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Kapuzinerkloster Engen - Geschichte
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Der Impuls zur Gründung eines Kapuzinerklosters in Engen ging im Jahre 1616 von der Bürgerschaft aus. Obgleich dem Projekt eine Spitze gegenüber dem persönlich dem lutherischen Glauben anhängenden Landesherrn, dem Grafen Maximilian von Pappenheim, unterlegt war, erteilte dieser nicht nur seine Bewilligung, sondern trug sogar zu dessen Gelingen bei. Der auf Seiten des Kaisers stehende Pappenheimer sah in der Niederlassung von Kapuzinern offenkundig die Chance, sich als Gefolgsmann des Hauses Habsburg zu profilieren. In Fürstbischof Jakob Fugger, dem es ein wichtiges Anliegen war, der Verbreitung des Kapuzinerordens auf dem Boden seiner weiträumigen Konstanzer Diözese Vorschub zu leisten, fanden die Engener Bürger einen noch wichtigeren Befürworter ihres Anliegens. Die 1616 mit der Schweizer Kapuzinerprovinz aufgenommenen Verhandlungen über ein am Fuße des Ballenberges zu errichtendes Kloster konnten 1618 erfolgreich abgeschlossen werden. Die Kirche des noch im selben Jahr begonnenen, von der Engener Bürgerschaft und umliegenden Gemeinden finanzierten und mit zahlreichen Dienstleistungen ins Werk gesetzten Neubaus wurde vom Konstanzer Weihbischof Johann Anton Tritt am 20. August 1623 zu Ehren Mariä der Engel konsekriert. Das seelsorgerliche Wirken der Kapuziner konzentrierte sich zunächst auf den städtischen Bereich. Es fand in der Ausübung des Prediger- und Beichtvateramtes im Dominikanerinnenkloster St. Wolfgang eines von mehreren Aktionsfeldern. Durch die Übernahme zahlreicher Aushilfen dehnte der Engener Konvent jedoch alsbald seinen Wirkungskreis weit über die städtischen Grenzen aus.
Im 30-jährigen Krieg stellte Engen, nicht zuletzt wegen der geographischen Nähe zur militärstrategisch wichtigen württembergischen Festung Hohentwiel, für die im Hegau mehrmals aufeinander prallenden Kriegsparteien ein immer wieder hart umkämpftes Operationszentrum dar und es wurden den Ordensmännern harte Bewährungsproben auferlegt. Als im Jahre 1635 die Pest wütete, pflegten die Kapuziner die Kranken unter Einsatz und Hingabe ihres Lebens. Rückhalt erfuhren die Ordensmänner durch das 1639 dem lutherischen Pappenheimer in der landesherrlichen Regierung gefolgte Haus Fürstenberg, welches zum damaligen Zeitpunkt bereits in Haslach im Kinzigtal ein Kapuzinerkloster unterhielt.
Für ein exzellentes Verhältnis des Konventes zur Engener Bevölkerung spricht, dass bereits bis zur Begründung einer eigenständigen Vorderösterreichischen Kapuzinerprovinz im Jahre 1668 sieben Patres und zwei Laienbrüder aus der Bürgerschaft hervorgingen und die Reihen des Ordens verstärkten.
Die markanteste bauliche Erweiterung wurde im Jahre 1725 durch eine dem Kapuzinerheiligen Felix von Cantalice geweihte Kapelle vorgenommen, welche eine Gruft für die verstorbenen Ordensmänner einschloss.
Das Ende des Klosters in Engen zeichnete sich bereits im Jahre 1781 durch die erzwungene Eingliederung in die damals ins Leben gerufene Schwäbische Kapuzinerprovinz ab. Als die fürstenbergische Regierung im Jahre 1802 von dem Kloster Besitz ergriff, fand sie einen lebensfähigen Konvent vor. Das den Ordensmännern zugestandene Bleiberecht wurde alsbald durch die Zerschlagung der Klostergemeinschaft unterminiert. Im Jahre 1820 wurde der Verkauf des verbliebenen Inventars angeordnet, dem die Versteigerung des Klostergebäudes auf den Fuß folgte. Letzteres wurde von der Stadt Engen zu einem Spital umgestaltet, das 1825 seinen Betrieb aufnahm. Auch das Gotteshaus der Kapuziner wurde einer neuen Verwendung zugeführt, indem es ab 1829 als Spitalkirche diente. Bereits zwei Jahre zuvor war der letzte Kapuziner aus der Engener Klosterfamilie gestorben, die eine fast zweihundertjährige Tradition aufzuweisen hatte. Die aus der Kapuzinerkirche hervorgegangene Spitalkirche brannte 1883 vollständig ab.
MATTHIAS ILG     
LITERATUR
-_KB Konstanz III% 59.
- <KDB I> 28-30, 670.
- B. MAYER O.F.M. Cap.: Die Kapuzinerklöster Vorderösterreichs. In: Helvetia Franciscana 12 (1973-77) 188-197.
- A. BAADER: Das Engener Kapuzinerkloster. In: H. BERNER (Hg.): Engen im Hegau. Mittelpunkt und Amtsstadt der Herrschaft Hewen. Bd. 2. Sigmaringen 1990, 337-366.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
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