Klöster in Baden-Württemberg
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Franziskanerinnenkloster Warthausen - Geschichte
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Die lokale Gründungstraditon wurde 1666 im Kloster schriftlich festgehalten: Bereits 1385 werden zwei (leibliche) Schwestern, Anna und Betha Lochler, als Klausnerinnen in Warthausen genannt. Eng mit ihnen verbunden sind die Hun (Huon, Hün), die mit Betha und Anna die erste erhaltene Konventsliste von 1406 einleiten. Ein Heinzelmann Huon, Richter in Biberach, lebt zeitgleich, so dass die Gründerin der Oberschicht Biberachs an der Riss entstammen dürfte. Bis zur Reformationszeit stammten die Schwestern weitgehend aus der Oberschicht der Reichsstädte Oberschwabens mit Ulm. Die Gründungsbestätigung durch Herzog Albrecht (mit dem Zopf) 1387 zeigt die besondere Beziehung zum Haus Österreich, das 1331 die Herrschaft Warthausen erworben hatte und bis zum Ende den besonderen Schutz und Schirm für das Kloster gegen alle weltlichen und geistlichen Angriffe verteidigte, auch wenn diese wie z. B. die Schad ebenfalls engste Beziehungen zum Kaiserhaus hatten.
Ein eigener Klostername kam spät. Die nebenstehende Pfarrkirche St. Maria wurde mitbenutzt. Als deren Patrozinium um Johannes Ev. erweitert wurde, benannte sich der Konvent ab 1660 als "bei Maria der Englen".
Die Gemeinschaft wurde 1406 den Franziskaner-Minoriten (Observanten) als Terziarinnen-Konvent angeschlossen. Strenge Klausur war schon eingeführt. 1465 erfolgte die Bestätigung durch den Papst. 1580 kam das Kloster von der Oberdeutschen zur Tiroler Ordensprovinz. Noch 1567 wurde das Kloster von Söflingen visitiert, aber von 1630 bis zur Aufhebung den Franziskanern in Ehingen unterstellt.
Von 1648 bis 1782 kamen die Schwestern aus der Landbevölkerung des nördlichen Oberschwabens und der anliegenden Gebiete Bayerisch-Schwabens, in einzelnen Fällen auch vom Kaiserstuhl und aus Bozen.
Der 30-jährige Krieg rührte an die Existenz: zum einzigen Mal berichten die Schwestern selbst; 1632 wurden von den Schweden Schloss, Dorf und Kloster ausgeraubt und die Klausur geöffnet. Vor einem neuen Übergriff zwei Jahre später wurden die Schwestern von zwei beherzten lutherischen Bürgern aus Biberach gewarnt und sie konnten rechtzeitig auf ihr Gut in Ingerkingen flüchten; beim Versuch der Mutter und einigen älteren Schwestern, das Kloster wieder zu beziehen, wurden sie erneut vertrieben und zwei Schwestern von Soldaten erstochen. Ab etwa 1638 sammelte die Mutter die überlebenden Schwestern und sie richteten das "verderbte" Haus wieder her; Verlegungspläne nach Neuburg an der Donau (bei Ingolstadt) zerschlugen sich.
Die Schwestern befassten sich mit Weben, Kerzenherstellung, Nähen und Flicken der Kirchenwäsche; im Landkreis Biberach sind noch Einzelbeispiele prächtiger Glockenkaseln mit Gold- und Silberbrokatbesatz aus der Barockzeit erhalten.
Eigene Lehenhöfe besaß das Kloster anfangs in Osterhofen bei Haisterkirch (Bad Waldsee) und dann in Hüttisheim, Ingerkingen, Langenschemmern und Aßmannshardt. Ab 1681 wurden noch Weinberge in Meersburg erworben! In Warthausen gehörte dem Kloster nur das große Klostergrundstück, die "Schwesternwiesen" (heute Freibad) und der "Franzenghau", ein Wald aus schadscher Schwesternmitgift.
Vor 1450 stiftete Martin Andelfinger, Pfarrer in Warthausen, die Kaplanei St. Wendelin mit Präsentationsrecht auf alle Zeit für die Schwestern der Klause. Dieses Recht musste besonders im 16 Jh. verteidigt werden. 1660 übergeben die Schwestern freiwillig die Kaplanei dem Bischof von Konstanz; bis 1947 war diese Stelle besetzt.
Die josephinischen Reformen brachten das Ende. Die Aufhebung des Konvents traf in Warthausen eine Gemeinschaft von 18 Schwestern unter Mutter Innocentia Rehm. Die Versteigerung des Mobiliars erbrachte 330 Gulden; Kruzifixe, Prager Kindlein und Kreuzwegstationen wurden nach Freiburg geschickt; die Heiligenbilder vor Ort versteigert. Silbergeräte wurden später weiterverkauft oder in der Münze Günzburg eingeschmolzen. Die Lehenhöfe werden meist an die Lehensnehmer verkauft. Die letzte Schwester starb 1803, die Gruft im südlichen Teil des Schiffes der Pfarrkirche ist beim Umbau 1957 abgegangen.
Das erste Klostergebäude war ein einfacher Fachwerkbau. Mindestens einmal wird ein größerer Brand beklagt und zwischen 1632 und 1634 das Kloster schwer beschädigt. 1647 wurde die benachbarte Pfarrkirche von Franzosen und Schweden niedergebrannt. Beim Wiederaufbau wird die Schwesternempore in der Kirche aufgegeben und ein neuer Anbau mit Öffnung zur Kirche erstellt. 1709 wird ein großzügiger barocker Neubau ähnlich wie das Kloster Maria de Victoria in Biberach (jetzt Amtsgericht) nördlich der Pfarrkirche errichtet. Die Klostergebäude ließen sich nach der Aufhebung schlecht veräußern; schließlich kaufte sie der Ortsherr von Stadion auf Abbruch. Vom Kloster existieren nur noch sehr gut erhalten und renoviert das Pfortenhaus nördlich der Pfarrkirche und östlich daran anschließend, aber nicht zugänglich, die Keller.
JOSEF WEKENMANN     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 500f. (J. WEKENMANN).
- <AFA> 6 (1960) 65-90 (M. MILLER/M. HEINRICHSPERGER).
- <KB Biberach> II, 969.
- <KDW Biberach> 246.
- J. WEKENMANN: Das Franziskanerinnenkloster Warthausen. Zulassungsarbeit masch. am Institut für gesch. Landeskunde Tübingen 1973.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 556 l: Warthausen, Maria bei den Engeln
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 235: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Waldkirch-Würzburg
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