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Franziskanerinnenkloster Oggelsbeuren - Geschichte
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Nach der um 1737 möglicherweise von einem Franziskaner in Ehingen verfassten, bis 1781 weitergeführten Chronik des Klosters besuchte im Heiligen Jahre 1350 ein Pilger auf der Rückreise von Rom den Ort Oggelsbeuren, betete in der Pfarrkirche und gewann dort einen Ablass. Er baute eine Zelle bei der Kirche "inmitten der Tannen", lebte fortan dort als Einsiedler und wurde an derselben Stelle auch begraben. Aus der Einsiedelei entwickelte sich in den nächsten Jahren eine Frauengemeinschaft. Davon erhielt der Ortsherr von Oggelsbeuren, Ludwig von Hornstein, Landvogt in Schwaben, Kenntnis; er errichtete dort im Jahr 1378 ein Kloster, bat die Franziskaner in Ulm, das Kloster mit Schwestern des dritten Ordens des heiligen Franziskus, zu besiedeln, und privilegierte es; die Vogtei behielt er sich vor. Im selben Jahr noch wurde das Kloster von Herzog Leopold von Österreich bestätigt, zwei Jahre später erhielt es von den Herren von Stadion ihren Riedenhof, einen großen Hof in der Nähe des Klosters.
Diese Gründungsgeschichte lässt sich allerdings nicht original belegen, da die Urkunde über die Privilegierung durch Ludwig von Hornstein, die ersten Konfirmierungen durch Erzherzoge von Österreich - außer der von 1378 sind noch Urkunden von 1446 und 1488 vorhanden - sowie die Urkunde über die Ausstattung mit dem Riedenhof Fälschungen aus späterer Zeit darstellen - alle von derselben Hand, wohl aus dem 16. Jh., deren Inhalt jedoch als echt anzusehen ist.
Die Privilegierung durch Österreich und die Unterstellung der Klause unter den Schutz der Herrschaft Warthausen bzw. unter deren spätere Besitzer wurde regelmäßig bis ins späte 17. Jh. wiederholt. Als jedoch die Vogtei Oggelsbeuren nach mehrfachem Wechsel des Besitzers 1695 an das Stift Buchau verkauft wurde, entstanden immer wieder Streitigkeiten, da das Kloster den Standpunkt vertrat, dass es allein unter dem Schutz Österreichs stehe und dass es von der Gerichtsbarkeit des Stifts befreit sei.
Der Besitz des Klosters war zunächst relativ gering und lag in unmittelbarer Umgebung des Klosters. Hervorzuheben ist lediglich ein größeres Waldstück von etwa 100 Jauchert sowie der Riedenhof, der Ende des 17. Jh. rund 50 Jauchert Land umfasste. Hinzu kamen später noch Höfe in Uigendorf, Donaurieden, Rupertshofen, Minderreuti, Aigendorf und Willenhofen.
Zum Kloster gehörten auch zwei Kaplaneien in der Oggelsbeurer Pfarrkirche - eine so genannte "vordere Kaplanei" am Marienaltar auf der rechten Seite in der Pfarrkirche, auf dem das Kloster 1403 eine ewige Messe gestiftet hatte, sowie eine "hintere Kaplanei zu den Hussen", die 1468 errichtet wurde. Der Name stammt wohl von einem dort schon bestehenden älteren Altar, der von einem sonst unbekannten Hus gestiftet worden war. Bei beiden Kaplaneien, die reich dotiert wurden, lag das Patronat wegen des Besitzes der Pfarrkirche beim Stift Buchau .
