Klöster in Baden-Württemberg
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Dominikanerkloster Wimpfen - Geschichte
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Abbildung  Button Choransicht der ehemalige Dominikanerkirche, heutigen Pfarrkirche Hl. Kreuz in Bad Wimpfen, 2008.
In den Jahren 1259 oder 1264 hat der Dominikanerorden in Wimpfen am Neckar von Engelhard IV. v. Weinsberg, einem Ministerialen der staufischen Herzöge, einen Teil von dessen Besitz erhalten, der im Südwesten der Stadt lag. Wimpfen befand sich damals in einer wichtigen Phase des städtischen Ausbaus. Die Gründung des Predigerklosters neben der Stiftskirche St. Peter, Pfarrkirche St. Marien und der Hospitalkirche St. Johannes mit dem Hl.--Geist-Spital wertete die noch junge Stadt weiter auf. Geschickt verband man die Errichtung der Klosteranlage mit städtebaulich-fortifikatorischen Interessen, lagen doch die massiven Steingebäude direkt an der südwestlichen Stadtmauer. Die Besiedlung könnte vom Kloster in Worms, der zuständigen Bischofstadt, oder vom Konvent in Esslingen aus erfolgt sein, dem Hauptort der "schwäbischen Nation" innerhalb der Ordensprovinz "Teutonia". Die Bestätigung der Konventsgründung, die eine Stärke von zwölf Mitgliedern voraussetzte, erfolgte durch das Provinzkapitel 1269. Im Zuge der Reorganisation der "Teutonia" gehörte Wimpfen seit 1619 zum "Nationalvikariat Schwaben und Franken".
Die erste einfache Unterkunft, die später zur vollen Klosteranlage ausgebaut wurde, soll gemäß der 1721 verfassten Konventschronik schon 1264 errichtet worden sein. Unklar bleibt, ob Albertus Magnus, damals Bischof von Regensburg, 1270 die Grundsteinlegung eines ersten einfachen Kirchenbaus und/oder 1273 seine Weihe vollzog, oder der Wormser Bischof. Für das Patrozinium war "Heilig Kreuz" gewählt worden, da an diesem Ort zuvor der Richtplatz war. 1717 fand man bei Erneuerungsarbeiten am Hochaltar eine Bleikapsel mit einem kleinen, vielleicht von Albertus Magnus geschenkten Kreuz, in dem ein Partikel des Kreuzes Jesu gefasst ist, was Anlass für Wallfahrten am 3. Mai (Kreuzauffindung) und 14. September (Kreuzerhöhung) wurde.
Die Anfänge der gotischen Anlage reichen an den Beginn des 14. Jahrhunderts. Die Saalkirche, der im Norden der gotische Kreuzgang angefügt ist, weist einen Fünfachtel-Schluss auf, dem sich vier quadratische Joche und das Schiff anschließen. Die Architekturformen sind wie der Kirchengrundriss typisch für eine Bettelordenskirche. Von der qualitätvollen gotischen Ausstattung sind figürliche Wandmalereien und die Grabsteine Eberhards VIII. v. Weinsberg und Annas v. Ehrenberg erhalten. Im 18. Jh. erfolgte eine bauliche Umgestaltung des Kirchenschiffs und des Dachreiters sowie die barocke Erneuerung der Ausstattung, die unter den wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen des Klosters in der evangelischen Stadt einfacher ausfiel. Sie umfasste den Hochaltar (Hl. Kreuz), zwei Seitenaltäre (Rosenkranz, Dominikus), Ewig-Licht-Ampel, Chorgestühl, Kommunionbank, Kanzel, Kirchenbänke, Beichtstühle und die Orgel.
Schon zu Ende des 13. Jh. setzte eine sehr breite Unterstützung des Konvents durch Bürger und Adel aus der Umgebung ein, worauf die erhaltene umfangreiche urkundliche Überlieferung und der Fries mit etwa 80 Wappen adeliger Stifter im Chor der Kirche hinweisen. Das Kloster erhielt zahlreiche Stiftungen von Almosen, Grundstücken, Höfen, Häusern, Zinsen und Gülten, wofür als Gegenleistung Gebets- und Seelsorgedienste standen, vor allem Predigten, Andachten, Totengedenken durch Gebete und Jahrtagsmessen sowie eine Marienbruderschaft.
Bereits im 13. Jh. sind Angehörige aus benachbarten Adelsfamilien unter den Mitgliedern des Konvents zu finden. Ein 1665 angelegtes Nekrologium, das im Pfarrarchiv vorhanden ist, weist allerdings Verschreibungen und gelegentlich auch Irrtümer hinsichtlich der Personen auf. Die Beziehungen zum Petersstift und den anderen Klerikern der Stadt entwickelten sich ebenfalls günstig, wie verschiedene fromme Stiftungen erkennen lassen. Das Kloster erlangte zunächst über zahl- und umfangreiche Stiftungen und Erbschaften und infolge der zunehmenden Einkünfte aus der erfolgreichen Bewirtschaftung eine enorme finanzielle Stärke. Im Laufe der Zeit wurde es wohl auch üblich, bei Eintritt in den Konvent einen Aufnahmebeitrag zu entrichten. In der Folge entwickelte sich der Konvent zu einem bedeutenden Geldverleiher für die Reichsstadt Wimpfen und die Region.
