Die Zisterzienserabtei Tennenbach. Aquarell, um 1810. |
Nach einer Gründungsnotiz im Tennenbacher Güterbuch wurde das Zisterzienserkloster Tennenbach 1161 von Abt Hesso zusammen mit zwölf Mönchen aus dem Kloster Frienisberg (Aarberg/Schweiz) errichtet. Für die Ortswahl waren wohl zwei Motive ausschlaggebend: zum einen war hier umfangreicher Besitz der Gründungsinitiatoren vorhanden, zum anderen hofften die Mönche auf den Erwerb von Bergbaurechten, um somit ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Der ursprüngliche Name Himmelspforte ("Porta Coeli") wurde bald durch den älteren Flur- und Siedlungsnamen "Tennenbach" ersetzt. Das neu gegründete Kloster war zunächst dem Kloster Lützel (heute Kleinlützel bei Basel) unterstellt. Zwischen 1180 und 1190 wurde dem Abt des Klosters Salem die Aufsicht übertragen. 1178 nahm Papst Alexander III. auf Bitten des Abtes Ulrich das Kloster mit all seinen Besitzungen in seinen Schutz. Zum Gründerkreis des Klosters zählten alle bedeutenden Adelsgeschlechter im Breisgau. Neben den Herzögen von Zähringen gehörten die Grafen von Nimburg und deren Dienstleute sowie der Markgraf von Hachberg, die Herren von Üsenberg und die Herren von Schwarzach zu den Initiatoren der Klostergründung. Der größte Verdienst kam Markgraf Hermann III. von Baden mitsamt seinen Vasallen und Ministerialen zu. Ihm, nicht dem Herzog von Zähringen, dürfte der Schutz über die Gründung zugestanden haben, zumal er im Güterbereich des Klosters offenbar die Hoch- und Strafgerichtsbarkeit versah. Das Kloster wurde für manche Breisgauer Adelsfamilie zur Grablege. So fanden Graf Egino von Freiburg und mehrere Markgrafen von Hachberg hier ihre letzte Ruhe. In den ersten Jahrzehnten nach der Gründung geriet Tennenbach immer mehr unter den Einfluss der staufischen Könige, so fungierte z. B. Friedrich I. als Vogt. In der zweiten Hälfte des 13. Jh. übten die Markgrafen von Hachberg die Vogteirechte aus und in ihrer Nachfolge die Markgrafen von Baden. 1373 wurde die Vogtei auf die Herzöge Albrecht III. und Leopold III. von Österreich übertragen. Nach Auseinandersetzungen mit den Markgrafen von Baden um die Schirmherrschaft über das Kloster verblieb diese seit Ende des 15. Jh. bis zur Säkularisation bei den habsburgischen Herzögen bzw. Erzherzögen. In der Matrikel der vorderösterreichischen Landstände von 1468 erscheint der Abt von Tennenbach als Mitglied des Prälatenstandes. In den ersten anderthalb Jahrhunderten seines Bestehens hatte das Kloster einen ausgedehnten Grundbesitz aufgebaut, der sich über mehr als 200 Orte in der südlichen Ortenau, im ganzen Breisgau und bis hinauf auf die Höhen des Schwarzwaldes verteilte. In der ersten eigenwirtschaftlichen Phase gründete sich seine Wirtschaftskraft vor allem auf den Besitz zahlreicher landwirtschaftlicher Höfe (Grangien) und Weinberge. Seit der ersten Hälfte des 14. Jh. verlagerten die Mönche diese Grangien zusehends in die Städte. Die Eigenbewirtschaftung wurde zugunsten der traditionellen Grundherrschaft eingestellt. Das freiwerdende Kapital investierte Tennenbach in städtischen Häuserbesitz. In Freiburg, Kenzingen, Endingen, Neuenburg und Villingen entstanden Stadthöfe als neue Wirtschaftszentren. In Freiburg besaß Tennenbach seit 1220 einen Wirtschaftshof, Mühlen, Weinberge, eine Kelter und Zinseinkünfte aus Häusern. Der erste Hinweis auf ein Bürgerrecht Tennenbachs in Freiburg datiert von 1278/80. Umfangreiche Besitzkonzentrationen entstanden zudem in Emmendingen, Ettenheim und Herbolzheim. 