Klöster in Baden-Württemberg
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Dominikanerinnenkloster Löwental - Geschichte
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Abbildung  Button Hochaltar nach Umbau und Verkleinerung seit 1818 in der Pfarrkirche St. Jakobus in Brochenzell.
Als Stiftung des wohlhabenden Ritters Johannes von Löwental (aus der Familie der welfisch-staufischen Kämmerer von Ravensburg) in seiner Burg nahe Buchhorn gegründet und durch Übersiedlung einer Konstanzer Beginensammlung begonnen, wurde das Frauenkloster Löwental 1250 vom Papst in den Dominikanerorden inkorporiert. Die vom Stifter gewünschte Namensgebung "Himmelwonne" wurde schon 1253 aufgegeben.
In den ersten 100 Jahren zählte Löwental, geleitet von einer Priorin, mit zeitweise über 120 Schwestern zu den größten Frauenklöstern Schwabens; in dieser Zeit war es Grablege der Grafen von Montfort-Tettnang. Nach der Mitte des 14. Jh. schrumpfte der zunächst aus Niederadel und Bürgertum, später aus Bürger-, Beamten- und Bauerntöchern rekrutierte Konvent stark zusammen; bis zur Aufhebung wuchs er nie mehr über 35 Mitglieder hinaus.
Die Fluren um Löwental (200 ha) und ein großer Anteil am Seewald (500 ha) wurden bis 1806 mit eigenem Personal bewirtschaftet. Als Stiftung der Grafen von Habsburg kam 1260 die Pfarrei Ailingen (inkorporiert 1326) mit der erst 1715 verselbständigten Filiale Ettenkirch hinzu. Grundherrschaft und Zehntrechte waren im Hinterland von Buchhorn konzentriert. Königliche Privilegien schienen im 15. Jh. den Weg in die Reichsunmittelbarkeit zu ebnen. Der Übergang des umliegenden Territoriums an das Haus Habsburg (um 1475/76) setzte dieser Entwicklung ein Ende, Löwental wurde fortan als landsässiges und steuerpflichtiges Kloster behandelt ohne Stimmrecht auf dem Landtag von Schwäbisch-Österreich.
Am 1. September 1634 brannte die schwedische Besatzung von Buchhorn das Kloster nieder. Der geflüchtete Konvent musste auf Quartiere von Dießenhofen bis Bregenz verteilt werden. Nur wenige Schwestern blieben zur Fortführung der Ökonomie in Buchhorn und in der nahen Trautenmühle wohnen. In dieser Notlage erwirkten die Schwestern 1640 die Inkorporation der "Weißen Sammlung" von Buchhorn in ihr Kloster. Erst 1653 konnten die in Buchhorn wohnhaften Schwestern das gemeinsame geistliche Leben wieder aufnehmen. Der Neubau in Löwental wurde 1657 begonnen, ein erster Bauabschnitt 1659 bezogen; zum Abschluss kam der Wiederaufbau 1687 mit der Weihe der Klosterkirche.
Nach 1770 führte die österreichische Kirchenpolitik zu Eingriffen in die Wirtschaft und in die innere Verfassung des Klosters; für die Aufnahme von Novizen wurden Obergrenzen und eine Bevorzugung von Österreichern vorgeschrieben. Dank einer 1710-1812 bezeugten, von der Landbevölkerung genutzten Klosterapotheke ließ sich die nach 1780 drohende Aufhebung des Klosters abwenden.
Von der Säkularisierungswelle 1802/03 war Löwental als landsässiges österreichisches Kloster nicht betroffen. Der Übergang Schwäbisch-Österreichs an die französischen Verbündeten führte im Juli 1806 zur Aufhebung des Klosters durch Württemberg. Die Schwestern durften das Konventsgebäude zunächst weiter bewohnen. Im Juni 1812 wurde das Kloster zur Kaserne bestimmt und unter Verkauf des gesamten Inventars sofort geräumt; der Konvent zerstreute sich. Die Klosterkirche verlor im August 1812 ihre Pfarrrechte an Friedrichshafen und wurde 1817 ebenfalls ausgeräumt; der Hochaltar des 18. Jh. gelangte nach Brochenzell. 1826 folgte der Verkauf und Abbruch der Hauptgebäude. Nur ein Teil des Ostflügels und des Kreuzgangs blieb, in ein Bauernhaus umgebaut, bis zur Kriegszerstörung 1944 erhalten; die Ruinen wurden 1952 abgetragen. Erhalten sind noch die in zwei Bauabschnitten 1709 und 1747/48 entstandene Klostermühle sowie 230 Meter von der westlichen und südlichen Klausurmauer.
GEORG WIELAND     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 406.
- <Württ. Klosterbuch> 325-327 (G. WIELAND).
- <OAB Tettnang> 758-764.
- <KDW Tettnang> 125-127.
- Necrologium Löwenthalense. In: <MGH Necr. Germ.> I. Berlin 1888 (ND München 1983), 197-201.
- K. O. MÜLLER: Das Kloster Löwental zur Zeit seiner Aufhebung 1806. In: <SchrrVGBodensee> 61 (1934) 80-127.
- S. TANN / B. WIEDMANN (Hg.): Kirchen in Friedrichshafen: Geschichte und Kunst. Friedrichshafen 1989, 348-355 u. ö.
- 750 Jahre Kloster Löwental: Dominikanerinnen in Löwental 1250-1806. Texte: R. WAIBEL u. G. WIELAND. Friedrichshafen 2000.
- G. WIELAND: Kloster Löwental im Ausverkauf 1812-1826: Brochenzell erhält den Hochaltar. In: Leben am See: Das Jahrbuch des Bodenseekreises 19 (2002) 23-38.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 471: Löwental, Dominikanerinnenkloster
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 60 Bü 914: Vorderösterreichische Regierung betr. Landvogtei Schwaben
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 227: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Langnau-Löwental
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