Klöster in Baden-Württemberg
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Franziskaner-Terziarenkloster Bernstein - Geschichte
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Abbildung  Button Prozessionsfahne mit Ansicht des Klosters Bernstein um 1770.
Stifter des Waldbruderhauses war der Niederadlige Hermann von Ow zu Hirrlingen, der 1361 von den Ortsadligen von Heiligenzimmern den Wald Bernstein kaufte, um ihn sogleich an die Brüder Uli und Aberli und die anderen, "die dort seßhaft sind und ein göttlich ehrbares Leben führen" abzutreten. Gleichzeitig übergab das Kloster Reichenau als Lehensherr den Einsiedlern die in der Pfarrei Heiligenzimmern gelegene Hofstatt samt Haus und Wald. Die Weihe der Kapelle erfolgte 1370 (Patrone 1522: Maria, Hochaltar: Johann Bapt., Nebenaltar: Michael). In der Neuzeit galt Johannes der Täufer als Kirchenpatoron.
Die Brüder gaben sich 1448 besondere Statuten, die sowohl vom Abt der Reichenau als auch vom Konstanzer Bischof bestätigt wurden. Die Zugehörigkeit zum Franziskanerorden ist erst für 1499 belegt und 1503 gestattete ein Kardinallegat den Brüdern "von neuem" den Eintritt in den Dritten Orden des hl. Franziskus. 1505 erfolgte durch den Provinzialvikar die formelle Aufnahme in die Straßburger Provinz der Observanten und 1580 in die neu geschaffene Tiroler Provinz.
Ab 1431 ist ein eigener Priester auf Bernstein bezeugt und ab 1460 ein Kaplan, der 1486 zugleich Altvater war, welche Bezeichnung der Vorsteher bis zur Aufhebung führte. Dagegen gab es später keine Geistlichen mehr, vielmehr wurde 1580 mit dem Pfarrer von Heiligenzimmern ein Vertrag geschlossen, wonach dieser wöchentlich eine hl. Messe in der Klosterkirche zu lesen hatte. Nach dem 30-jährigen Krieg übernahmen die Patres des Horber Franzikanerklosters die Pastoration, bis man gegen Ende des 18. Jh. wieder einen eigenen Beichtvater hatte. Ein eigenes Begräbnis wurde 1714 in der Klosterkirche eingerichtet.
Als Bestandteil der Herrschaft Haigerloch bzw. der Grafschaft Hohenberg lag die Schirmvogtei über Bernstein seit 1381 bei Österreich. Herzog Albrecht stellte 1445 den Brüdern ein Schutzprivileg aus, worin sie von Steuern und Diensten befreit wurden, welches die Nachfolger bis 1731 immer wieder erneuerten.
Die Brüder bezogen nur geringe Zinsen und Gülten, die im 15. Jh. in umliegenden Orten erworben wurden. Daneben konnten vom Kloster Kirchberg und den Nachbarn aus Heiligenzimmern verschiedene Grundstücke gekauft werden zur Vergrößerung des Klosterbezirks. Hauptsächlich lebten sie von der Landwirtschaft (bes. Obstanbau) und von handwerklicher Tätigkeit. Sie betrieben eine Ziegelei, Steinbrüche und eine Brauerei. Eine amtliche Erhebung von 1783 nennt als Eigenbesitz 75 Morgen Äcker und 54 Mannsmahd Wiesen, 5 Morgen Weingärten und 48 Morgen Wald, dazu einen Hanfgarten und mehrere Krautgärten.
1580 lebten neun Brüder auf dem Bernstein, 1626 waren es nur noch drei, und während der württembergischen Besetzung war der Ort verlassen. 1732 zählte man wiederum neun Brüder und bei der Aufhebung 1806 waren es elf. Das Bernsteiner Siegel bzw. Wappen zeigt einen Bären, eine Tanne besteigend.
Die Aufhebung des Klosters erfolgte Anfang 1806 nach dem Übergang der Grafschaft Hohenberg an Württemberg. Nach der Bestandsaufnahme waren 16 Gebäude vorhanden. Neben Grundbesitz verfügten die Brüder über ein Kapitalvermögen von rund 14.000 Gulden. Das Inventar wurde veräußert, wobei die Altäre in die Pfarrkirche nach Bochingen gelangten. Der Klosterbezirk kam als Teilgemeinde zu Renfrizhausen, das Hofgut wurde als Staatsdomäne verpachtet und 1976 privatisiert. Von 1946 bis 1955 war im ehemaligen Klostergebäude eine bekannte Kunstschule (Arbeitsgruppe für bildende Kunst in Bernstein) untergebracht.
Die spätbarocke, relativ schmucklose Anlage, die im Kern heute noch vorhanden ist, wurde in den Jahren 1728/33 durch den Baumeister Josef Feuerstein von Rottweil errichtet. An das dreistöckige Konventsgebäude schließt im Norden die Kirche (Weihe 1733) mit darunter liegender Gruft an, deren Chor gegen Osten herausragt. Die Klosterkirche, die 1984 sowie 1991/92 renoviert wurde, dient heute kulturellen Zwecken.
HANS PETER MÜLLER     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 292ff.
- <Württ. Klosterbuch> 188f. (H. P. MÜLLER).
- <AFA> 16 (1971) 93-138 (M. HEINRICHSPERGER).
- <KB Rottweil> II, 252f.
- <KDW II> OA Sulz, 357.
- B. RÜTH (Hg.): Kälberer in Bernstein. Sulz a. N. 1992.
- B. RÜTH / W. SCHÜRLE (Hg.): Chronik des Klosters Bernstein. Bearb. v. C. BUMILLER. Konstanz 2003.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 370: Bernstein, Eremitenbrüderhaus
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart E 146 Bü 7386: Ministerium des Innern III
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 24f: Diplomatare
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 220: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Baden-Buchau
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