Klöster in Baden-Württemberg
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Augustinerkloster Schwäbisch Gmünd - Geschichte
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Abbildung  Button Die Bekehrung des hl. Augustinus. Deckenfresko in der Augustinerkirche in Gmünd, 1757.
Das Gründungsjahr des Gmünder Augustiner-Eremitenklosters ist mit letzter Sicherheit nicht auszumachen, doch dürften sich die Bettelmönche nach Ausweis der schriftlichen Quellen frühestens 1284/85 hier eine erste feste Niederlassung geschaffen haben. Im Jahr 1284 gestatteten Bürgermeister, Schultheiß, Rat und Bürgerschaft den Augustinern den Aufenthalt und das Recht, Grundstücke erwerben zu können. 1285 nahm Bischof Hartmann von Augsburg die Brüder unter seinen Schutz und gewährte ihnen die Freiheit, an ihrem Aufenthaltsort zu bleiben sowie Gottesdienst zu halten, und erwähnte bereits eine eigene Kirche. Die geistliche Konkurrenr wurde an der nachbarten Stadtpfarrkirche vom Weltklerus mit Argwohn betrachtet: 1288 verlangte der Gmünder Pfarrer sogar den Abriss der im Ausbau befindlichen Kirche und nur Papst Nikolaus V. konnte ihn verhindern. Während die Mönche anfangs provisorisch untergebracht waren, glückte es ihnen zur Wende vom 13./14. Jh., weitere Grundstücke um ihre Kirche herum zu erstehen. König Heinrich VII. gestattete ihnen im Juli 1308 die Errichtung eines Wohngebäudes "zwischen den beiden Stadtmauern". König Friedrich der Schöne und Kaiser Ludwig der Bayer erneuerten in den Jahren 1315 und 1333 ausdrücklich in Privilegien dieses Recht der Mönche auf eine eigene Behausung.
Der erste Kirchenbau wird mit einem geraden Chorschluss auf Höhe des heutigen Triumphbogens angenommen. Offensichtlich erlaubten es im Jahr 1432 die finanziellen Verhältnisse, mit Zustimmung des zuständigen Augsburger Diözesanbischofs einen neuen, längeren Chor einzurichten, wozu ein Haus vor dem Chor abgebrochen wurde. In den Verhandlungen mit dem Rat verpflichteten sich die Augustiner im Gegenzug, in ihrer Gottesdienstordnung auf die Predigtzeit in der Stadtpfarrkirche Rücksicht zu nehmen.
Der Mann, der diese Einigung zuwege brachte, Petrus Ulmer aus Schwäbisch Gmünd, Provinzial der gesamten Rheinisch-Schwäbischen Provinz des Augustinerordens, konsekrierte ein paar Jahre später, am 29. Juni 1439, in seiner Eigenschaft als Generalvikar der bayrischen Ordensprovinz und Weihbischof von Freising und Eichstätt den nun fertig gestellten Chor und den Hochaltar in Schwäbisch Gmünd. Ein weiterer Schwäbisch Gmünder Augustiner, der zumindest in der ersten Hälfte des 15. Jh. weit über den schwäbischen Raum schriftstellerisch wirkte, war Johannes Gayswegner oder Currifex. Zumindest für das Jahr 1441 in Schwäbisch Gmünd nachweisbar, galt er als großer Kanzelredner und hat für die Prediger seiner Zeit drei Bände mit Musterpredigten herausgegeben.
Bis an die Schwelle der Neuzeit erfuhr die Kirche noch wesentliche bauliche Veränderungen an ihrem äußeren Erscheinungsbild: 1466 brach man im Langchor zwei weitere zusätzliche Fenster aus, wohl um bessere Lichtverhältnisse zu schaffen.
Im Jahr 1503 gelang den Augustinern durch Tausch der Erwerb eines Hauses hinter dem Augustinerkloster. Zusammen mit weiteren dort stehenden Häusern wurde das Areal eingeebnet und mit einer Hofmauer umgeben und darin der Klostergarten angelegt. Über die Jahrhunderte entwickelte sich das Kloster durch Schenkungen zu einem bedeutenden Grundbesitzer in und außerhalb der Stadt. Besitzungen hatte das Kloster in zahlreiche Orten der Nachbarschaft. Daneben besaß es noch Weingefälle im Remstal. Trotz des relativen Reichtums ihres Klosters achteten die Mönche auf ihre asketische und strenge Ordensgesinnung , auch bei Ausbesserung ihrer Kirche am Ende der Spätgotik im Jahr 1508: Die Kirche war ein "schlichter Predigtraum voll Weite und Klarheit".
Die Reichsstadt Schwäbisch Gmünd - und mit ihr alle Klöster - blieb in der Reformationszeit altgläubig. Kaiser Karl V., der am 18. Februar 1532 Schwäbisch Gmünd besuchte, übernachtete bei den Augustinern, ein Zeichen seiner besonderen Hochachtung für diesen Orden.
Bereits im letzten Drittel des 17. Jh. hatte sich die Reichsstadt von den Kriegslasten und Kontributionen des 30-jährigen Krieges erholt, was nicht zuletzt Ausdruck in einer gesteigerten Bautätigkeit fand (u. a. Nordportal).
