Klöster in Baden-Württemberg
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Zisterzienserinnenkloster "Maria Hof" Neudingen - Geschichte
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Die Anfänge des Klosters Maria Hof reichen zurück in das Jahr 1274, als Bischof Rudolf von Konstanz am 21. November einer nicht näher gekennzeichneten Schwesterngemeinschaft eine Kapelle, genannt "Auf Hof", samt Zubehör übergab, diese aus dem Verband der Pfarrkirche löste und gleichzeitig die Erlaubnis erteilte, auf dem Areal der Kapelle ein Wohnhaus mit Oratorium zu errichten und sich einen eigenen Kaplan zu halten. Die Schenkung erfolgte mit Zustimmung des Grafen Heinrich I. von Fürstenberg, Patron der Pfarrkirche zu Neidingen (heute Neudingen), und des königlichen Notars Konrad von Herblingen, Rektor der Kirche zu Neudingen. Das Gebiet "Auf Hof" trägt seinen Namen nach einem 950 zuletzt genannten fränkischen Königshof. Ob sich dort, wie behauptet, bereits um das Jahr 1200 eine Gemeinschaft von Benediktinerinnen niedergelassen hatte, lässt sich nicht mehr feststellen. Auch für die Existenz einer älteren Beginensammlung, die nach Neudingen versetzt worden wäre, fehlen die Belege. 1287 erlaubte der päpstliche Legat Bischof Johann von Tusculum den Schwestern die Annahme der Augustinerregel und unterstellte das Kloster der Seelsorge des Rottweiler Predigerkonvents. Die formelle Inkorporation in den Dominikanerorden erfolgte durch Beschluss der Generalkapitel von Genua (1305), Paris (1306) und Strassburg (1307). Die dafür notwendige materielle Absicherung wurde ermöglicht durch zahlreiche Schenkungen von Seiten der Grafen von Fürstenberg und des Adels der Umgebung. 1299 hatten die Grafen bereits die für Dominikanerinnenklöster üblichen Freiheiten und Privilegien verliehen. 1303 verkauften sie den Kelhof zu Neudingen an das Kloster, das dadurch auch in den Besitz des Patronatrechtes der Kirche gelangte, 1341 kam durch eine Schenkung der Söhne Heinrichs II. von Fürstenberg der Kirchensatz zu Gutmadingen hinzu. Beide Kirchen wurden 1344 durch Papst Clemens VI. dem Kloster inkorporiert. Heinrich II. (+ 1337) wurde als erster des Geschlechts in der Klosterkirche begraben, seine Schwester Martha stand diesem nach 1341 als Priorin vor. Die Stiftung einer Messpfründe 1370 sowie zahlreiche Jahrzeitstiftungen zeugen für die Bedeutung des Klosters als Gedächtnis- und Erbgrabstätte des Hauses Fürstenberg.
Über die soziale Herkunft des Konvents aus dem Baarer Adel und dem Patriziat der umliegenden Städte gibt das Jahrzeitbuch von 1494 Auskunft. Seit dem Ausgang des 14. Jh. machten die Grafen zu Fürstenberg vermehrt ein aus der Kastvogtei abgeleitetes Aufsichtsrecht über die Vermögensverwaltung geltend. Sie benutzten die Ausweitung ihrer Herrschaftsrechte jedoch nicht zu Reformen im Klosterwesen, so dass Maria Hof nicht erfasst wurde von der dominikanischen Observanzbewegung des 15. Jahrhunderts. In der Reformationszeit litt das Kloster unter mangelndem Nachwuchs und unter ungenügender Betreuung durch die Dominikaner. 1552 erstellten die Oberamtleute der katholisch gebliebenen Landgrafschaft ein Klosterinventar, 1559 verließ die letzte Priorin Neudingen. Damit endete die Geschichte des Dominikanerinnenkloster Maria Hof.
