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Franziskanerinnenkloster Wiesensteig - Geschichte
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Bereits 1569 dachte Graf Ulrich XVII. von Helfenstein daran, den Geislinger Franziskaner-Terziarinnen die Übersiedlung nach Wiesensteig anzubieten. Doch erst 1587 genehmigte der Bischof von Konstanz dem Grafen Rudolf V. das Vorhaben. 1590 bezogen sechs Schwestern den Klosterneubau neben der Wiesensteiger Stiftskirche.
Neben der Drittordensregel galten für "Mutter und Schwestern der Dritten Regel des hl. Franziskus zu Wiesensteig" die "Beistatuten" vom 17. Juni 1590. Mit der Stiftungsurkunde vom 10. November 1590 dotierte Graf Rudolf V. das für zehn Insassinnen bestimmte Kloster mit den Erträgen von sechs durch Graf Ulrich eingezogenen Benefizien sowie weiteren Geld- und Naturaleinkünften, behielt sich aber das Patronatsrecht vor. In dem gleichzeitigen mit der Stadt Wiesensteig abgeschlossenen Vertrag verpflichtete sich die Klostergemeinschaft, jeweils zwei Schwestern für den Dienst an den Kranken und Sterbenden zu bestimmen.
Da nach dem Tod des letzten helfensteinischen Grafen (1627) die Herrschaft Wiesensteig 1642 zu zwei Dritteln und 1752 ganz an Bayern fiel, durften nach dem 30-jährigen Krieg Novizinnen nur mit Erlaubnis des Provinzials und des bayerischen Kurfürsten aufgenommen werden.
Beim Stadtbrand im Jahre 1648 wurde das Kloster völlig zerstört, bis 1650 aber wieder aufgebaut. 1658 wurde die mit drei Altären ausgestattete neue Kapelle geweiht, doch hatten die Schwestern später auch in der Stiftskirche ein eigenes Oratorium. 1788 übernahmen sie den Schuldienst, ließen aus eigenen Mitteln zwei Schulräume herrichten und Mitschwestern zu Lehrerinnen ausbilden. Um 1800 unterhielten sie auch eine kostenlose Nähschule für über 100 Mädchen.
Am 18. Oktober 1811 wurde das Kloster von Württemberg aufgehoben. Die elf Schwestern behielten jedoch das Wohnrecht und durften auch Gasthaus und Mädchenschule weiterführen. Im Jahre 1835 starb die Oberin; die zwei überlebenden Schwestern zogen im Mai 1836 nach Bayern.
1837 kaufte die Stadt Wiesensteig das Klostergebäude (ohne Kapelle). Nach einem Umbau wurde es von 1838 bis 1967 als städtisches Schulhaus und danach als Wohngebäude benützt. Die Klosterkapelle diente von 1821 bis 1973 der evangelischen Gemeinde als Betsaal und ist heute Übungssaal der Stadtkapelle.
KARLFRIEDRICH GRUBER     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 514f. (K. GRUBER).
- <AFA> 6 (1960) 189-218 (M. HEINRICHSPERGER).
- <KDW Ehingen> 204.
- <StAL> 535 S.
- W. ZIEGLER: Wiesensteig. Stadt und Schloss. Wiesensteig 1986, 22-24.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 235: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Waldkirch-Würzburg
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 535 S: Wiesensteig, Geistliche Niederlassungen
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