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Schulschwesternsammlung Ehingen - Geschichte
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Anna Maria Fiegel (+ 13. Mai 1732), eine an Händen und Füßen gelähmte Ehinger Bürgerstochter, begann um 1705 mit dem Unterricht junger Mädchen in ihrem Elternhaus.
Bald schlossen sich der Gründerin weitere Frauen an, so dass die Lehrtätigkeit ausgeweitet werden konnte. Die kleine Gemeinschaft lebte nach der dritten Regel des hl. Franziskus, ohne sich einem Orden anzuschließen. Die Schwestern legten ein einfaches Gelübde ab und unterstanden dem Bischof. In den Quellen erscheinen sie als "des dritten Ordensschwestern in der Versammlung zu dem heiligen Kreuz oder auf der Schul" (1773). Häufig werden sie auch als Schulschwestern oder "Versammlung dritten Ordens S. Francisci auf dem Schuellhaus" (1733) bezeichnet. In einem Vertrag mit der Stadt wurde die Höchstzahl des Konvents 1733 auf acht Schwestern begrenzt, bei Neuaufnahmen waren Bürgertöchter zu bevorzugen. 1747 erfolgte die Zulassung der Gemeinschaft durch die österreichischen Behörden, die Einrichtung einer Klausur war den Schwestern ebenso wie der Bau einer öffentlichen Kirche sowie die Anlage eines Friedhofs verboten (1748).
Das zentrale Betätigungsfeld der Schwestern war der Unterricht in ihrer Mädchenschule. 1733 versuchte der städtische Rat, den Mädchen aus dem Bürgertum den Schulbesuch vorzubehalten. Die Mittellosen und Waisen aus dem Spital sollten unentgeltlich im Lesen und Schreiben ausgebildet werden. Den Unterricht erteilten zwei bis drei Schwestern, die seit Einführung der Normalschule in den österreichischen Landen eine festgelegte Ausbildung vorweisen mussten. Der Bürgermeister amtierte als "Vicedirektor". Die anderen Mitglieder der Gemeinschaft trugen durch Nähen, Spinnen und Kochen zum Lebensunterhalt bei. Ferner versorgten die Schwestern (zumindest zeitweise) auch Pfründnerinnen.
Die Zeit des Josephinismus überstanden die Schulschwestern unbeschadet, lediglich ihre Anzahl wurde auf fünf reduziert. Auch der Übergang Ehingens an Württemberg 1805/06 wirkte sich zunächst nicht weiter aus. Erst 1829 beendete der Ehinger Magistrat das schulische Wirken der Schwestern und übertrug den Unterricht einem Lehrer. In der Folgezeit übernahm die Stadt das Schulgebäude. Zuletzt lebten pensionierte Schulschwestern im so genannten Oberen Schulhaus bei der Konviktskirche. Die letzte Schwester wurde 1858 mit einer Pension abgefunden, das Gebäude verkauft.
Als Schulhaus diente ein 1708/12 von den Schwestern erworbener Gebäudekomplex auf dem Gänsberg. 1746 kauften die Schwestern den benachbarten Rennhof, einen alten Adelssitz; Teile davon wurden 1764 abgebrochen. Vom Stadtbrand 1749 wurden die Ehinger Schwestern verschont, was einem Gelübde sowie der Fürbitte ihres Schutzheiligen (hl. Petrus von Alcantara) zugeschrieben wurde. 1755 erhielten sie die Erlaubnis für die Errichtung einer Kapelle, 1773 wurde eine beständige Hl. Messe gestiftet. Als der Ehinger Magistrat 1829 die Lehrtätigkeit der Schwestern beendete, übernahm die Stadt das Schulgebäude. Nach mehrfachen Umbauten musste der gesamte Gebäudekomplex 1962 einem Neubau weichen.
LUDWIG OHNGEMACH     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 223f. (L. OHNGEMACH).
- F. M. WEBER: Ehingen. Geschichte einer oberschwäbischen Donaustadt. Ehingen 1955, 232-234.
QUELLEN
-Staatsarchiv Sigmaringen Dep. 30/11 T 1: Ehingen: Urkunden
-Staatsarchiv Sigmaringen Dep. 30/11 T 2: Ehingen: Amtsbücher
-Staatsarchiv Sigmaringen Dep. 30/11 T 3: Ehingen: Akten
-Staatsarchiv Sigmaringen Dep. 30/11 T 4: Ehingen: Aus Salem extradierte Akten
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