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Barmherzige Brüder Bruchsal - Geschichte
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Kloster und Krankenhaus des Hospitalordens des hl. Johannes von Gott in Bruchsal wurden im Jahr 1776 durch eine Stiftung von August von Stirum, Fürstbischof von Speyer, in dessen damaliger Residenzstadt ins Leben gerufen.
In der Stiftungsurkunde vom 7. Juli 1777 behielt sich der fürstbischöfliche Gründer die Wirtschaftsführung des Hospitals vor. Dennoch hatte der Provinzial der deutschen Ordensprovinz der Gründung dieser neuen Niederlassung zugestimmt und die Entsendung von acht Religiosen nach Bruchsal zugesagt.
Schon im Dezember 1776 hatten insgesamt vier Ordensleute, darunter ein Priester, die Krankenpflege in Bruchsal zunächst in einer provisorischen Unterkunft aufgenommen. Im Juli 1777 erfolgte der feierliche Einzug in die mittlerweile renovierte "alte Schule" nahe dem "alten Schloss", welche bis über das Ende der Ordensniederlassung im frühen 19. Jh. hinaus Standort des Hospitals blieb.
Im Mai 1778 wurde die Bruchsaler Residenz zum Konvent erhoben und Frater Joachim Wrabez zum ersten Prior ernannt. Am 8. März - dem Fest des Ordensgründers Johannes von Gott - des Jahres 1780 erfolgte die Grundsteinlegung zu einer Klosterkirche, die im Herbst 1781 fertig gestellt und dem hl. Lazarus geweiht wurde. Als öffentliche Kirche war sie auch der Bevölkerung zugänglich.
Gemäß Stiftungsbrief wurden zunächst 12 Betten für "zivile" Kranke eingerichtet, des Weiteren war eine Versorgung von kranken Militärpersonen vorgesehen. 1781 verfügte die Bruchsaler Niederlassung bereits über ca. 50 Krankenbetten, 1788 über 64. Die ohnehin knapp bemessene Fundation war aber zur Deckung dieses Betriebs nicht hinlänglich, so dass seitens der fürstbischöflichen Verwaltung stets weitere Zuschüsse erfolgen mussten, die man durch Inkorporierung anderer Stiftungen, Legate usw. sicherzustellen suchte. Die sich im Zuge der Koalitionskriege rapide verschlechternde Finanzlage des Hochstifts Speyer führte ab den späten 1790er Jahren aber zu deutlichen Einschnitten auch in der Unterstützung der Krankenhausstiftung. Demzufolge reduzierte sich die Zahl der Fratres spätestens 1797 auf sechs, die reguläre Bettenzahl auf zwölf.
Trotz erheblicher Probleme mit der geistlichen Disziplin innerhalb des Konventes, die bereits unter Prior Wrabez 1780 einsetzten, brachten es die Brüder zu beachtlichen Leistungen im praktischen, pflegerischen, aber auch medizinisch-chirurgischen Bereich. Während der ersten zwölf Jahre des Bestandes des Hospitals fanden knapp 4000 - den Ordensregeln entsprechend ausschließlich männliche - Kranke stationäre Aufnahme, von denen nur 116, also circa 3 %, in der Anstalt verstarben. Nicht mit eingerechnet sind hier die zahlreichen Militärkranken, die in einem gesonderten Raum gleichfalls von den Ordensleuten versorgt wurden. Deren Anzahl belief sich im Zeitraum 1777-1796, also innerhalb von 20 Jahren, auf über 4700.
Viele Ordensangehörige genossen einen hervorragenden Ruf als Krankenpfleger und Chirurgen; der schon erwähnte Frater Joachim Wrabez wurde aufgrund seines außergewöhnlichen chirurgischen Talents 1782 an der Universität Freiburg zum Doktor der Chirurgie promoviert. Er hatte bereits seit 1777 als "Professor" auch eine förmliche chirurgisch-medizinischen Schule am Ordenskrankenhaus in Bruchsal geleitet, die auf Anregung des später zu Berühmtheit gelangten Dr. Johann Peter Frank, damals Leibarzt von Fürstbischof August von Stirum, eingerichtet worden war. Sie diente vor allem dem Ordensnachwuchs zum Unterricht, stand aber auch anderen Interessenten offen. Nach dem Weggang sowohl von Wrabez wie von Frank aus Bruchsal verlor diese Ausbildungsstätte an Bedeutung, blieb aber bis 1794 bestehen.
Ende 1802 gelangte der rechtsrheinische Teil des Hochstifts Speyer, und damit auch Bruchsal, an die Markgrafschaft Baden. Auf den Bestand des Klosters der Barmherzigen Brüder hatte dies keinen unmittelbaren Einfluss. Sein Ende trat nicht durch staatliche Anordnung ein, sondern durch "Aussterben" der mönchischen Gemeinschaft aufgrund von Austritten und Mangel an geeignetem Nachwuchs. Das letzte Konventkapitel wurde im Jahr 1805 von fünf Fratres gehalten, von denen im Folgejahr drei aus der Gemeinschaft austraten: Sie alle zogen einen Militärdienst als Feldchirurgen - an solchen war 1806 hoher Bedarf - dem weiteren gemeinsamen Leben im Kloster vor. Ab 1807 wirkten vornehmlich Tertiaren, die sich lediglich auf ein oder zwei Jahre dem Orden verbanden, im Brüderspital. Am 17. Februar 1813 erklärte das badische Ministerium des Innern das Kloster für aufgelöst, während das "Krankenspital" weiterhin Bestand haben sollte. 1857 übernahm mit dem Orden der Barmherzigen Schwestern wiederum eine geistliche Gemeinschaft die Leitung des seit 1837 auch weiblichen Kranken offen stehenden Hospitals. Das alte Spitalsgebäude wurde im Zuge eines Neubaus des Krankenhauses 1905 abgerissen.
CARLOS WATZKA     
LITERATUR
-<KDB IX/2>, 48.
- F.H. BIRNSTIEL, Die Sterblichkeit in dem Kranken- und Waisenhaus zu Bruchsal und die öffentlichen Verpflegungsanstalten der armen Kranken und Notleidenden in dem Fürstentum Speier. Bruchsal 1789.
- A. WETTERER, Die Bruchsaler Krankenspitalstiftung des Fürstbischofs August von Stirum. Bruchsal 1920.
- H. STROHMAYER (OH), Der Hospitalorden des Hl. Johannes von Gott - Barmherzige Brüder. Regensburg) 1978.
-
LANDESRATSAMT KARLSRUHE (Hg.), 200 Jahre Krankenhaus Bruchsal. Fürstbischof Stirum und seine Stiftung. Bruchsal (Selbstverlag 1977).
- Th. ADAM, Kleine Geschichte der Stadt Bruchsal. Karlsruhe 2007.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart E 146 Bü 8227: Angelegenheiten des Johanniterordens
-Generallandesarchiv Karlsruhe 78: Bruchsal Generalia (Hochstift Speyer)
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