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Benediktinerpropstei Gurtweil - Geschichte
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Der Ort Gurtweil wird erstmals 874 in einer Urkunde des Klosters Rheinau erwähnt: Gaugraf Adelbert tauschte den Ort Gurtweil und andere Besitzungen gegen das italienische Gavi. Knapp 30 Jahre später, etwa um das Jahr 900, wurde Gurtweil von einem Grafen namens Udalrich dem Kloster St. Gallen übergeben. Dieses verlieh es als Lehen weiter an oft wechselnde Lehnsherren, darunter befanden sich die Adelsgeschlechter von Gurtweil, von Gutenburg und von Krenkingen.
Bereits 1502 wurde Gurtweil erstmals an St. Blasien verpfändet und zwar durch den bisherigen Lehnsträger, Wilhelm von Grießen. Seit 1532 besaß die Familie von Heidegg die Herrschaft. Nach dem 30-jährigen Krieg trat wiederum das Kloster St. Blasien auf den Plan, das bereits beim Verkauf 1532 das Vorkaufsrecht beansprucht hatte. Der Kauf war für St. Blasien aus mehreren Gründen strategisch sinnvoll. Seit 1480 besaß es die Herrschaft der Herren von Gutenburg und kontrollierte diese mit einem Obervogt. Nach der Zerstörung der Gutenburg 1640 suchte St. Blasien einen neuen Sitz des Obervogtes, wofür sich Schloss und Pfarrhaus Gurtweil als besonders geeignet erwiesen. Neben der Schutzfunktion für das unweit von Gurtweil gelegene Frauenkloster St. Blasiens in Berau und für verschiedene benachbarte Klosterhöfe war Gurtweil auch ein Bindeglied zur St. Blasianischen Propstei Klingnau im heutigen Kanton Aargau. Ein weiterer Vorteil war die Kontrolle eines wichtigen Übergangs über die Schlücht Richtung Zürich und Klettgau. Am 30. April 1646 erwarb St. Blasien die Herrschaft Gurtweil mit allen Rechten für 40.000 Gulden. Zur Seelsorge der ortsansässigen Bevölkerung und zur Verwaltung der Güter wurde die Neuerwerbung mit einem Ordensangehörigen St. Blasiens als Verwalter versehen, der seit 1697 den Titel eines Propstes trug. Als Pröpste wählten die Äbte oft gebildete Patres aus, nicht zuletzt, um ihnen mehr Zeit für wissenschaftliche Forschungen einzuräumen. So entstanden in Gurtweil grundlegende Werke der St. Blasianischen Geschichtsschreibung. Während der Propst zur Verwaltung der Güter und zur Seelsorge im Schloss wohnte, wirkte der Obervogt, der die Ritterschaft Gurtweil und die Herrschaft Gutenburg verwaltete, vom Schloss aus. Der erste dem Propst beigestellte Kooperator, ebenfalls stets ein Konventuale St. Blasiens, ist 1676 nachweisbar. Ob die anderen St. Blasianer Patres und Brüder, die bis zu ihrem Tod in Gurtweil bleiben durften, erst nach der Aufhebung St. Blasiens nach Gurtweil kamen oder schon zuvor dort waren, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.
Am 13. Mai 1660 brannte das Schloss vor den Augen des gerade anwesenden St. Blasianer Abtes Franz I. ab. Er ließ das heutige, mit seinem Stufengiebel den Ort dominierende Schloss (1662) und die Renaissance-Kapelle (1664) errichten. Unter den Äbten Blasius III. und Franz II. wurden die Gebäude und die gesamte Anlage barockisiert. Eine wichtige Rolle in der Geschichte des Hotzenwaldes spielte das Gurtweiler Propsteischloss 1737 bis 1738, als nach den dortigen Verhandlungen 11.500 Leibeigene des Klosters St. Blasien im Gebiet der Grafschaft Hauenstein für 58.000 Gulden freigekauft wurden.
Im Juni 1807 hob die Großherzoglich Badische Regierung das Kloster St. Blasien auf und das Obervogteiamt Gurtweil löste die Niederlassung am 8. August 1807 auf. Die Gebäude, sofern noch erhalten, werden seit 1857 nach vorübergehender Nutzung als Lazarett und Gewerberaum für soziale Zwecke genutzt. Der heute noch so genannte Klosterweg führt von St. Blasien über Gurtweil nach Klingnau.
DOMINIK RIMMELE - KARL-HEINZ BRAUN     
LITERATUR
-L. Beringer: Geschichte des Dorfes Gurtweil. Säckingen 1960.
- H. Schmid: Die Säkularisation der Klöster in Baden, 1. Teil. In: <FDA> 98 (1978), 171-352.
- ORTSCHAFTSVERWALTUNG GURTWEIL (Hrsg.): Gurtweil. Zur Geschichte des Dorfes im Wandel der Zeit. Gurtweil 2003.
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