Die gute wirtschaftliche Lage zog als negative Begleiterscheinung jedoch einen Verfall der klösterlichen Disziplin nach sich, weshalb auf nachdrückliches Betreiben der Bürgerschaft 1459 das Generalkapitel die Reform des Konvents anordnete, wofür 1460 Mitglieder der Konvente in Nürnberg und Basel abgeordnet wurden, welche die strenge Beachtung (Observanz) der Vorschriften zur Lebensführung des Ordens einführten.
Als bedeutende Mitglieder gingen aus dem Wimpfener Konvent Michael Vehe (+ 1539) und Johannes Fabri (+ 1588) hervor. Beide traten als Prediger, theologische Lehrer und Autoren in Erscheinung.
Ein fr. Johannes ist schon 1278 als Lehrer der Theologie im Konvent bezeugt, eine bedeutendere theologische Lehreinrichtung bestand in Wimpfen allerdings nur vorübergehend in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Klosterbibliothek ging nach Aufhebung des Konvents an die großherzogliche Bibliothek in Darmstadt über. Das Archiv befindet sich heute nahezu vollständig im Staatsarchiv Ludwigsburg nachdem es zuvor gleichfalls in Darmstadt lagerte.
In der Ordensprovinz kam dem Wimpfener Konvent nur eine mittlere Stellung zu. Sechs Provinzkapitel fanden hier statt, das erste 1305, dann erst 1465 jenes, welches das erste Kapitel der observanten Konvente in der Teutonia war, danach jene von 1479, 1506, 1528 und von 1590, letzteres wurde allerdings wegen des heftigen Widerstands der Bürger der evangelischen Stadt nach Worms verlegt .
Das anscheinend bis zur Reformation weitgehend einvernehmliche Verhältnis der Bürger zum Konvent ist erst in der zweiten Hälfte des 16. Jh. im Zuge der Auseinandersetzung um die Einführung der evangelischen Glaubenslehre und Gottesdienste nachhaltig gestört worden. Noch 1536 rühmte Johannes Fabri das Eintreten der Stadt für den alten Glauben. Doch hatte der Rat bereits 1525 die Güter des Konvents inventarisieren und beschlagnahmen lassen sowie den Dominikanern empfohlen, weltliche Kleidung zu tragen und sich der Reformation anzuschließen. Als die neue Glaubenslehre zunehmend Anklang fand, wies Kaiser Maximilian II. 1570 den evangelischen Prädikanten für ihren Gottesdienst das Schiff der Konventskirche zu, während die noch verbliebenen vier Dominikaner den Chor behielten. Diese Situation zog wechselseitige Störungen nach sich, verschärfte das konfessionelle Klima sehr und führte dazu, dass sich die Evangelischen 1588 in den Besitz der Marienpfarrkirche brachten. In den Jahren 1632 bis 1634 stand das Kloster zeitweise durch Anordnung des schwedischen Königs Gustav Adolf leer, bis sich die Lage entsprechend dem Ausgang der Schlacht bei Nördlingen wieder änderte. 1655 wurde dem Konvent die Seelsorge in der katholischen Stadtpfarrei durch das Wormser Domkapitel offiziell übertragen. Die Dominikaner verblieben danach in der Stadt bis ihr Kloster schließlich im Jahre 1818 nach deren Übergang an das Großherzogtum Baden 1802 und dann an das Großherzogtum Hessen 1803 aufgehoben wurde. Das letzte der 16 Mitglieder des Konvents, die staatliche Pensionen erhielten, verstarb 1842. Bad Wimpfen gehört seit 1821 zur Diözese Mainz, die ehemalige Konventskirche wird als Pfarrkirche genutzt, Teile der Klostergebäude beherbergen zusammen mit Neubauten das Hohenstaufen-Gymnasium.
THOMAS BERGER     
LITERATUR
-<KDW I> 194-196.
- K.V. ARENS, R. BÜHRLEN: Die Kunstdenkmäler in Wimpfen am Neckar, Bad Wimpfen 1991.
- Bischöfliche Kanzlei (Hg.): Handbuch der Diözese Mainz, Mainz 1931.
-
G.M. LÖHR: Der Dominikanerorden und seine Wirksamkeit im mittelrheinischen Raum. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 4 (1952) 120-156.
K.H. STAUB: Geschichte der Dominikanerbibliothek in Wimpfen am Neckar (ca. 1460-1803). Untersuchungen an Hand der in der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt erhaltenen Bestände (Studien zur Bibliotheksgeschichte 3). Graz 1980.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 235: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Waldkirch-Würzburg
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 218: Wimpfen, Reichsstadt: Predigerkloster
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
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