Klöster in Baden-Württemberg
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Paulinerkloster Grünwald - Geschichte
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Im Wald Saatfeld zwischen Lenzkirch und Gündelwangen stießen mehrere Herrschaften zusammen: die Vogtei über die Grundherrschaft der Abtei St. Blasien in Schluchsee, die Herrschaften Bonndorf und Lenzkirch, die alle drei im 14. Jh. im Besitz der Herren von Blumegg waren. Der Ritter Heinrich von Blumegg schenkte sein im Grenzbereich gelegenes Gut zu der Wilden Habe mit zehn Jauchert Holz und Feld 1360 zwei Pauliner-Eremiten. 1362 überließ die Abtei St. Blasien
dem Paulinerkonvent im "Grünwald" gelegen, wie das Kloster bald genannt wurde, weitere Grundstücke und 1389 ein weiteres Waldareal. Die Herren von Wolfurt, die den Orden von Anfang an gefördert und 1402 das Paulinerkloster Bonndorf gestiftet hatten, förderten 1418 und 1429 auch Grünwald durch Stiftungen. Mit seiner Schenkung von Pfarrkirche, Kirchensatz, Widdum und Zehnten von Kappel bei Lenzkirch verbesserte Clewi Bick zu Bonndorf 1430 die wirtschaftliche Lage des Klosters nochmals, 1438 wurde die Pfarrei dem Kloster inkorporiert.
Grünwald hatte sich St. Blasien gegenüber 1362 verpflichten müssen, nicht mehr als zehn Mönche aufzunehmen. Diese Zahl wurde nie erreicht. Meist weilten außer dem Prior nur ein bis zwei Mönche hier. Nach dem 30-jährigen Krieg konnte Grünwald zeitweise nicht einmal mehr die Pfarrei Kappel versehen. Erst ab Mitte des 18. Jh. waren es immer drei, zeitweise vier Mönche mit dem Prior. Seit dem 17. Jh. wechselten die Konventualen häufig zwischen den fünf Konventen der schwäbischen Ordensprovinz, nur die Prioren blieben oft über viele Jahre, im Einzelfall Jahrzehnte im Amt.
In solch kleinen Konventen fanden sich die Patres nur zu Matutin, Vesper und Komplet zum gemeinsamen Chorgebet zusammen, Ende des 18. Jh. beteten die Mönche in Grünwald ihr Brevier nur noch privat. Hauptaufgaben waren die Gottesdienste in Grünwald und Kappel mit der dortigen Pfarrseelsorge. Mit den Pfarrkindern dort hatte das Kloster 1450 einen Vertrag über die gegenseitigen Pflichten geschlossen. Aber da die eine knappe Stunde von Grünwald entfernte Pfarrkirche vom Kloster aus versehen wurde, konnte bei schlechter Witterung und im Winter die Pfarrkirche nur schwer erreicht werden, weshalb die Kappeler Ende des 17. Jh. vergeblich verlangten, die Pfarrer sollten am Ort residieren.
Als 1693 das Kloster Reliquien des Katakombenheiligen Lucius erhalten hatte, blühte zeitweise die Wallfahrt nach Grünwald. In der Klosterkirche wurde auch eine Kopie des Gnadenbildes von Tschenstochau verehrt, des damals wie heute größten Konvents des Ordens.
Eine ansehnliche Bibliothek enthielt vor allem Bücher für die Seelsorgepraxis. Als wichtige Quelle zur Geschichte des Paulinerordens hat sich aus Grünwald die früheste Handschrift der Ordenskonstitutionen erhalten.
Die Einkünfte blieben immer bescheiden und überstiegen im 18. Jh. kaum 2.000 Gulden. Sie bestanden im Wesentlichen im Ertrag der Eigenwirtschaft, des Pfarreinkommens und den Abgaben der zwölf Kolonisten, die das Kloster im 17. Jh. auf Rodungsflächen angesiedelt hatte. Zehn Dienstboten wurden beschäftigt.
