Klöster in Baden-Württemberg
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Kapuzinerkloster Rottweil - Geschichte
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Abbildung  Button Das ehemalige Kapuzinerkloster Rottweil.
1623 predigte ein Kapuzinerpater in der Karwoche in Rottweils Hauptkirche Heilig Kreuz. Am 16. Oktober 1623 wurde vor der Rottweiler Hochbrücktorvorstadt auf Einladung des Magistrats und in Anwesenheit des Weihbischofs Dr. Mirgel von Konstanz durch Patres aus Freiburg und Luzern das große Kreuz der Kapuziner in der Nachbarschaft der Hofgerichtsstätte errichtet, wo der Orden ein Kloster bauen wollte. Den Grundstein zum Klosterbau legte 1627 Abt Melchior Haug vom Benediktinerkloster St. Georgen in Villingen. Es kam jedoch nicht einmal mehr zur Weihe der zugehörigen Klosterkirche. Beim Angriff württembergischer Truppen auf Rottweil zu Weihnachten 1632 wurde das Kapuzinerkloster stärker in Mitleidenschaft gezogen und nach der Besetzung der Stadt niedergerissen. Die Kapuziner kamen einstweilen in der Rottweiler Innenstadt unter. 1636 pflanzte Stadtpfarrer Jakob Khuon erneut das große Kapuziner-Kreuz auf, diesmal auf dem Tummelhofgelände im Waldtor-Ort innerhalb der Stadtmauern. Die Bauarbeiten begannen aber erst nach dem 30-jährigen Krieg 1651. Am 8. Juli 1653 wurde der Grundstein des Klosters gelegt, seine Kirche am 29. September 1655 mit dem Patrozinium "Mariä Himmelfahrt" von Weihbischof Georg Sigismund Müller von Konstanz geweiht. Zu den Förderern des neuen Klosters gehörte auch Markgraf Wilhelm von Baden-Baden.
Das Kapuzinerkloster Rottweil gehörte zunächst zur Kustodie Konstanz der Schweizer Kapuzinerprovinz. 1668 wurde das Kloster der vorderösterreichischen Kapuzinerprovinz zugeteilt, bei der es bis 1781 verbliebt. Bis zu seiner Aufhebung gehörte es danach zur schwäbischen Kapuzinerprovinz. Der Konvent der Rottweiler Kapuziner zählte 1769 14 Patres, zwei Professen und vier Laienbrüder. Zahlreiche Patres stammten aus Rottweil. Verschiedentlich erreichten sie in anderen Konventen das Amt des Guardian. Der Rottweiler Pater Reinhard wurde 1750 und 1756 in das Amt des Provinzials gewählt, andere Rottweiler Kapuziner wurden wiederholt beim Provinzialkapitel "Definitoren". Das Verhältnis der Rottweiler Kapuziner zur Obrigkeit der Reichsstadt war im allgemeinen recht gut, zumal die Patres über eine bekannt gute Küche und einen hervorragenden Weinkeller verfügten. Gelegentlich kam es allerdings zu verbalen Angriffen von der Kanzel auf den Rottweiler Magistrat, nachdem die Kapuziner der Reichsstadt gewöhnlich das Amt der Feiertagsprediger in Heilig Kreuz versahen.
Im übrigen traten die Kapuziner als Exorzisten und Gefangenen-Seelsorger in Erscheinung. Vielfach halfen sie auf Landpfarreien in der Umgebung aus oder betreuten Wallfahrtsorte in der Umgebung wie Aggenhausen auf dem Heuberg. Sie erscheinen auch als Militär-Seelsorger und bei der Segnung von Vieh und Feldern. Ihre Bibliothek wurde auch von Lesern außerhalb des Klosters genutzt. Erweitert wurde das Rottweiler Kapuzinerkloster in größerem Umfang von 1762 an.
Seine insgesamt ausgesprochen bescheiden gehaltene Klosterkirche war 1719 um eine Kapelle erweitert worden, die offiziell 1729 dem 1746 heilig gesprochenen Fidelis von Sigmaringen geweiht wurde. 1768 wird die Neubeschaffung einer Krippe greifbar. In die Rottweiler Kapuzinerkirche wurde auch die Kapsel mit dem Herzen Graf Wilhelms von Zimmern übertragen, des letzten seines Geschlechts.
Schon nach der Besetzung Rottweils durch Württemberg im September 1802 fand Ende Oktober gleichen Jahres in der Rottweiler Kapuzinerkirche erstmals seit der Reformation evangelischer Gottesdienst statt. Zum Jahreswechsel auf 1803 hatten die Rottweiler Kapuziner zunächst die Patres des aufgehobenen Dominikanerkonvents von Rottweil aufzunehmen. Unter dem 19. Dezember 1805 wurde das Rottweiler Kapuzinerkloster selbst aufgehoben, seine Patres in der Militärseelsorge oder in neuen oder vakanten Pfarreien eingesetzt. Ihr Kloster stand mit seiner Kirche auf Jahre leer. Erst 1813 ließ der württembergische Staat die Gebäude des Rottweiler Kapuzinerklosters versteigern, dessen Archiv verloren gegangen ist. 1833 wurde in den Bauten des ehemaligen Klosters die Brauergaststätte "Sonne" eingerichtet.
WINFRIED HECHT     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 274ff.
- <Württ. Klosterbuch> 422f. (W. HECHT).
- W. HECHT: Das Rottweiler Kapuzinerkloster 1623-1805. In: W. HECHT/G. P. MAGER: Kapuzinerkloster und Sonne in Rottweil (Kleine Schriften des Stadtarchivs Rottweil 6). Rottweil 1998, 5-39.
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