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Franziskanerhospiz Schwetzingen - Geschichte
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Das Franziskanerhospiz in Schwetzingen war die letzte Gründung der Franziskaner-Konventualen in der rechtsrheinischen Pfalz. Vor der im Jahr 1767 erfolgten Klostergründung mussten zahlreiche Widerstände überwunden werden. Nicht nur die Kapuziner in Mannheim befürchteten eine Schmälerung ihrer Terminerträge, sondern auch das bischöfliche Ordinariat in Worms und die pfalz-bayerische Regierung protestierten. Dennoch erteilte Kurfürst Karl Theodor die Erlaubnis zur Klostergründung, wohl auch aus dem Grunde, weil mehrere katholische Beamte aus der Gegend sich dafür ausgesprochen hatten. Bei der Niederlassung in Schwetzingen handelte es sich um ein von Heidelberg abhängiges Hospiz.
Die Franziskaner bezogen mit drei Priestern und einem Laienbruder das Haus eines Herrn Bianchi. Sie planten die Errichtung eines Klosters in Viereckform mit eigener Kirche. Bis zur Fertigstellung des Klosters lasen die Minderbrüder in der Pfarrkirche die Hl. Messe und halfen beim Beichtehören aus. Das Kloster war Ostern 1770 fertig gestellt. Die Kapelle wurde am 19. April 1770 benediziert. Die Franziskaner sollten dennoch künftig sonn- und feiertags in der Pfarrkirche eine Messe lesen, den Kranken beistehen, die Beichte hören und dem Stadtpfarrer aushelfen. 1778 und 1779 halfen die Franziskaner in Brühl aus. Außer an den Ordensfesten durften in der Klosterkirche keine Hochämter und Predigten gehalten werden. Zunächst übergab der Kurfürst den Franziskanern regelmäßig kleinere Spenden. Die Einkommensmöglichkeiten der Franziskaner in Schwetzingen wurden allerdings spärlich, als sich Karl Theodor ab 1777 aufgrund des Zusammenschlusses der Pfalz mit Altbayern nicht mehr in Schwetzingen aufhielt und das Gebiet im Zuge der Koalitionskriege mehrmals von den Franzosen geplündert wurde. 1801 stellte eine Untersuchungskommission fest, das Kloster sei heruntergekommen und hoch verschuldet. Der Konvent bestand zu diesem Zeitpunkt aus fünf Priestern und zwei Brüdern. Die Franziskaner waren unter anderem als Kapläne in Brühl und auf dem Schwetzinger Schloss tätig. Ferner erteilten sie einigen Knaben Unterricht. Am 11. März 1802 mussten die Franziskaner gemäß dem kurfürstlichen Klosterdekret Schwetzingen verlassen und in das Haupthaus nach Heidelberg übersiedeln. Eine Bitte von Einwohnern verschiedener Dörfer um Beibehaltung der franziskanischen Seelsorge wurde abgelehnt. Das Kloster wurde zunächst an einen Zigarrenfabrikanten versteigert und 1907 abgerissen.
CHRISTIAN PLATH     
LITERATUR
-J. B. KOLB: Historisch-statistisch-topographisches Lexicon von dem Großherzogthum Baden. Bd. 3. Karlsruhe 1816, 220-222.
- O. MELCHING: Das Franziskaner-Kloster zu Schwetzingen. In: Mannheimer Geschichtsblätter, 10. Jg. (1908/1909) H. 1, 8-14.
- H. SCHMID: Die Säkularisation der Klöster in Baden 1802-1811. In: <FDA> 98/99 (1978/79); hier 99 (1979) 246f.
- H. SCHMID: Das Franziskaner-Rekollekten-Hospiz in Schwetzingen 1767-1802. In: Badische Heimat 59/H. 3 (1979) 399-4073.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 221: Schwetzingen, Stadt
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