Vogtei und Landesherrschaft beanspruchten nach dem Übergang der Herrschaft Lenzkirch 1491 die Grafen, ab 1716 Fürsten von Fürstenberg, die Grünwald als Teil ihrer Landgrafschaft Baar betrachteten. Im 17. Jh. wehrte sich das Kloster dagegen, ließ das fürstenbergische Wappen abreißen und forderte Steuerfreiheit für seine Kolonisten, konnte sich aber nicht durchsetzen. Bei Jagden übernachteten die Fürsten mit großem Gefolge im Kloster. Im 18. Jh. mischte sich die Herrschaft immer mehr in die Wirtschaftsverwaltung ein. Die Prioren wurden erst nach ihrer Präsentation vor dem Obervogt, später der Regierung oder dem Fürsten anerkannt. Als Österreich die beiden Paulinerklöster Langnau und Rohrhalden zum Austritt aus der Provinz zwang, untersagte der Fürst Grünwald und Tannheim die weitere Verbindung mit Bonndorf, erkannte den neuen Grünwalder Prior nicht mehr an. Er setzte eigenmächtig einen Administrator ein und strebte ebenfalls die Auflösung Grünwalds an, erlaubte aber 1790 nach dem Tod Josephs II. die Wiedererrichtung der Provinz und Wahl eines Priors.
1389 soll das "Klösterlein" verbrannt sein, aber Baunachrichten sind erst seit dem 17. Jh. überliefert. Nach dem 30-jähigen Krieg wurde 1669/70 das Kloster und die daneben liegende Ottilienkapelle neu errichtet. Die Kirche erhielt 1699-1706 eine neue Ausstattung, eine neue Ottilienkapelle folgte 1715. 1733 wurde die Kirche durch einen Neubau ersetzt und durch einen neuen Trakt mit dem alten Klostergebäude zu einer Drei-Flügel-Anlage verbunden. 1773-1775 wurde die Kirche wieder neu ausgestattet.
In den Revolutionskriegen wurden dem Kloster solche Lasten aufgebürdet, dass die Ausgaben schließlich die Einnahmen um 1.000 Gulden überstiegen. Nun strebte Fürstenberg endgültig die Auflösung an, stieß aber auf den Widerstand St. Blasiens als Mitstifter. Die allgemeine Säkularisation ermöglichte dann die provisorische Aufhebung 1802 und die endgültige 1803. Das Klostervermögen wurde auf ca. 100.000 Gulden geschätzt bei einem Schuldenstand von 14.000 Gulden. Aus diesem Vermögen musste die Pfarrei Kappel dotiert werden, der Rest fiel an den Spitalfonds Hüfingen. Bei der Aufhebung befanden sich der Prior und zwei Mönche im Kloster. Alle erhielten Pfarrstellen, zwei von ihnen übernahmen die vormalige Klosterpfarrei Kappel.
Im Grünwald ermöglichte eine Stiftung den Fortbestand einer Kaplanei. 1880 vernichtete ein Feuer Kirche und ehemalige Klostergebäude, die Kirche wurde in der alten Form wieder aufgebaut. Das Ordenswappen über der Eingangstür, das Hochalterbild der hl. Magdalena von 1711, zwei Steinstatuen des Ordenspatrons des hl. Paulus von Theben und der hl. Magdalena von 1735 sowie ein bedeutendes Steinrelief des 14. Jh. mit der Weihnachtsszene und der Passion haben sich als Zeugnisse der Klosterzeit erhalten.
ELMAR L. KUHN     
LITERATUR
-<KDB VI/1> 383-388.
- K. ELM: Quellen zur Geschichte des Paulinerordens aus Kloster Grünwald im Hochschwarzwald. In: <ZGO> 120 (1972) 91-124.
- K. Hodapp: Pfarrei St. Nikolaus Lenzkirch. München-Zürich 1985, 22-33.
- E. L. KUHN: Die schwäbische Provinz des Paulinerordens in der frühen Neuzeit. In: K. ELM u. a. (Hg.): Beiträge zur Geschichte des Paulinerordens. Berlin 2000, 209-280.
- E. L. KUHN: Der Paulinerorden in Deutschland. Tettnang 2005.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
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