Klöster in Baden-Württemberg
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Prämonstratenserinnenkloster Bruderhartmann - Geschichte
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Der fränkische Dynast Hartmann von Lobdeburg gründete nach einer anscheinend zuverlässigen Notiz auf einem spätmittelalterlichen Reliquien-, Stiftungs- und Güterverzeichnis im Jahre 1202 eine wohl schon als Prämonstratenserinnenkloster geplante Kunigundenzelle bei dem Dirschbronn, an den der Dirschberg beim heutigen Klosterhof erinnert. Unter dem Würzburger Bischof Otto von Lobdeburg (1207-1223), dem Bruder des Stifters, verzichteten die Grundherren auf ihre Rechte, so dass Bischof Sigibodo von Havelberg die Klosterkirche weihen konnte. Weil der Würzburger Bischof Hermann von Lobdeburg (1225-1254), der Sohn des Stifters, in den Aufstand König Heinrichs (VII.) 1234/35 verwickelt war, verlor die Familie jedoch ihren Besitz im südlichen Franken und das Kloster ging anscheinend ein. Erst 1290 übergab Walther von Sulz die Kirche in Hausen seinen drei Töchtern, welche unter Aufsicht des Abtes von Oberzell den Prämonstratenserinnenkonvent endgültig formierten. Das Kloster hieß zunächst Frauenhausen, bald aber nach dem legendär zum frommen Einsiedler stilisierten Erstgründer Bruderhartmann oder Bruderhart. Über die Eigenwirtschaft mit Äckern, Wiesen, Seen und Waldungen hinaus wurden durch Stiftungen und Zukäufe grundherrschaftliche Rechte erworben, vor allem in der näheren Umgebung. Zwölf Meisterinnen und zwölf weitere Nonnen sind namentlich bekannt, meist aus dem fränkischen Niederadel oder dem Patriziat der benachbarten Reichsstädte Rothenburg, Hall und Dinkelsbühl. Klosterkapläne, meist Säkularkleriker, übten die Seelsorge im Konvent aus. Die weltliche Schutzherrschaft gelangte von den Herren von Sulz über die Herren von Bebenburg mit deren Herrschaft Gammesfeld 1388 an die Reichsstadt Rothenburg. Die Nonnen gerieten immer wieder mit Bauern in Konflikt wegen Abgaben, Viehtrieb und Waldnutzung. Im Bauernkrieg 1525 flüchteten die Klosterfrauen nach Rothenburg. Als 1539 die letzte Meisterin Margarethe Geißler starb, verwaltete die Reichsstadt fortan die Klostergüter durch ihr Spital; den Klosterhof verpachtete das Spital an Bauern. Ablässe deuten auf Umbauten im 15. Jh.; heute ist von der mittelalterlichen Kirche und Klosteranlage nichts mehr zu sehen. Die kleine, stereotype Skizze auf der Karte der Rothenburger Landwehr von Wilhelm Ziegler aus dem Jahre 1537 erlaubt kaum Schlüsse auf das Aussehen der Anlage. Sogar von dem Neubau des Wirtschaftshofes durch das Spital in Rothenburg 1674 haben sich nach radikalen Veränderungen des 19. und 20. Jh. bloß zwei Wappentafeln erhalten.
KARL BORCHARDT     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 201f. (K. BORCHARDT).
- <KB Schwäbisch Hall> I, 220.
- K. BORCHARDT: Die geistlichen Institutionen in der Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber und dem zugehörigen Landgebiet von den Anfängen bis zur Reformation (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte IX/37). Neustadt/Aisch 1988, 2 Teile, bes. 395-401, 562f.
- DERS.: Das Kloster der Prämonstratenserinnen zu Bruderhartmann und sein Gründer Hartmann von Lobdeburg. In: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 59 (1999) 37-56.
- DERS.: Die Renovatur von Bruderhartmann 1674. In: Linde 82 (2000) 1-7, 13-16.
- DERS.: Ordensgeschichte, -identität und Spendensammeln bei den Prämonstratenserinnen. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 62/63 (2001) 597-612.
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