Klöster in Baden-Württemberg
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Dominikanerinnenkloster Hedingen - Geschichte
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Das Kloster wurde kurz vor 1338 von dem Ortsadligen Junker Ital Folkwin von Hedingen in dem Ort Hedingen bei Sigmaringen gegründet und mit Besitz ausgestattet. Es gehörte vermutlich von Anfang an zum Predigerorden. Im Konvent waren seit der Gründung Nonnen, die dem benachbarten Niederadel und bürgerlichen Kreisen hauptsächlich der Städte Ebingen, Überlingen, Mengen, Saulgau und Trochtelfingen sowie Sipplingen entstammten. Da es am Ende des Mittelalters immer mehr Frauenklöster gab - das nächste Dominikanerinnenkloster war in Habsthal - ging die Mitgliederzahl in Hedingen zurück. 1584 zählte man noch acht Chorfrauen und zwei Vorschwestern. Das Kloster besaß seit dem 14. Jh. zwei gestiftete Kaplaneien (Erasmus und Johannes der Täufer) in seiner Kirche und hatte das Präsentationsrecht. Die Klostervogtei über Hedingen hatten von Anfang an die Inhaber Sigmaringens. Sie kam 1399 von Württemberg an Werdenberg und 1534 an Hohenzollern. Von der Gründung an gelangte das Kloster durch Schenkungen, Kauf und Aussteuer eintretender Schwestern zu einem ansehnlichen Grundbesitz, ohne aber eine eigene Ortsherrschaft aufzubauen. Kurz vor der Aufhebung gehörten zum Klosterbesitz 27 Höfe und Güter in 16 Orten, ein Wald in Sigmaringen, Weinberge am Bodensee, ferner die Kirchen in Krauchenwies und Ettisweiler.
Schon im 14. Jh. setzte der sittliche Niedergang des Klosters ein, da die Nonnen über ihre Mitgift, weitere Leibgedinge, Erbschaften und sonstigen Privatbesitz lebenslang verfügen durften. Spätestens seit dem 15. Jh. vernachlässigten sie die Klausur, empfingen männliche Besuche und verletzten auch das Keuschheitsgebot. Obwohl das Kloster materiell sehr gut ausgestattet war, geriet es im 16. Jh. in wirtschaftliche Zerrüttung. Als mehrjährige gemeinsame Reformbemühungen der Grafen von Hohenzollern-Sigmaringen und des Bischofs von Konstanz gescheitert waren, beantragte Graf Karl II. 1580 bei der bischöflichen Kurie die Aufhebung Hedingens wegen "ärgerlichen, hochsträflichen, unklösterlichen Lebens und verderblichen Haushaltens" und schlug schon damals vor, das Kloster mit dem benachbarten Augustiner-Chorfrauenstift Inzigkofen zu vereinigen. Die Aufhebung erwies sich aber als sehr schwierig und sollte erst nach 17 Jahren vollzogen werden. Kommissionen untersuchten das Kloster, drei Päpste waren mit der Auflösung befasst. Außerdem wehrte sich der Dominikanerorden, dass das Hedinger Vermögen an Augustiner-Chorfrauen fallen sollte. Am 15. Februar 1597 unterzeichnete Papst Klemens VIII. die Aufhebungsbulle und beauftragte Kardinal Andreas von Österreich als Bischof von Konstanz mit der Ausführung. Schon zwei Jahre vorher wurden die Schwestern gewaltsam ins Dominikanerinnenkloster Habsthal gebracht. Nachdem sie von dort geflohen waren, fing man sie ein und brachte sie ins Kloster Inzigkofen, da Habsthal nicht genügend verschlossen werden konnte; die Subpriorin flüchtete nach Überlingen und kehrte nicht mehr zurück. Der Dominikanerorden versuchte immer noch, die Klosteraufhebung zu verhindern oder wenigstens den Hedinger Besitz zu bekommen. Er warf dem Haus Hohenzollern vor, die Vereinigung mit dem Kloster Inzigkofen nur deshalb betrieben zu haben, weil dort eine Schwester des Sigmaringer Grafen als Pröpstin amtierte. Der bisherige Inzigkofer Konvent hatte aber wegen der Annahme der fremden Klostergüter "vill Scrupel vnd Ängstigkheiten" und von den neuen Schwestern "allerley Creyz vnd Widerwerthigkheiten" zu ertragen. Die Schwestern aus Hedingen sonderten sich von den Augustiner-Chorfrauen ab und wollten mit ihnen nichts zu tun haben.
Das leer stehende Klostergebäude Hedingen diente zunächst der Stadt als Spital. 1624 zog dort auf Initiative des Fürsten von Hohenzollern der Franziskanerorden ein, dessen Kloster 1816 säkularisiert wurde.
KARL WERNER STEIM     
LITERATUR
-<KDH Sigmaringen> 288.
- <AFA> 9 (1963) 29-66 (M. HEINRICHSPERGER).
- K. W. STEIM: Das Kloster Hedingen (Sigmaringen). In: E. E. WEBER: Klöster im Landkreis Sigmaringen in Geschichte und Gegenwart. (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen, Band 9). Lindenberg 2005, 501-549.
QUELLEN
-Staatsarchiv Sigmaringen FAS DS 32 T 1: Kloster Hedingen
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