Klöster in Baden-Württemberg
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Zisterzienserinnenabtei Frauenzimmern - Geschichte
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Am Beginn der nur schwer zu erhellenden Frühgeschichte Kloster Marientals zu Frauenzimmern steht das große Ordensprivileg ("Privilegium commune") vom 21. Mai 1237, in dem Papst Gregor IX. den Ort, an dem das Zisterzienserinnenkloster "Vallis Sancte Marie" liegt, mit allen Zugehörden bestätigt, ohne ihn jedoch namentlich aufzuführen. Erst ein Jahr später weist Bischof Hermann von Würzburg dem Kloster Mariental, den Ort (Alt-) Böckingen zu, wo die Nonnen nach den Regeln des heiligen Benedikt und den Institutionen der Zisterzienser leben sollten. Bereits 1245 tauscht die "abbatissa in Cymmern" ihren Hof zu Böckingen gegen Besitzungen des Klosters Adelberg in Zimmern in der Diözese Worms ein. Da von nun an nur noch von Zisterzienserinnen in "Cymmern" und ab 1360 von "Frauenzimmern" die Rede ist, wird von einer Identität des Böckinger mit dem Frauenzimmerner Konvent ausgegangen. Der beim Gütertausch 1245 anwesende Erkinger von Magenheim übergibt 1246 zu seinem Seelenheil die Kirche zu Zimmern, nachdem die von seinen Vorfahren dort 1234 eingesetzten vier Chorherren des Stifts St. Cyriak auf ihre Pfründen verzichtet hatten, an die Nonnen des Zisterzienserordens, die in Lauterstein gelebt hatten. Da die Zimmerner Nonnen noch bis 1441 über Besitz in Lauterstein bei Massenbachhausen verfügten, sind sie wohl auch mit diesen identisch. Offenbar war "Mariental" in Lauterstein auf Magenheimer Allodialbesitz gestiftet und 1237 durch den Papst als Zisterze bestätigt worden. Von dort zogen die Nonnen nach Böckingen, bevor sie sich in Zimmern niederließen, wo sie ihre Magenheimer Stifter, nun ausreichend und sogar mit der Kapelle des Cyriakusstifts ausstatteten. Als Weiserabtei gilt Maulbronn, da 1246 sowohl der dort amtierende Abt als Siegler als auch der ehemalige Abt Sifrid unter den Zeugen auftreten. 1418 übertrug das Generalkapitel der Zisterzienser das Visitationsrecht vom Maulbronner auf den Bebenhausener Abt. Da jedoch kein Inkorporationsstatut des Generalkapitels für Frauenzimmern überliefert ist, wurde das Kloster bisher zu den nicht voll dem Orden angeschlossenen Zisterzen gezählt, was durch neuere Forschungen revidiert wurde. Die Erwähnung einer Priorin neben der Äbtissin (1360) deutet auf eine voll ausgebildete Verfassungsstruktur innerhalb des Konvents hin, der seine Amtsträgerinnen aus dem Adel der Umgebung wie z. B. der Familie von Sachsenheim rekrutierte. Der Besitz beschränkte sich auf die nähere Umgebung im Zabergäu, so etwa auf Pfaffenhofen und Lauffen. In Frauenzimmern, wo die Nonnen einen Hof bewirtschafteten, verfügten sie über zahlreiche Rechte und Zehnten, wegen derer es 1400 mit Bebenhausen und 1428 mit Adelberg zum Streit kam, die dort ebenso begütert waren. 1307 wurde dem Kloster die Zimmerner Pfarrkirche St. Martin inkorporiert, deren Patronatsrecht ihm von Maria von Magenheim, Witwe des Grafen Otto von Hohenheim, geschenkt worden war. Zwar nahm Kaiser Heinrich VII. die Zisterzienserinnen 1309 in seinen Schutz und Schirm, jedoch übten die Herren von Magenheim als Stifter die Schutzvogtei aus. Mit dem Niedergang ihres Hauses nahmen auch die Bedrückungen des Klosters zu, nachdem Württemberg nach 1321 seinen Einfluss immer stärker ausbauen und das Erbe der Magenheimer an sich bringen konnte. Die Grafen waren bestrebt, ihren Besitz durch die Übernahme des Marientaler Besitzes zu arrondieren. Sie betrieben daher die Verlegung des Konvents in die heruntergekommene Odenheimer Propstei Kirchbach bei Ochsenbach. Nachdem bereits auf dem Generalkapitel 1434 darüber verhandelt worden war, kam es am 12. September 1442 zum Verkauf der Propstei durch Abt Dietrich und den Konvent von Odenheim an die Zisterzienserinnen zu Frauenzimmern, die nun in die Diözese Speyer umsiedelten. Zur Rückzahlung des von ihrem Vogt Graf Ludwig von Württemberg entliehenen Kaufpreises waren die Schwestern zum Verkauf ihrer Güter zu Lauterstein, Frauenzimmern und Lauffen gezwungen, womit der Niedergang der ohnehin geschwächten Zisterze besiegelt war. Von den Klostergebäuden, die bereits im 16. Jahrhundert abgetragen wurden, finden sich keine baulichen Überreste mehr vor Ort, wo nur noch die heutige "Klosterstraße" und der Name "Frauenzimmern" selbst an die Geschichte Marientals erinnern.
MARIA M. RÜCKERT     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 243f. (M. M. RÜCKERT).
- <KDW I> OA Brackenheim, 117f.
- E.-U. HINK: Das Zisterzienserinnenkloster Mariental zu Frauenzimmern-Kirchbach im Zabergäu. Stuttgart 1961.
- M. M. RÜCKERT: Zur Inkorporation südwestdeutscher Frauenklöster in den Zisterzienserorden. Untersuchungen zu den Zisterzen der Maulbronner Filiation im 12. und 13. Jahrhundert. In: _SMBG% 111 (2000) 381-410.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 484: Frauenzimmern und Kirbach
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 106: Diplomatare
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