Klöster in Baden-Württemberg
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Dominikanerinnenkloster Horb - Geschichte
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Die Anfänge des Dominikanerinnenklosters lassen sich nicht eindeutig klären. In der Ordensüberlieferung wird die Entstehung drei Gräfinnen (von Tübingen, Eberstein und Hohenberg) im Jahre 1218 zugeschrieben. Die frühesten urkundlichen Belege aus den Jahren 1261 und 1265 erwähnen ganz allgemein einen "conventus in Horwe" und auch die für das Jahr 1276 angegebene Inkorporation des Klosters in den Predigerorden ist nicht ausdrücklich auf den Horber Konvent, sondern allgemein auf "Büßerinnen" bezogen. 1282 wird die Gemeinschaft erstmals nachweislich in einem Steuerprivileg von Pfalzgraf Otto von Tübingen als dem Predigerorden zugehörig bezeichnet: "priorissa et conventus regiminis fratrum Predicatorum apud ecclesiam sancte crucis". Im frühen 14. Jh. wird der Konvent meist im Zusammenhang mit Besitztransferierungen genannt und zur Unterscheidung von den anderen beiden religiösen Frauengemeinschaften in Horb als "obere", später auch als "weiße" Sammlung bezeichnet.
Im Gegensatz zu dem stärker adelig geprägten Dominikanerinnenkloster Kirchberg treten in dieser Zeit Horber Bürgerstöchter in den Konvent ein, dessen innerklösterliche Entwicklung sich aufgrund der dürftigen Überlieferung kaum nachvollziehen lässt. Eine Häufung von Gültverkäufen während der Zeit der Reformation deuten auf eine wirtschaftliche Krise hin, während für die Zeit des 30-jährigen Krieges Hinweise fehlen.
Der Stadtbrand von 1725 zerstörte das Klostergebäude, dessen Neubau unter der Priorin Anna Katharina Gessler durch intensives Spendensammeln finanziert wurde. Bereits 1727 konnte die neu errichtete, dreiflügelige Anlage mit einer Kapelle im Ostflügel und einer darunter liegenden Gruft eingeweiht werden; drei Altäre darin wurden von einem Schömberger Bildhauer angefertigt.
Bereits Ende des 17., verstärkt aber Anfang des 18. Jh. erfolgten größere, zum Teil auf städtischer Gemarkung liegende Besitzerwerbungen, die zu Konflikten mit der Stadt führten. Besonders umfangreich waren die Erwerbungen von der adeligen Familie Keller von Schleitheim im Isenburger Tal und der so genannte Buchhof (bei Nordstetten). 1758 erwarben die Klosterfrauen sogar das bisher von den Obervögten bewohnte "Schloss zu Horb".
Der Konvent bestand in dieser Zeit aus 10-15 Schwestern, die jedoch im Gegensatz zum Spätmittelalter zum großen Teil nicht mehr aus Horb direkt, sondern aus dem Umland, teilweise sogar aus bayerischen Gebieten stammten.
Ende des 18. Jh. häuften sich Klagen über das "weltliche" Leben der Klosterfrauen. Die Ordensleitung reagierte mit dem vergeblichen Versuch der Einführung der Klausur. Um der unter Joseph II. drohenden Aufhebung zu entgehen, hatten die Dominikanerinnen bereits 1776 den Mädchenschulunterricht übernommen und so ihre staatlich geforderte "Nützlichkeit" unter Beweis gestellt. Nichtsdestotrotz erfolgten im Zuge der josephinischen Klosterpolitik weltliche Eingriffe, z. B. bei der Oberinnenwahl und der Verwaltung der Temporalia. Bis 1806 hatte sich die Anzahl der Klosterfrauen auf fünf reduziert. Die Aufhebung erfolgte unter württembergischer Herrschaft 1806. Die fünf Klosterfrauen mussten mit ihrer Oberin Maria Josepha Stegmeyer das Kloster räumen. Die Mobilien wurden versteigert bzw. an die Hof- und Domänenkammer abgeliefert. Die letzte Klosterfrau - Theresia Klingler - starb 1837 in Horb.
Das Kloster wurde seit seinen Anfängen als bei oder hinter der Hl.-Kreuz-Kirche lokalisiert und hatte 1676 die Erlaubnis für die Errichtung eines Ganges zwischen Kloster und der Pfarr- und Stiftskirche. Das Klostergebäude wurde in der Folgezeit als oberamtliche Behörden- und Wohnräume genutzt. Heute befinden sich dort das Finanzamt und das Stadtarchiv Horb. Bis heute erhalten hat sich die Klostergruft mit Gräbern des 18. Jahrhunderts.
UTE STRÖBELE     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 291.
- <Württ. Klosterbuch> 288 (U. STRÖBELE).
- R. KRAUS: Die Horber Frauenklöster. In: <WVjH> 4 (1895), 212ff.
- J. DÖSER: Die Frauenklöster in Horb. In: Schwäbisches Archiv 28 (3/1910).
- H. P. MÜLLER: Die Dominikanerinnensammlung. In: J. LIPP (Hg.): Horb am Neckar. Natur und Geschichte erleben. Horb 1997, 129.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 45: Horb, Dominikanerinnenkloster
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 225: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Habsthal-Horb a. N.
-Staatsarchiv Sigmaringen FAS F 12 NVA: Dominikanerinnenkloster Horb
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