Klöster in Baden-Württemberg
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Dominikanerkloster Schwäbisch Gmünd - Geschichte
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Abbildung  Button Aufriss der Klosterkirche von J. M.Keller. Federzeichnung, um 1762.
Die Errichtung eines Gmünder Dominikanerklosters geschah vom Esslinger Kloster aus im Jahr 1294. Die Gründung erfolgte wahrscheinlich auf einem ehemaligen Herrenhof in der Nähe der St. Johanniskirche, der in Nachfolge der Staufer wohl in rechbergischen oder städtischen Besitz übergegangen war. Am 11. Oktober 1294 bestätigten die Gmünder Dominikaner den Empfang eines Messbuches und Messgewandes noch ohne eigenes Siegel, die Abgrenzung des Bettelbezirkes gegenüber dem Mutterkloster in Esslinger dagegen vom 23. Juni 1296 wird bereits mit eigenem Siegel bestätigt. Am 16. März 1352 ist von einem neuen Kirchenbau die Rede, am 12. November 1356 wird die erste Messe im Chor gelesen. Das Kloster entwickelte sich in der Stadt nicht nur zum geistlichen Mittelpunkt für die Bürgerschaft, sondern auch für den Landadel. Besondere Gönner des Konvents wurden die Herren von Rechberg. Gepflegt wurde auch bei den Dominikanern in Schwäbisch Gmünd das gelehrte Studium, wie nicht zuletzt der Lebenslauf des Provinzials Nikolaus Nottel (+ 1452) aus Gmünd belegt (1398 Lektor Augsburg, 1400 Magister studentium in Ulm, nach wechselnden Aufgaben 1426-1446 Provinzial).
Auf Drängen des Gmünder Rates beim Ordensgeneral der Dominikaner sowie beim Papst führte Ende 1478 der Konventuale Heinrich von Wesmalia und der observante Ulmer Prior Ludwig Fuchs hier eine Reform durch, die auf die striktere Beachtung der Ordensregeln zielte. 1479 unterstellte sich der Dominikanerkonvent in Schwäbisch Gmünd dann ganz der observanten Regel.
Die Neuerbauung des Klosters fällt in das zweite Viertel des 18. Jh., wobei die Planung auf Dominikus Zimmermann zurückgeht. Die Grundsteinlegung erfolgte am 2. Juli 1724, am 18. November desselben Jahres vollendete man die Dachdeckung am Westflügel: Danach trat eine Bauunterbrechung von 13 Jahren ein. Erst 1738 begann man unter Prior Franziskus Rheinfeld auf neuer Grundlage mit dem nördlichen Verbindungsbau und dem langen Bau, das heißt dem Ostflügel und dem Refektorium. Ab dem Jahr 1762 wird die ursprüngliche gotische Klosterkirche durch den Stadtbaumeister Johann Michael Keller barockisiert und 1764 fertig gestellt.
Nach dem Übergang der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd an Württemberg im November 1802 erging bereits am 29. November an die zehn Patres und drei Laienbrüder die Aufforderung, ihr Kloster zu verlassen und zu den Franziskanern zu ziehen. Das Kloster gehörte zu den reichen Landbesitzern : 31 Höfe und beinahe 100 Morgen Waldungen, der Frucht - und Weinzehnten bzw. weitere Einkünfte in Hegnach, Hoheneck, Neckarweihingen, Poppenweiler, Bieningen am Neckar, Herlikofen und Hussenhofen wurden sofort säkularisiert. Die ungefähr 3000 Bände umfassende, teilweise sehr wertvolle Bibliothek wurde vorerst in das Augustinerkloster verbracht und dort verwahrt; kurz nach 1803 kamen Handschriften und alte Drucke in die neue Zentralbibliothek in Ellwangen, im Jahr 1807 die restlichen Handschriften und weitere alte Drucke in die Öffentliche Bibliothek in Stuttgart, 1817 weitere Bücher in die Universitätsbibliothek Ellwangen und der verbliebene Rest in die Taubstummenschule Schwäbisch Gmünd.
Das Kirchensilber musste nach Ludwigsburg abgeliefert werden und wurde dort eingeschmolzen. Es wog über einen Zentner und brachte dem Staat ganze 200 Gulden ein. Im Mai 1803 wurden alle Einrichtungsgegenstände des Klosters um jeden Preis "verramscht". Eine Klosterkultur von über 500 Jahren wurde mit einem Schlag völlig ausgelöscht.