Wohl auch angesichts der Tatsache, dass das Kloster in seiner Bausubstanz schlecht war, dachte man seit etwa 1730 an eine totale Umgestaltung der Klosteranlage. Bereits am 5. März 1732 fand die feierliche Grundsteinlegung zum Bau des neuen Gebäudes statt. Ausführender Baumeister wurde der Oberelchinger Christian Wiedmann. 1748 wurde der Ostflügel als letzter Teil der Gesamtanlage fertig gestellt.
Unter dem Eindruck der Barockisierung der Franziskanerkirche in der Stadt begannen auch die Augustiner knapp acht Jahre nach der Fertigstellung ihres Konventsneubaues mit der Umgestaltung ihrer Kirche. Die Leitung dieses Umbaus übernahm der Stadtbaumeister Johann Michael Keller, die großartigen Fresken mit Motiven aus dem Leben des hl. Augustinus fertigte Johann Anwander. Der neue Hochaltar ist im Jahr 1770 aufgerichtet worden und zeigt das Ende des Kirchenausbaus an. Am 20. Juli 1779 fand in der nun ganz renovierten Klosteranlage und ihrer Kirche ein Provinzialkapitel der Ordensprovinz statt.
Mit dem Übergang Gmünds an Württemberg war auch das Ende der städtischen Klöster verbunden. Schon in den letzten Jahren der Reichsstadt hatte man das Kloster als österreichisches Feldlazarett genutzt. Am 3. Januar 1803 teilte man von württembergischer Seite den Augustinern die Auflösung ihres Klosters mit, das sie am 10. Januar zu verlassen hatten. Das Silbergerät wurde nach Ludwigsburg gebracht und dort eingeschmolzen. Der Erlös betrug lediglich 764 Gulden. Teile der Bibliothek der Augustiner, die augenscheinlich 1.700 Bücher umfasste, gingen in drei Lieferungen (1803, 1807, 1817) an die neue Zentralbibliothek in Ellwangen und die Öffentliche Bibliothek Stuttgart, der Restbestand wurde zwischen der Seminar- und Universitätsbibliothek Ellwangen sowie der Taubstummenschule Gmünd aufgeteilt.
Die aus ihrem Kloster vertriebenen zehn Mönche erhielten eine Pension und lebten als Privatleute in der Stadt, nachdem sie sich zuvor geweigert hatten, bei den Gmünder Kapuzinern einzuziehen. Der letzte Pater der Augustiner starb im Jahr 1816.
Die Kirche wurde seit dem Jahr 1806 als protestantische Garnisonskirche genutzt. Im Jahr 1817 wurde sie evangelische Stadtpfarrkirche, 1934 ersetzte man den Namen "Evangelische Stadtkirche" durch " Augustinuskirche". 1803 wurde das Klostergebäude zum Oberamt und Kameralamt umfunktioniert.
KLAUS-JÜRGEN HERRMANN     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 262f.
- <Württ. Klosterbuch> 442-444 (K. J. HERRMANN).
- <KDW III/1> OA Gmünd, 406-409.
- K. EUBEL: Geschichte des Franziskaner-Minoriten-Klosters Schwäbisch Gmünd. In: <WVjH> 13 (1890) 123-137.
- B. KLAUS: Zur Geschichte der Klöster der ehem. Reichsstadt Schwäbisch Gmünd. In: <WVjH> 20 (1911) 48-66.
- K. J. HERRMANN: Über die Anfänge der Augustinereremiten. In: Gmünder Studien 1 (1976) 81-84.
- H. H. DIETERICH: Rechtsstellung und Rechtstätigkeit der Schwäbisch Gmünder Klöster bis zum Dreißigjährigen Krieg (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Schwäbisch Gmünd 1). Schwäbisch Gmünd 1977.
- H. HUMMEL: Gmünder Bibliotheken im Zeitalter der Säkularisation. In: K. J. HERRMANN (Hg.): Barock in Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd 1981.
- K. J. HERRMANN/ H. OHNEWALD: Der "Augustiner" im Wandel der Zeit. In: Einhorn Jahrbuch (1982) 119ff.
- K. GRAF Gmünd im Spätmittelalter. Kirchen, Klöster und Spitäler. In: K. J. HERRMANN (Hg.): Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd. Stuttgart/Aalen 1984, 163.
- H. H. DIETERICH: Das Franziskanerkloster zwischen Reformation und Säkularisation. In: Gmünder Studien 3 (1989) 37-58.
- K. J. HERRMANN: Das Wirken der Bettelorden in Schwäbisch Gmünd. In: Gmünder Studien 3 (1989) 59-61, 247-248.
- H. KISSLING: Augustinuskirche und ehemaliges Augustinerkloster Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd 1991.
- R. STROBEL: Die Kunstdenkmäler der Stadt Schwäbisch Gmünd. Bd. II: Kirchen der Altstadt. München 1995, 3-44 (Lit.); 47-95.
- K. J. HERRMANN: Die Franziskaner und St. Franziskus in Schwäbisch Gmünd. In : Einhorn Jahrbuch (1998) 157-164.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 108: Diplomatare
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 233: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Salem-Stetten
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 177 L: Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 177 S: Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt
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