Das Kloster erhielt erstmals 1437 durch den Ulmer Franziskaner Konrad von Schwaben eine Ordnung, in der vor allem Fragen der Klausur und der sonstigen Disziplin geregelt wurden. Es gehörte bis 1580 zur Straßburger, danach zur Innsbrucker Ordensprovinz. Für das Jahr 1472 berichtet die Klosterchronik von einer Visitation durch den Provinzialminister der Straßburger Provinz Heinrich Karrer. 1484 soll das Kloster mit dem Ulmer Franziskanerkloster der Observanz beigetreten sein. Die Chronik spricht außerdem zum Jahr 1520 von einer neuen Regel. Direkt unterstellt war es seit 1630 dem Ehinger Franziskanerkloster, dessen Guardian etwa die Profess abnahm. Aus dem späten 14. und frühen 15. Jh. sind einige Zeugnisse klösterlicher Mystik bezeugt. Nach dem Bericht der Klosterchronik soll eine Klosterfrau Verena von Baldenstein mehrere Bücher geschrieben haben, von denen zwei in der württembergischen Landesbibliothek nachgewiesen werden können. Beichtvater und Pfarrer des Klosters war immer der Ortspfarrer, mit dem es aber besonders in der Spätzeit immer wieder Auseinandersetzungen gab, nicht zuletzt deshalb, weil die Schwestern ihren Gottesdienst und ihre Chorgebete in der Pfarrkirche verrichteten, wo sie einen besonderen Chor hatten. 1759 ist allerdings einmal von einem sehr guten Einverständnis die Rede. Der Konvent, dessen Stärke bis ins 18. Jh. zwischen zehn und zwanzig Schwestern schwankte, setzte sich im Wesentlichen aus Bauern- und Handwerkertöchtern aus Oberschwaben, Bayern und Tirol zusammen. An der Spitze des der hl. Elisabeth geweihten Klosters stand die Meisterin, die ab 1442 als Mutter bezeichnet wurde. Sie wurde anfangs auf Lebenszeit, ab dem späteren 17. Jh. auf drei Jahre gewählt; Wiederwahl war möglich und kam im 17. und 18. Jh. relativ häufig vor.
Das Kloster scheint auch in der Spätzeit ein Ort der Askese und Erbauung gewesen zu sein. So berichtet die Klosterchronik etwa für das Jahr 1698 davon, dass die Äbtissin von Buchau hier Exerzitien gemacht habe.
Gerade deshalb aber fiel das Kloster unter die Aufhebungskriterien des Josephinismus. Mit Hofdekret vom 1. Februar 1787 wurde die Klause aufgehoben. Beim Verkauf der beweglichen Güter und der Naturalien wurden 6.473 Gulden erzielt. Das Stift Buchau erhielt die Klostergebäude, das Gasthaus, das Backhaus, ein weiteres Holzhaus und einen Stadel, die zum engeren Klostergebiet gehörten. Die Schwestern selbst durften im Kloster bleiben und erhielten eine Pension. Als Oggelsbeuren 1802 als Zubehör des Stifts Buchau an den Fürsten von Thurn und Taxis fiel, waren noch sieben Konventsmitglieder vorhanden, von denen zwei bis zu ihrem Tod um die Mitte des 19. Jh. dort verblieben, wo sie auch begraben sind.
Von 1854 bis 1860 bestand in den Klostergebäuden ein Schulinstitut der Schwestern aus Mödingen bei Dillingen, die wiederum zum Dritten Orden des heiligen Franziskus gehörten. Sie verlegten ihr Institut 1860 nach Sießen. Vorher waren schon Teile der Klostergebäude abgebrochen worden, etwa die alte Klause Die restlichen Klostergebäude werden seitdem von der Pius-Pflege, einer Stiftung für Waisenkinder, genutzt, nach einem Brand von 1952 wurden sie aus- und umgebaut, 1983 erweitert.
BERNHARD THEIL     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 380f. (B. THEIL).
- <AFA> 2 (1958) 59-94 (H. STRÖBELE).
- <KB Biberach> I, 467-473.
- <KDW Ehingen> 180f.
- H. STRÖBELE: Die Gemeinde Oggelsbeuren mit dem ehemaligen Frauenkloster. Ein kultur-, rechts- und allgemeingeschichtlicher Beitrag zur Geschichte Oberschwabens. Oggelsbeuren 1974.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 556 f: Oggelsbeuren, Klause
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 198: Diplomatare
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 230: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Oberndorf-Öhringen
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