Klöster in Baden-Württemberg
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Franziskanerkloster Schwäbisch Hall - Geschichte
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Am 7. April 1236 wurde die Jakobskirche ("capella sancti Jacobi", Basilika) am Markt in Schwäbisch Hall von Kloster Komburg an die Minoriten übertragen. Die Kapelle war Filial der Pfarrei Steinbach, die dem Patronat von Komburg unterstand. Zu einem unbekannten Zeitpunkt in den folgenden Jahren ermahnte der Bischof von Würzburg den Haller Dekan, die Franziskaner nicht an der Predigt und dem Abnehmen der Beichte zu stören. Dies belegt, dass es auch in Schwäbisch Hall zu Auseinandersetzungen zwischen dem Pfarrklerus und den Bettelorden gekommen war.
Zwischen 1348 und 1392 werden Prokuratoren des Haller Konvents erwähnt, die aus den Reihen der vornehmen Bürger stammten. Grundstücksgeschäfte wurden zunächst über die Prokuratoren, später direkt von Guardian und Konvent abgewickelt.
Der Grund- und Gültbesitz des Franziskanerklosters stammte zum kleineren Teil aus Ankäufen, zum größeren Teil aus Stiftungen. Regionale Schwerpunkte waren neben der Stadt Hall, in der das Kloster neben Gülten aus Häusern und Gärten auch ein Sieden besaß, die Dörfer im Umfeld der Reichsstadt bis nach Künzelsau.
Während vor 1400 vor allem Stiftungen aus den Reihen der stadtadligen Familien belegt sind, lassen sich für das 15. und frühe 16. Jh. auch Zuwendungen von Salzsiedern und Handwerkern nachweisen. Der Terminiersprengel des Haller Franziskanerkonvents ist durch seine drei Herbergen in Öhringen, Niedernhall und Crailsheim umrissen.
Zwischen 1483 und 1502 unternahm der Haller Rat verschiedene Anläufe, um das Franziskanerkloster im Sinne der Observanten zu reformieren, wogegen die Konventualen hinhaltenden Widerstand leisteten. Nach einigen kleineren Maßnahmen versandeten die Anstrengungen, zumal 1502 der Rat eine städtische Predigerstelle an St. Michael gestiftet hatte, die ihn von den Predigtleistungen der Franziskaner unabhängig machte.
Der Schwerpunkt der Tätigkeit der Haller Franziskaner lag auf der Predigt. Seit 1399 sind Lektoren erwähnt, die ihre Mitbrüder in der Theologie unterrichteten. Großen Raum nahmen die Gottesdienste für die Verstorbenen ein: Jahrtagsstiftungen sind seit 1324 belegt. Für 1418 ist eine Zahl von acht Priestern im Haller Konvent bezeugt. Erwähnt werden außerdem Schüler, bei denen es sich aber auch um die Novizen handeln könnte, nicht um externe Schüler. Die Haller Franziskaner betreuten auch die Gemeinschaften frommer Frauen in Hall (Schwäbisch Hall, Franziskaner-Terziarinnen).
Zu den Mitgliedern des Haller Konvents gehörte Konrad Bömlin, von dem deutsche und lateinische Predigten überliefert sind, darunter ein Zyklus, der 1409 in Schwäbisch Hall gehalten worden zu sein scheint.
Seit 1522 amtierte Johannes Brenz als Prediger an St. Michael. 1523 - an Jakobi - predigte er wohl zum ersten Mal in deutlich reformiertem Sinn, wonach es zu Auseinandersetzungen mit den Franziskanern - vor allem ihrem Guardian Lienhard Lendlin - gekommen zu sein scheint. Lendlin unterlag in der folgenden öffentlichen Disputation. Die Franziskaner sollen daraufhin 1524 dem Rat ihr Kloster "libere" übergeben haben. Die Mönche wurden teilweise evangelisch und verheirateten sich, andere erhielten Pfründen im Spital. Am 8. September 1525 wurde Georg Wohlgemuth vom Rat als Procurator in das Kloster gesetzt, was wahrscheinlich das Ende des Konvents markiert. In den Klostergebäuden wurde die Lateinschule eingerichtet. 1528 ließ der Rat das Inventar des Franziskanerklosters versteigern, 1534 wurden Teile der Gebäude abgerissen.
Über das Aussehen der Jakobskapelle vor 1236 lassen sich kaum gesicherte Aussagen machen. Nach der Übergabe an die Franziskaner wurden in der Kirche neue Altäre aufgestellt, Ablässe zugunsten der hll. Franziskus, Antonius und Klara sind belegt. In der zweiten Hälfte des 13. Jh. scheint es auch darüber hinaus zu baulichen Veränderungen an der Kirche gekommen zu sein, denn 1307 mahnte König Albrecht die Stadt Schwäbisch Hall, die Franziskaner nicht am Bauen zu hindern.
Der Friedhof des Jakobsklosters diente als Begräbnisstätte für die Familien des Haller Stadtadels. Noch 1522 wurde der Ratsherr Hans von Morstein hier beigesetzt.
1533 wurde das Beinhaus abgerissen, 1534 ließ der Haller Rat den Chor, den Friedhof und den Kreuzgang zerstören. Abgebrochen wurde auch das Refektorium und die Mauer um den Klosterbezirk. Von der Kirche blieb das Langhaus erhalten, das einen neuen Zugang erhielt. 1591 wurde dieses neue Tor wieder abgebrochen und auch das Langhaus verkürzt. 1728 brannte die restliche Kirche nieder und wurde nicht wieder hergestellt. An ihrer Stelle errichtete die Reichsstadt ihr neues Rathaus. Die verbliebenen Klostergebäude wurden an Haller Bürger verkauft, nachdem die Lateinschule schon wenige Jahre nach ihrem Einzug in das Claßgebäude bei St. Michael umgezogen war.
ANDREAS MAISCH     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 452-454 (A. MAISCH).
- <KB Schwäbisch Hall> II, 352, 354.
- <KDW III/1> OA Hall, 486, 490-494, 715.
- CHR. KOLB: Zur Geschichte der Franziskaner in Hall. In: <WFr> NF 4 (1892) 1-24.
- DERS.: Regesten zur Geschichte des Franziskanerklosters in Schwäbisch Hall. In: <WFr> NF 4 (1892) 25-44.
- G. RÜCKLIN: Religiöses Volksleben des ausgehenden Mittelalters in den Reichsstädten Hall und Heilbronn (Historische Studien 226). Berlin 1933.
- E. KRÜGER: Die Klosterkirche St. Jakob zu Schwäbisch Hall. In: <WFr> 26/27 (1951/52) 233-258.
- B. BÜHLER: Geschichte der Franziskaner in der Reichsstadt Hall. In: <WFr> 68 (1984) 23-62.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 129, 130: Diplomatare
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