Als die Mönche am 29. Dezember 1802 unter größter Anteilnahme der Bevölkerung ihren Konvent verlassen mussten, kam es beinahe zu einem Volksaufstand im katholischen Schwäbisch Gmünd, als die neuen Herren den bisher bei den Dominikanern jeden Morgen abgehaltenen Rosenkranzgottesdienst ersatzlos aufheben wollten. Um die Bevölkerung zu beruhigen, musste der Gottesdienst in die Stadtpfarrkirche verlegt werden.
Württemberg benutzte das Kloster als Kaserne und richtete in der Klosterkirche zunächst ein Holzmagazin, ab 1821 einen Pferdestall ein, einen Fakt, den der Stadtmagistrat bestätigte. Das riesige Deckenbild von Johann Anwander wurde in Jahrzehnten zerstört. Der ehemalige Mönchsfriedhof an der Südseite wurde erst zur Dunglege, später zum Exerzierplatz für die Soldaten umfunktioniert.
Nach langen und zähen Verhandlungen gewährte man den bei den Franziskanern untergekommenen Dominikanern zusammen ein wöchentliches Kostgeld von 52 Gulden. Als die Lage bei den Franziskanern unhaltbar geworden wurde, gewährte ihnen der Staat eine Pension von 200 Gulden, sie mussten als Privatiers in der Stadt Wohnung nehmen und sich weltlich kleiden.
Der ehemalige Konvent und die ehemalige Kirche der Dominikaner dienten bis zum Ende des Ersten Weltkriegs als Kaserne, dann wurde der Komplex von der Stadt aufgekauft. Als Notunterkunft für Flüchtlinge nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, als Parteizentrale für die örtliche NSDAP und später für sozial schwache Familien wurde es Anfang der 70er Jahre gravierend umgebaut und renoviert und dient seit seiner Neueinweihung am 23. März 1973 als Kulturzentrum der Stadt. Nach 30 Jahren steht das Gebäude heute wiederum vor einer neuerlichen Sanierung.
KLAUS-JÜRGEN HERRMANN     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 263f.
- <Württ. Klosterbuch> 444f. (K. J. HERRMANN).
- <KDW III/1> OA Gmünd, 409f.
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- B. KLAUS: Zur Geschichte der Klöster der ehem. Reichsstadt Schwäbisch Gmünd. In: <WVjH> 20 (1911) 48-66.
- G. KECK: Vom Dominikanerkloster zur Gmünder Kaserne. In: Gmünder Heimatblätter 6 (1933) 73-77.
- K. SEIDEL: Beiträge zur Baugeschichte des Dominikanerklosters in Schwäbisch Gmünd. In: Einhorn 20 (1973) 132-143.
- H. H. DIETERICH: Rechtsstellung und Rechtstätigkeit der Schwäbisch Gmünder Klöster bis zum Dreißigjährigen Krieg (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Schwäbisch Gmünd 1). Schwäbisch Gmünd 1977.
- DERS.: Das Franziskanerkloster zwischen Reformation und Säkularisation. In: Gmünder Studien 3 (1989) 37-58.
- H. HUMMEL: Gmünder Bibliotheken im Zeitalter der Säkularisation. In: K. J. HERRMANN (Hg.): Barock in Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd 1981.
- K. GRAF Gmünd im Spätmittelalter. Kirchen, Klöster und Spitäler. In: K .J. HERRMANN (Hg.): Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd. Stuttgart/Aalen 1984, 163.
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- DERS.: Die Franziskaner und St. Franziskus in Schwäbisch Gmünd. In: Einhorn Jahrbuch (1998) 157-164.
- R. STROBEL: Der Prediger in Schwäbisch Gmünd - Inventarisation und Denkmalpflege-Praxis. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 23 (1994) 90-99.
- DERS.: Die Kunstdenkmäler der Stadt Schwäbisch Gmünd. Bd. II: Kirchen der Altstadt. München 1995, 47-95, 196-223.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 109, 110: Diplomatare
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 233: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Salem-Stetten
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 177 L: Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 177 S: Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt
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