzins aus 5.000 Gulden finanzierten. Ihr übriger Grundbesitz war mit 17 Morgen Weingärten und 120 Morgen Ackerland (um 1730) bescheiden. Das seit 1753/54 errichtete philosophische Studium wurde 1784 aufgehoben; das theologische (seit 1772) fand bereits drei Jahre zuvor sein Ende. An all diesen Stätten lehrten maßgeblich Mergentheimer Dominikaner. Hochmeister Anton Victor löste am 31. Mai 1805 das Dominikanerkloster auf. Ein Jahr später wurde hierher das Priesterseminar des Deutschen Ordens verlegt, was zu erheblichen Spannungen mit den noch verbliebenen zehn (Ex-) Dominikanern führte. Zwischen 1809 und 1814 diente der an Württemberg übergegangene Klosterkomplex als Kaserne, später als Schule und Magazin. Die Marienkirche war 1809-1817 evangelische Stadtkirche, wurde dann profaniert und befindet sich seit 1852 wieder in der Hand der katholischen Kirchengemeinde. |
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JÖRG SEILER | |||||||||||||||||||||
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