1310 erwarb das Kloster das Bürgerrecht in Villingen, kaufte dort 1323 ein Steinhaus als "Hospicium" und errichtete einen Verwaltungsmittelpunkt für seine Besitzungen in der Baar. In dieser Umbruchphase legte der damalige Wirtschaftsverwalter und spätere Abt, der Freiburger Bürgersohn Johannes Zenlin, von 1317 bis 1341 das so genannte Tennenbacher Güterbuch als Meisterwerk mittelalterlicher Wirtschaftsverwaltung an. Hier wurden systematisch und in alphabetischer Reihung die Besitzungen und Rechte in den einzelnen Orten auf insgesamt 700 zweispaltigen Seiten notiert. Im Laufe der 1360er Jahre trat eine sichtbare Stagnation der klösterlichen Wirtschafts- und Anziehungskraft ein. Die Auswirkungen der spätmittelalterlichen Agrarkrise sowie der Pestwelle trafen die Klosterwirtschaft. Landwirtschaftliche Güter lagen brach und erbrachten keinen Ertrag mehr. Dazu kam eine Wertminderung der Naturalzinsen durch fallende Getreidepreise. Da zahlreiche Abgaben dem Kloster als Getreidezinsen zuflossen, traf auch dies die Klosterkasse. Durch die Todeserfahrungen der Pest wandte sich die Bevölkerung in verstärktem Maße den in den Städten aktiven Bettelorden zu. Die Klostergebäude fielen im Laufe ihrer Geschichte immer wieder Naturkatastrophen und Kriegen zum Opfer. 1445 plünderte eine Söldnertruppe aus Südfrankreich (Armagnaken) die gesamte Klosteranlage. Im Bauernkrieg 1525 wurde das Kloster, mit Ausnahme der Kirche, erneut in Schutt und Asche gelegt. Während des 30-jährigen Kriegs mussten die 18 Mönche das Kloster 1632 verlassen und nach Freiburg, später nach Breisach fliehen. 1647 kehrte mit Konrad Burger der erste Mönch nach Tennenbach zurück. Für die Zeit zwischen 1674 und 1676 sowie 1704 und 1713 sind weitere kriegsbedingte Zerstörungen überliefert. Als landsässiges Kloster in Vorderösterreich war Tennenbach von der anti-monastischen Politik Kaiser Josephs II. betroffen, die 1782 in einer ersten, vor allem gegen kontemplative Klöster gerichteten Aufhebungswelle gipfelte. Zunächst zur Aufhebung bestimmt, blieb Tennenbach, wie die meisten Männerklöster in Vorderösterreich, bestehen, zumal sich der Abt in einer persönlichen Audienz beim Kaiser für den Fortbestand des Kloster einsetzte. Die drohende Auflösung wurde noch einmal aufgeschoben, wenn auch nur um 20 Jahre. Auf habsburgischem Gebiet liegend blieben die Klöster im Breisgau zunächst von der Säkularisation verschont. Durch die Friedensschlüsse im Zuge der napoleonischen Kriege verschiedenen Herrschaftsansprüchen ausgesetzt, gelangte der Breisgau im Preßburger Frieden 1805 schließlich an Baden. Tennenbach wurde daher am 17. Juli 1806 säkularisiert. Die 20 Ordensgeistlichen und die verbliebenen Laienbrüder verließen das Kloster, obwohl ihnen die badische Regierung Wohnrecht bis zu ihrem Tod eingeräumt hatte. Eine kleine Rente war den Mönchen gewährt worden. Der größte Teil des Konvents zog nach Kärnten, der Rest betätigte sich als Lehrer oder Pfarrer im Breisgau. 1832 wurden die Klostergebäude, sofern sie noch nicht verfallen waren, versteigert und abgebrochen. Lediglich die frühgotische Kapelle der Mönchsinfirmerie, das heißt die Krankenkapelle, zeugt heute noch von der glanzvollen Architektur der ehemaligen Zisterzienserabtei. Die Klosterkirche konnte nach der Säkularisation zunächst gerettet werden, indem man sie ab 1829 Stein für Stein nach Freiburg brachte und dort als evangelische "Ludwigskirche" in der neu entstehenden Neuburg-Vorstadt wieder aufbaute. Im Zweiten Weltkrieg wurde die ehemalige Klosterkirche der Zisterzienserabtei Tennenbach durch einen Bombenangriff zerstört. |
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