1561 wies Graf Heinrich VII. von Fürstenberg die verwaisten Klostergebäude zunächst den Zisterzienserinnen aus dem Priorat Sankt Agnes in Lauingen als Zufluchtsort zu. 1573 bat er die Äbtissin der Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal um die Zusendung einer geeigneten Schwester zur Leitung der kleinen Kommunität. Das Hauskloster der Markgrafen von Baden war zuvor erfolgreich um die Reform des fürstenbergischen Benediktinerinnenklosters Friedenweiler angegangen worden. Man willigte ein unter der Bedingung, dass Maria Hof baulich instand gesetzt wurde und insbesondere der Chor wie in Friedenweiler so hergerichtet würde, dass ein Gottesdienst nach zisterziensischem Brauch abgehalten werden könne. Außerdem sollte die strenge Klausur eingeführt und den Schwestern das Klostervermögen zurückerstattet werden. Gleichen Jahres kam der Generalabt des Zisterzienserordens nach Maria Hof und erließ eine Visitations-Charta, durch die der Konvent zur Einhaltung der Reformbeschlüsse des Konzils von Trient verpflichtet wurde. Nachdem der Dominikanerorden auf seine Rechte an Maria Hof verzichtet hatte, übergab Graf Heinrich von Fürstenberg am 12. April 1578 das Kloster dem Zisterzienserorden. 1584 wurde es dem Orden inkorporiert und der Visitation des Abtes von Salem unterstellt. 1591 bestätigte der Graf seinerseits den Abt von Salem in seinen Rechten als Vaterabt von Neudingen. Am 1. Dezember 1591 wurde Schwester Anna Rennerin als erste Äbtissin eingesetzt und mit der Durchführung der Reform beauftragt. Sie war zuvor mit anderen Schwestern aus Lichtenthal nach Friedenweiler gekommen und verstarb 1632 in Neudingen.
Grosse Schäden erlitt das Kloster durch die Verwüstungen des 30-jährigen Krieges und die Kriegsereignisse des Spanischen Erbfolgekrieges 1704. Trotz dieser Rückschläge erlebte das Kloster im 18. Jh. eine gedeihliche Entwicklung. Einschneidende Veränderungen brachte erst das Jahr 1802, als die Fürsten von Fürstenberg im Vorfeld der Verhandlungen zum Reichsdeputationshauptschluss erfolgreich die Besitznahme der in ihrem Gebiet befindlichen Klöster durchsetzten. Dabei blieb es auch, als das Fürstentum 1806 durch die Rheinbundakte mediatisiert wurde und unter badische Souveränität fiel. Das Klostervermögen von Maria Hof war bereits im Dezember 1802 eingezogen und die 18 Konventsschwestern mit Pensionen abgefunden worden. Das Kloster blieb bis 1852 bestehen, wurde aber in ein weibliches Erziehungsinstitut umgewandelt. 1852 brannten Klostergebäude und Kirche vollständig ab. An der Stelle der Kirche wurde 1853 die Gruftkapelle des Hauses Fürstenberg errichtet.
MARTINA WEHRLI-JOHNS     
LITERATUR
-"Idea laudabilis monasterii super Curia Mariae prope Neidingen etc., 1770, GLAK/333.
- Repertorium über das eigene Archiv des Klosters Mariahof zu Neudingen (1740): <FFADS> Abt. Eccl.13.
- C.B.A. Fickler (Hg.): Das Anniversarien-Buch des Klosters Maria-Hof bei Neidingen (Donaueschinger Progymnasialprogramm 1845). O. O. o. J.
- G. TUMBÜLT: Das Dominikanerinnenkloster Auf Hof zu Neidingen (1274-1560). In: <ZGO> NF 26 (1911) 65-94.
- M. MÜNZER: Die Geschichte des Dorfes Neudingen, Neudingen 1973.
- H. SCHMID: Die Säkularisation der Klöster in Baden 1802-1811, 2. Teil. In: <FDA> 99 (1979) 276-295.
- Pia SCHINDELE O. Cist.: Die Abtei Lichtenthal. Ihr Verhältnis zum Cistercienserorden, zu Päpsten und Bischöfen und zum badischen Landesherrn im Laufe der Jahrhunderte. In: <FDA> 104 (1984) 19-166.
- R. SCHELL: Das Zisterzienserinnenkloster Maria Hof bei Neudingen. Konstanz 2011.
- R. SCHELL: Das Dominikanerinnenkloster bei Neudingen als Hauskloster der Grafen von Fürstenberg. Konstanz 2008.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 98: Salem
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