Klöster in Baden-Württemberg
Orden   Bettelorden   Franziskaner   Klöster im Landkreis Esslingen   
Franziskanerkloster Esslingen - Geschichte
  Zurück
Abbildung  Button Die Franziskanerkirche in Esslingen, Johannes Braungart, vor 1840.
1237 ließen sich die Franziskaner im östlichen Stadterweiterungsgebiet im Bereich des alten Weilers Oberhofen am verkehrsgünstig gelegenen Holzmarkt (heute: Blarerplatz) nieder. Eine chronikalische Nachricht von 1567/76, nach der die Barfüßermönche zunächst seit 1206 außerhalb des Mauerrings am so genannten Stöckenbrünnlein gelebt hätten, ist unsicher, zumindest zeitlich zu früh angesetzt. 1299 wird erstmals ein Guardian erwähnt, bereits 1278 ein Lektor. Der im Kreuzgang begrabene Pfalzgraf Heinrich von Tübingen (+ 1275) zählte zu den ersten adeligen Förderern des Klosters. Die prächtige Klosterkirche und wertvolle Kirchengeräte bezeugen reiche Stiftungen. Zum Besitz des Franziskanerklosters gehörten u. a. Höfe in Köngen und Ötlingen, bis 1470 besaß der Konvent in Stuttgart ein Haus.
Die Bedeutung des Esslinger Franziskanerklosters innerhalb der Oberdeutschen Provinz spiegelt sich in der Tatsache wider, dass seit 1244 21 Proivinzialkapitel hier abgehalten wurden. Aus dem Konvent gingen verschiedene Provinziale hervor, u. a. der als Prediger bekannte Reformkonventuale Konrad Bömlin (+ 1449). Johannes von Dachenhausen war Beichtvater von Graf Eberhard dem Greiner (1348). Zwischen 1487 und 1491 wurden die Martianischen Konstitutionen eingeführt. Bei den Franziskanern soll eine Bruderschaft der Esslinger Schuhmacher sowie ein theologisches Studium bestanden haben.
Vor und nach der Durchführung der Reformation in Esslingen (1531) diente das Kloster als Aufenthaltsort u. a. von Kaiser Karl V. (1541) und Kaiser Maximilian (1556) sowie als Tagungsort für Rat und Gericht. Ab 1532 wurden die Insassen der aufgehobenen Klöster bei den Franziskanern untergebracht, 1540 das Kloster dem Magistrat übergeben, 1561 schließlich dem Katharinenspital einverleibt. 1566 und 1571 wurde die wegen der Pest aus Tübingen geflohene Universität in den Räumen des ehemaligen Klosters beherbergt.
Von der nach 1270 errichteten Franziskanerkirche, einem herausragenden Beispiel frühgotischer Bettelordensarchitektur, hat sich nach dem Abriss des dreischiffigen Langhauses (1840) nur noch der von einem Lettner begrenzte Außenlangchor erhalten. Zu den bedeutendsten Ausstattungsstücken der "Unteren" bzw. "Hinteren" Kirche - so ihre Bezeichnung seit dem 17. Jh. - zählen die Glasscheiben mit biblischen Szenen (um 1320). Die Konventsgebäude wurden 1668 weitgehend niedergelegt, zwischen 1811 und 1844 nützte das Württembergische Hauptlehrerseminar den Westflügel. An Stelle des Langhauses wurde 1929/30 vor dem Chor das heute noch bestehende evangelische Gemeindezentrum errichtet.
JOACHIM J. HALBEKANN     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 235f. (J. J. HALBEKAMM).
- <AFA> 17/18 (1972/73) 305-348 (R. UHLAND).
- <KB Esslingen> I, 463f.
- <KDW I> OA Esslingen, 196-200.
- W. BERNHARDT: Die Dominikaner und Franziskaner in Esslingen. Gedanken zu ihrer Niederlassung sowie zum Bau und zur Finanzierung ihrer Klöster. In: Esslinger Studien 28 (1989) 1-24.
- T. SCHILD: Die Franziskaner in Esslingen. Esslingen 2000.
- K.FAST (Hg.): Zwischen Himmel und Erde. Klöster und Pfleghöfe in Esslingen : eine Ausstellung der Städtischen Museen und des Stadtarchivs Esslingen am Neckar in der Franziskanerkirche Esslingen, 27. September 2009 bis 31. Januar 2010. Begleitpublikation im Namen der Stadt Esslingen am Neckar. Petersberg 2009.
QUELLEN
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 169: Esslingen, Reichsstadt
Seitenanfang